Joshua Kimmichs Corona-Folgen: Wie es jetzt für den Bayern-Star weitergeht
München - Er hat eine Chance vertan, einen guten Zeitpunkt verpasst. Nicht zum ersten Mal, nun gut.
Joshua Kimmich erklärte via Instagram mit locker-leichtem und kämpferischen Unterton zu seiner Corona-Infektion: "Mir geht es gut und die echt lange Quarantänezeit hab ich gestern hinter mich gebracht. Ich brenne darauf, wieder richtig loszulegen und bei der Mannschaft zu sein. Allerdings muss ich mich noch ein bisschen gedulden, da ich aufgrund von leichter Infiltrationen in der Lunge noch nicht gleich voll belasten darf. Die restlichen drei Spiele in diesem Jahr schaue ich mir noch von der Couch aus an und ab Januar attackieren wir dann wieder zusammen."
Dazu wählte er ein Foto aus dem Sommer, das ihn muskelbepackt und kraftstrotzend beim Sprinttraining zeigt. Nicht im Post enthalten: Einsicht oder gar Reue, dass es wohl doch keine so gute Idee war, sich nicht impfen lassen zu wollen? Gar ein Aufruf an seine Follower und Fans, Zweifel an der Impfung zu überwinden? Keine Spur.
Trainer Nagelsmann befürchtet keine Langzeitfolgen bei Kimmich
Ende Oktober begründete er sein Zögern damit, er habe "persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht". Was - und das sei stets betont - sein gutes Recht ist und das Impfen allein seine Entscheidung. Zumindest bis zur Verfügung einer allgemeinen Impfpflicht...
Infiltrationen sind Ansammlungen von Flüssigkeiten in der Lunge. Sie zeigen, dass die Bronchien oder die Lungenbläschen von dem Virus betroffen sind, aber die Einschränkungen der Lungenfunktion eher geringer ausfallen.
"Es sieht nicht so dramatisch aus. Ich mache mir da keine großen Sorgen, dass sie danach nicht wieder an ihre Leistungsgrenze gehen können", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann am Freitagnachmittag an der Säbener Straße angesprochen auf die Situation bei Kimmich und Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting, der sich - ebenfalls ungeimpft - infizierte und bereits am letzten Wochenende die 14-tägige Quarantäne verlassen konnte.
Nagelsmann erklärt den Trainingsplan bei Kimmich und Choupo-Moting
Beide dürfen in den nächsten zehn Tagen nur unter sehr geringer Belastung fürs Herz trainieren - also lediglich regenerativ. Laut Nagelsmann eine "Sicherheits- und Vorsichtsmaßnahme". Der Chefcoach weiter: "Wenn die Infiltration dann weg ist, was nach zehn Tagen wohl der Fall ist, können sie wieder ganz normal auftrainiert werden. Nach dem Aufbautraining werden sie dann langsam zurückkehren und hoffentlich zur Rückrunde wieder bei der Mannschaft sein."
Es bleibt: eine Hoffnung. Verbunden mit Ungewissheit. Laut Sportmediziner Professor Wilhelm Bloch entwickeln zwischen zehn und 15 Prozent der mit Corona Infizierten ein Long-Covid-Syndrom: "Es tritt ein Blumenstrauß von Symptomen auf, etwa 200. Die häufigsten sind chronische Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Kopfschmerzen, Störungen beim Herzschlag und Beeinträchtigungen bei der Konzentration."
Prominente Sportler hatten lange mit Corona-Nachwehen zu kämpfen
Der Experte der Deutschen Sporthochschule in Köln erklärt zu Long Covid bei Sportlern: "Wir müssen das Thema sehr ernst nehmen. Long Covid wird Karrieren beenden - wann und wie oft, wird man sehen. Irgendwann kommen die Betroffenen an den Punkt und sagen: 'Ich schaffe das nicht mehr.'"
Nagelsmann betonte, dass Kimmich "keine schwerwiegenden Symptomatiken" gehabt habe. Ein milder Corona-Verlauf schützt aber nicht vor Langzeitschäden. "Es gibt Sportler, die befinden sich auch ein Jahr nach ihrer Covid-Erkrankung noch in einem reduzierten Training", so Bloch, "ob sie wieder ihr altes Leistungsniveau erreichen können, kann niemand sagen."
Kickbox-Queen Marie Lang infizierte sich zwei Mal und hatte lange Probleme, wieder die alte Leistungsstärke zu erlangen, Weltklasse-Ringer Frank Stäbler (32), infizierte sich im Herbst 2020 und verlor trotz eines wenig dramatischen Krankheitsverlauf rund 20 Prozent seines Leistungsvermögens.
"Ich habe mich über viele Wochen im Training ganz langsam rangetastet und sofort aufgehört, wenn es nicht mehr ging", sagte Stäbler bei "t-online.de" und er erklärte mit Blick auf Kimmich: "Es wird ein steiniger Weg zum Comeback. Ich weiß natürlich nicht, wie stark es ihn getroffen hat, aber zumindest, wenn er nur ein bisschen etwas abbekommen hat. Denn wir reden von der Weltspitze."
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