Kracher im Achtelfinale? Bammel vor den Bayern!
Gut, im Achtelfinale wartet ein Kracher, womöglich eines der drei englischen Teams. Doch Effenberg sagt: „In dieser Form können sie in Europa jeden schlagen.“ Und Robben hofft auf seinen Ex-Klub Real Madrid.
TURIN Dass die Bayern im Achtelfinale des nächsten Frühjahres im entscheidenden Rückspiel auswärts antreten müssen? Dass sie dann einen „richtigen Kracher" (Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Mittwochabend) bekommen werden? Ach, geschenkt. Das war allen Beteiligten reichlich egal. Hauptsache weiter.
Da kann ja jetzt kommen, wer mag. Mit der Visitenkarte „4:1 bei Juventus" haben sich die Bayern eine Menge Portion Respekt verschafft bei den Großklubs des Kontinents.
Dass es nach England im Anschluss an die Auslosung am 18. Dezember geht, ist bei sieben möglichen Gegnern gut möglich, da sich Manchester United, der FC Chelsea und der FC Arsenal als Gruppenerster für die erste K.o.-Runde qualifiziert haben. Vor den Mittwochsspielen der Champions League (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht begonnen) haben sich ansonsten Girondins Bordeaux, auf die der FC Bayern nicht noch einmal treffen kann, und Real Madrid fürs Achtelfinale qualifiziert.
Für Arjen Robben, erst Ende August für rund 24 Millionen Euro Ablöse aus der spanischen Hauptstadt nach München gewechselt, wäre das der Wunschgegner. „Ich wünsche mir, dass wir Real zugelost bekommen“, sagte Robben der AZ, „da kenne ich noch viele Spieler, würde mich auf ein Wiedersehen Freude. Außerdem könnte ich unserem Coach wertvolle Tipps geben." Der Holländer ist trotz des Superstar-Kaders mit Kaka, Benzema und Cristiano Ronaldo optimistisch: „Die können wir besiegen", sagt Robben.
Das glaubt auch Stefan Effenberg, der Kapitän der Champions-League-Siegermannschaft von 2001, der das 4:1 in Turin für TV-Sender „sky" vor Ort als Experte begleitet hat. „Die Bayern haben mich wirklich tief beeindruckt", sagte Effenberg am Mittwoch der AZ. Und der nächste Gegner? Für Effenberg einerlei. „Wenn die Jungs so spielen wie gegen Juventus, so auftrumpfen, obwohl die Italiener alles in der Hand hatten vor allem nach der 1:0-Führung, dann kann kommen, wer will. In dieser Form können die Bayern in Europa wirklich jeden schlagen. Sie müssen keine Angst haben - im Gegenteil: die anderen Teams werden jetzt Bammel haben, dass sie die Bayern zugelost bekommen."
Mia san wieder mia - mit dieser Stimmung werden die Verantwortlichen zur Auslosung reisen, die Schmach des Abstiegs in die Europa League mit einer möglichen Tingeltour zu zweitklassigen Teams bleibt ihnen erspart. Nun aber haben es die Gegner in sich. „Natürlich wünschen sich die Bayern eine Mannschaft, die eine lösbare Aufgabe darstellt", sagte Effenberg und zählte auf: „Dazu würde für mich der FC Sevilla, der AC Florenz oder auch Olympique Lyon zählen." Und wenn es doch gegen ein Team aus der Premier League geht? Effenberg: „Als ich noch aktiv war, haben wir gegen die Teams von der Insel meist gute Erfahrungen gemacht, dennoch wären Chelsea mit Michael Ballack, ihrem Trainer Carlo Ancelotti und Manchester United wirklich harte Brocken. Da fällt die junge Truppe von Arsenal etwas ab. Chelsea und ManU gehören für mich zu den Top-Favoriten in diesem Jahr."
„Die Bayern haben ein Signal gesetzt", sagte Effenberg der AZ, „die haben dem Rest Europas gezeigt: Wir können richtig Fußball spielen."
Und einen weiteren Trumpf haben die Bayern zusätzlich noch in der Hand: den Präsidenten. Die Bilanz von Uli Hoeneß lautet bislang: drei Spiele, drei Siege. 3:0 in Hannover, 2:1 gegen Gladbach und nun das 4:1 in Turin. „Er ist total unbesiegt", sagte Rummenigge. Die Gegner sind also doppelt gewarnt.
Patrick Strasser