Messi? Ronaldo? Magic Musiala kann der Star der WM werden
Doha - Gibt es einen internationalen TV-Werbespot zu dieser Fußball-WM ohne das oft mürrische Gesicht mit leicht ergrautem Haar und Vollbart namens Lionel Messi? Einen Spot ohne das ganzkörper-glattrasierte Muskelpaket namens Cristiano Ronaldo?
Die Helden des Weltfußballs der vergangenen 20 Jahre spielen ihre letzte WM, stehen im Herbst ihrer Karriere. Immer noch Weltklasse, aber speziell bei Ronaldo, von so manchem wegen seines Alters als "CR37" verspottet, hat dieser Herbst schon sehr winterliche Züge.
Nach seinem verbalen Rundumschlag zuletzt wird es kein Zurück zu Manchester United mehr geben. Wo der Portugiese, der mit seiner Auswahl am Donnerstag gegen Ghana ins Turnier einsteigt, nach der Endrunde in Katar noch abläuft und wer ihn überhaupt bezahlen kann – ungewiss. Auch das Karriere-Ende von Messi, bereits 35, ist nicht mehr weit. Im Auftaktspiel seiner Argentinier gegen Saudi-Arabien steuerte der Zehner zwar das 1:0 per Elfmeter zu, dann verlor die Albiceleste jedoch mit 1:2. Hat die Götterdämmerung der Altstars bereits begonnen?
Zahlreiche Weltstars spielen ihre letzte WM
Auch Luka Modric, 2018 mit Kroatien Vize-Weltmeister und danach als Weltfußballer ausgezeichnet (als es mal nicht Messi oder Ronaldo wurden) geht als 37-Jähriger in seine letzte WM. Wie wohl DFB-Kapitän Manuel Neuer (36) und Robert Lewandowski (34). Neymar, Brasiliens Held, ist auch schon 30. Bei ihm ist die Frage, was sein Körper noch alles so mitmacht. Der Franzose Karim Benzema (34), aktuell Ballon d'Or-Gewinner und Europas Fußballer des Jahres, fehlt verletzt.
Neue Helden braucht die WM. Und die nächste Generation der Winner-Typen ist längst nachgerückt, darf sich allerdings erstmals auf der größten Bühne zeigen: Der Brasilianer Rodrygo (21), die Spanier Gavi (18) und Pedri (19) sowie die Engländer Bukayo Saka (21) und Jude Bellingham (19), beide bei Englands 6:2 gegen den Iran erfolgreich. Bellinghams Kumpel, mit dem er einst in Englands Junioren-Teams brillierte, läuft für Deutschland auf: Jamal Musiala, auch erst 19. Das größte Juwel des deutschen Fußballs.
Jamal Musiala ist der große Hoffnungsträger Deutschlands
Für den WM-Auftakt des DFB-Teams gegen Japan ist der offensive Mittelfeldspieler vom FC Bayern gesetzt – erst recht, nachdem Leroy Sané wegen einer Knieverletzung ausfällt. Aufgrund seiner Top-Leistungen in der Hinrunde und seinen zwölf Toren sowie zehn Vorlagen in 22 Pflichtspielen gilt Musiala trotz seiner erst 17 Länderspiel-Einsätze als einer der Hoffnungsträger aus deutscher Sicht. Eine große Bürde für einen Teenager. "Es ist wichtig, die Lockerheit mitzubringen und sich selber nicht zu viel Druck zu machen, sondern einfach ein bisschen Spaß zu haben", sagt Musiala selbst.
Geboren in Stuttgart, der Vater stammt aus Nigeria, die Mutter aus Deutschland, aufgewachsen in England, ausgebildet beim FC Chelsea kam er mit 16 in die Jugend des FC Bayern. Ein bewegtes Leben, ein introvertierter Typ. Musiala macht keine großen Worte, drückt sich über sein Spiel aus, über diese schlangenartigen Bewegungen und gezielten Torabschlüsse. Entdeckt er eine Lücke und sieht die perfekte Schussposition, legt er die Bälle ob mit rechts oder links so platziert und elegant in die Tor-Ecken wie früher Roger Federer mit Vor- und Rückhand beim Tennis an die Linien.
Musiala: "Ich will einer der besten Spieler der Welt sein"
Sich selbst setzt der ehrgeizige, aber stets höflich, bescheiden und respektvoll auftretende Musiala unter Druck: "Ich tue mich schwer, nach einem Spiel zufrieden mit mir zu sein", sagte er dem "kicker" und unterstrich sein Karriere-Ziel: "Ich will einer der besten Spieler der Welt sein." Schon bei der WM in Katar? Flick hält große Stücke auf ihn, sagt: "Es ist ein Genuss, Jamal spielen zu sehen. Er hat diese Leichtigkeit am Ball, sich aus Drucksituationen zu lösen."
Egal, wie alt sie sind, die Größten streben stets nach dem Größtmöglichen: dem WM-Titel. "Man muss daran glauben, dass man gewinnt. Ich tue das", bekräftigt Musiala. Er selbst will "der Mannschaft helfen, so viele Tore wie möglich schießen, Chancen kreieren und so spielen wie hier in München". Und Bayern gewinnt schließlich immer – na ja, fast immer.