"Jetzt erst recht ": Die Lehren des FC Bayern nach dem Aus bei der Klub-WM
Die eine, die letzte Nacht im Team-Basecamp von Orlando war richtig bitter für den Bayern-Tross. Man musste das Aus im Viertelfinale der Klub-WM gegen Paris Saint-Germain (0:2) verarbeiten, aus den Gliedern schütteln. In den Köpfen steckte zudem die schwere Verletzung von Jamal Musiala, die Gedanken waren bei dem 22-Jährigen, der schon am Sonntagvormittag zurück nach München geflogen war.
Der Rückflug der restlichen Mannschaft und des kompletten Stabes erfolgte in der Nacht zu Montag. Ab sofort haben die Profis drei Wochen Urlaub. Der genaue Termin für den Start in die Saisonvorbereitung an der Säbener Straße wurde noch nicht festgelegt.
Als "Familie" für Musiala da sein
Man werde, betonte Sportvorstand Max Eberl, "als Familie" für Musiala da sein, ihn auf seinem Weg zum Comeback auffangen. Aus Sicht von Trainer Vincent Kompany müsse die Mannschaft "als Gruppe Stärke daraus ziehen". Das ist die menschliche, die teaminterne Komponente.

Und die sportlichen Lehren? Die Bilanz dieser erstmalig in diesem Format mit 32 Mannschaften ausgetragenen Klub-WM in den USA? Durch das Erreichen des Viertelfinals haben die Münchner rund 49 Millionen Euro eingenommen. Ein schönes Plus, das man nach dem monatelangen Ausfall von Musiala auf dem Transfermarkt gut gebrauchen können wird. Die ungefähre Rechnung: Knapp vier Wochen USA bringen einen Nick Woltemade – aber auch nur zu dem Preis, den sich die Bayern-Bosse vorstellen. Aus Sicht des abgebenden VfB Stuttgart ist es ein, sagen wir, Zwei-Drittel-Woltemade. Womöglich sogar nur ein halber.
Eberl redet den FC Bayern nach Klub-WM-Aus stark
Das Aus gegen Paris hat den Bayern rein sportlich noch einmal dokumentiert, wo sie international stehen und was ihnen noch fehlt. Trainer Kompany blieb nach außen – die ausführliche interne Analyse erfolgt noch – vage, in dem er betonte, man müsse in der kommenden Spielzeit den "nächsten Schritt machen". Sportvorstand Eberl hatte "ein Spiel auf Augenhöhe gegen die vermeintlich aktuell beste Mannschaft der Welt" gesehen und die Seinen im Nachhinein starkgeredet: "Wir haben es sehr, sehr gut gemacht gegen den aktuellen Champions-League-Sieger und gezeigt, was dieser Verein kann, was er erreichen möchte." Rosarote Brille?
Nicht nur. Eberl wusste auch um die Fehler, die gemacht wurden. "Ein Moment hat uns in Rückstand gebracht. Und dann ist das passiert, woraus wir lernen müssen. Wir haben sie trotzdem weiter bespielt, sie kriegen eine Rote Karte, dann die nächste." Erst Willian Pacho, dann Ex-Bayer Lucas Hernández. Eberl redete weiter, ohne Punkt und Komma: "Dann müssen wir bei Neun gegen Elf, bis zum letzten Moment, das ist nur ein Tor – das sind genau diese Momente. Es war schmerzhaft, dass wir das nicht gut gemacht haben. Sondern wir kriegen das zweite Tor, das darf uns gar nicht passieren."

Manuel Neuer mit Kampfansage an die Konkurrenz
Cleverness, Abgezocktheit, Reife – das fehlt dieser Mannschaft. Die Parallele zum unglücklichen, aber eben verdienten Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen das cleverere, abgezocktere, reifere Inter Mailand (1:2 und 2:2) ist frappierend. "Als wir gegen Inter zu Hause das 1:1 gemacht haben, dann dürfen wir das 1:2 nicht mehr kriegen. Dann sieht es ganz anders aus", erinnerte Eberl an das späte Kontergegentor nach der Euphorie des 1:1 durch Thomas Müller. Eberl: "Das sind Momente, das sind Fehler, aus denen wir lernen müssen. Wir müssen alles dafür tun, dieses Momentum, dieses Quäntchen, was du brauchst, auf unsere Seite zu ziehen. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir das schaffen werden. Wir sind auf dem richtigen Weg."
Eine Kampfansage richtete Kapitän Manuel Neuer an die Konkurrenz, sagte vor seinem Urlaub: "Wir nehmen gerade dieses Spiel zum Vorbild, um zu sagen: Jetzt erst recht! Wir wollen in Europa wieder angreifen, auch in der Bundesliga und im DFB-Pokal wieder da sein. Diese Motivation müssen wir auch aus solchen Spielen schöpfen, um zu sagen: Diesmal sind wir dran." Er schloss mit den Worten: "Mit dem FC Bayern kann man rechnen." Was allerdings auch recht vage war.