Kritik nach Rummenigges Impf-Vorschlag wächst

Karl-Heinz Rummenigge schlägt die Impfung von Bayern-Profis als Vorbild-Aktion vor. Ganz anderer Meinung sind die Sportpolitikerin Dagmar Freitag und der Sportsoziologe Gunter Gebauer. Auch Trainer Hansi Flick äußert seine Meinung.
dpa |
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Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG.
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG. © Robert Michael/dpa-Zentralbild/Pool/dpa/Archivbild
Berlin

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gerät wegen seine Impf-Vorstoßes zunehmend in die Kritik. Die SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag stellt die gute Absicht infrage und unterstellt dem Bayern-Boss wie der Sportsoziologe Gunter Gebauer Eigennutz. "In Wirklichkeit steckt hinter einer solchen Äußerung ja auch die schlaue Idee, die Profi-Fußballer des FC Bayern sollten privilegiert behandelt und im Impfprozess vorgezogen werden", sagte Gebauer am Mittwoch der ARD-"Sportschau".

Rummenigge hatte am Dienstag dem Internetportal "Sport1" gesagt, dass Fußballprofis Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte er und betonte: "Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten."

Wenn sie wohlwollend annehmen würde, dass es ihm darum gehe, die Impfbereitschaft zu erhöhen, wäre es vorbildlich, wenn der FC Bayern "einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots mit der Mannschaft für das Impfen zu werben", sagte Freitag, Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, im Interview von RTL/ntv.

"Das wäre eine glaubwürdige Maßnahme", sagte Freitag. "Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Katar mitgeflogen sind." Der Hintergrund sei also vermutlich eher, "gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen".

Eine bevorzugte Impfung von Profisportlern fände Gebauer "zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig". Der Sportsoziologe sagte: "Ich kann das aus der Sicht der Sportler und der Firmen, die dahinter stehen, sogar verstehen. Das ist ja ökonomisch motiviert, dass man die Privilegien, die dem Profisport in den letzten Wochen und Monaten eingeräumt worden sind, weiterführen möchte."

Zurückhaltend äußerte sich Trainer Hansi Flick zum Vorstoß von Rummenigge. "Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt", sagte der 55-Jährige am Mittwoch am Rande der Club-Weltmeisterschaft in Katar.

© dpa-infocom, dpa:210210-99-385497/3

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  • Loewe22 am 11.02.2021 10:19 Uhr / Bewertung:

    Mein Gott, jetzt kritisiert jeder die Aussage von Rummenigge, der nicht gefordert hat, dass Spieler zuerst geimpft werden sollen.
    Warum kritisiert niemand die Impfstoff Beschaffung, welches die größte Misere ist und Leben beeinträchtigt, mit genügend Impfstoff hätte niemand die Worte derart kommentiert.
    Kommentare sollten zielgerichtet sein !

  • am 12.02.2021 13:00 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Loewe22

    Die haben alle Ausreden, werter Grubonski. Die USA exportieren keinen Impfstoff, solange die kontingierten Mengen an die USA nicht geliefert wurden. In Deutschland, war man sich anscheinend gar nicht bewusst, dass kaum inländische Produktionskapizitäten bestanden - es hat einfach niemand nachgefragt oder zumindest für notwendig erachtet, die einzurichten bevor die im Inland entwickelten Impfstoffe anwendungsreif wurden. Dann hat man das aus fadenscheinigen Gründen an die EU-Komission verwiesen, die für ihre Effizienz bekannt ist, mit dem Ergebnis, dass jetzt alle EU-Staaten darunter leiden und Großbritannien und andere Länder, wenn sie besser zahlen, besser versorgt werden, mit Impfstoff, der in der EU produziert wird. Im alten Preußen hätte man so etwas dem Generalstab zugewiesen. Der kannte sich nicht nur mit Logistik aus sondern war außerdem nach dem Pflicht und Kontrolle Prinzip organisiert. Das hat damals immer funktioniert. KHR war nur so "clever", den eigenen Egoismus zu outen.

  • Yeswecan am 11.02.2021 10:19 Uhr / Bewertung:

    Wenigstens Hansi Flick hat noch gesunden Menschenverstand und ein wenig Empathie

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