Jackson kommt! Ex-Bayern-Boss erklärt, warum Chelsea auf die Kaufpflicht besteht

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Uli Hoeneß dürfte sich wie in einer Zeitkapsel vorkommen, die ihn zurück ins Jahr 2023 katapultierte. Hektik brach damals am Deadline-Day an der Säbener Straße aus. Nichts für schwache Nerven. Die Uhr tickte unaufhörlich, gegen den FC Bayern. Hoffen, bangen, dass der Deal noch klappt, dass das Angebot endlich angenommen wird.
Eberl durfte Wunschstürmer Jackson nur leihen
"Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein", meinte der Ehrenpräsident vor zwei Jahren, nachdem der Transfer von Joao Palhinha auf der Zielgeraden scheiterte. Diese Worte von Hoeneß sind offenbar schlecht gealtert. Alles wie 2023. Die Münchner mussten erneut am letzten Tag der Transferperiode einen Deal finalisieren, um den dünn besetzten Kader zu verstärken.
Wieder glühten die Drähte nach London. Diesmal aber nicht zum FC Fulham, sondern zum FC Chelsea. Auch die Rahmenbedingungen waren anders. Sportvorstand Max Eberl, so die Vorgabe des Aufsichtsrates um Hoeneß, darf Wunschspieler Nicolas Jackson nur leihen, nicht kaufen. Eigentlich ohne Kaufpflicht. Das sorgte in den vergangenen Tagen für ein irres Transfer-Tohuwabohu.

Jackson bekommt beim FC Bayern die Rückennummer "11"
Mit dem Ende, dass der Rekordmeister in den letzten Stunden der Wechselfrist alles gab, um den Jackson-Wechsel doch noch zu finalisieren. Der freute sich natürlich darüber. "Ich bin sehr glücklich, jetzt ein Teil dieses großartigen Klubs sein zu können", wird der Neuzugang, der die Nummer "11" tragen wird, in der Pressemitteilung zitiert: "Ich habe große Ziele und Träume hier und werde alles geben, um mit Bayern weitere Titel zu gewinnen."
Doch die Münchner mussten von ihrem ursprünglichen Plan abweichen, nachgeben: Jackson wird laut übereinstimmenden Medienberichten mit Kaufoption verliehen. Die Kaufoption könnte sich allerdings bei einer sehr hohen Anzahl an Spielen in eine Kaufpflicht verwandeln. Heißt: 16,5 Millionen Euro Leihe plus möglicherweise 65 Millionen Euro Ablöse soll das Paket schwer sein. Das Gehalt von rund acht Millionen Euro müssen die Münchner ebenfalls übernehmen. Die teure Jackson-Wende!
Reschke in der AZ: "Es gibt unvorhersehbare Entwicklungen"
Eigentlich war man sich am Freitag schon über ein Abkommen ohne eine solche Verpflichtung einig. 15 Millionen Euro sollte der Tabellenzweite der Premier League als Leihgebühr für den Stürmer bekommen. Anschließend hätten die Bayern eine Kaufoption in selbiger Höhe gehabt. Jackson war am Samstag sogar schon in München, um den Medizincheck zu absolvieren.
Weil sich aber Liam Delap gegen Fulham, ja wieder waren die Westlondoner beteiligt, verletzte, cancelte Chelsea den Deal zunächst komplett. Jackson und sein Berater mussten zurück nach London. "Es gibt unvorhersehbare Entwicklungen, die dich förmlich dazu zwingen, exakt an diesem Tag noch mal zu reagieren", sagt Michael Reschke der AZ. Der ehemalige Technische Direktor des FC Bayern hat reichlich Erfahrung mit hektischen Deadline-Days beim Rekordmeister.
Chelsea wollte Jackson am liebsten direkt verkaufen
Und hat seinerzeit gezeigt, dass erfolgreiche Leihgeschäfte in den letzten Stunden einer Transferperiode durchaus möglich sind. Reschke gelang im Sommer 2015 die Leihe von Kingsley Coman, inklusive Kaufoption. "Da bist du natürlich schon am Rotieren", so der 67-Jährige. Ein solches Abkommen hätte Eberl auch gerne mit den Londonern abgeschlossen. Doch Chelsea, die Jackson am liebsten direkt verkaufen wollten, bestanden auf eine Kaufoption, die zur Kaufpflicht werden kann.

Atalanta Bergamo bei Ademola Lookman und Paris Saint-Germain bei Randal Kolo Muani wollten einem Deal sogar nur mit Kaufpflicht zustimmen. Was dahintersteckt? "Dann besitzt du eine sportlich und wirtschaftlich klare Planungssituation", erklärt Reschke: "Wenn du selbst nicht mehr mit dem Spieler planst, musst du bei einer Kaufoption damit rechnen, dass der Spieler zurückkommt und du wieder eine neue Lösung finden musst." Ein solches Szenario wollte Chelsea verhindern.
Chelsea plante ursprünglich nicht mehr mit Jackson
Denn ursprünglich plante Coach Enzo Maresca, der übrigens ganze 32 (!) Mann in seinen Kader hat, nicht mehr mit Jackson. Der 24-Jährige war vor dem Interesse des FC Bayern nicht mal mehr im Aufgebot. Ein weiterer Grund, warum Chelsea lange auf der Kaufpflicht pochte: Der Marktwert von Jackson. "Wenn die Leihe nicht wie erhofft funktioniert, reduziert sich dieser in der Regel", so Reschke zur AZ.
Bedeutet: Die Briten müssen den Stürmer womöglich im nächsten Sommer noch billiger verkaufen, sollte er nicht einschlagen. So trägt der FC Bayern wohl kaum finanzielles Risiko.