Hoeneß und seine Bayern: Mia san Vormacht
Der Präsident sieht nach dem Pokal-Triumph über Dortmund „die deutschen Verhältnisse geklärt”, der FC Bayern genießt seine neue, alte Übermacht
MÜNCHEN Das musste noch- mal gesagt werden. Wieder und wieder. Damit es klar ist. Endgültig! Allen! Aber wirklich! Uli Hoeneß hatte die Interview-Zone der Allianz Arena am späten Mittwochabend schon fast verlassen, stand mit seiner Frau Susi in seiner Tür zum Ausgang und wiederholte gerne, was er zu vor bereits verkündet hatte.
„Also für dieses Jahr, das sage ich jetzt nochmal, sind die Kräfteverhältnisse geradegerückt.” Zuvor hatte er in jede Kamera, in jedes Mikrofon gesprochen. „Die Vormachtstellung haben wir zurück – die deutschen Verhältnisse sind geklärt”, erklärte der Bayern-Präsident ähnlich einem Politiker einer Oppositionspartei, der ihr Überholmanöver am Wahlabend kommentiert. Am liebsten hätte er noch das Bayern-Wappen auf seiner Jacke geküsst, doch dazu hüpfte und pochte sein Herz zu heftig. Das 1:0 der Bayern im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund war auch sein persönlicher Triumph. Endlich Schluss mit dem Gerede und Geschreibe vom Angstgegner, Vorbei das Zählen der Nicht-Siege gegen den BVB, endlich mal kein schwarz-gelber Jubel nach Abpfiff eines solchen Duells.
Erleichtert? Steine, ach was, Felsen vom Herzen gefallen? Könnte man Sorgen und Bedenken in Kalorien messen, der Präsident schwebte als Hoeneß light durch die Arena. Nach über drei Jahren gelang der erste Sieg in Liga und Pokal gegen den Meister von 2011 und Doublesieger von 2012 – beides nun im Status: ehemals. Die Dortmunder haben ausgedient, als Antreiber und Motivator, die Rück-Überrundung ist abgeschlossen. Hoeneß: „Für uns war es gut, dass so ein Verein gekommen ist. Er hat uns auf ein anderes Level gehoben, und das Ergebnis hat man diesmal gesehen. Wir mussten mehr arbeiten, mehr investieren. Wir haben einiges dafür getan, in Deutschland wieder oben zu sein.”
Die Bayern-Hegemonie scheint wiederhergestellt. Mia san Vormacht. „Besser geht’s nicht”, meinte Hoeneß – und bezog sich auf das Spiel. Er hätte auch den ganzen Verein darunter subsummieren können. War man an der Säbener Straße jemals besser aufgestellt? Was Gegenwart und Zukunft betrifft? National dominierend, international Angst einflößend. Der erste Stachel ist gezogen. Fehlt noch das Abhaken des Chelsea-Traumas nach dem Champions-League-Finale. „Ich habe das gute Gefühl, dass die Spieler nicht nachlassen werden, bis der Stachel endgültig aus dem Fleisch gezogen ist”, hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vor kurzem betont.
Die AZ erklärt, in welchen Punkten die Dominanz der Bayern kaum zu toppen ist:
DIE TITEL: Die Schale ist nicht mehr verspielbar, der Pokal – und damit das Double – angesichts der drei verbliebenen Gegner (Stuttgart, Freiburg, Wolfsburg) fast schon Pflicht. Alle drei Kontrahenten hat man in der Rückrunde auswärts mit 2:0 besiegt. Fehlt nur der Champions-League-Pott. Nach dem 3:1 bei Arsenal ist das Viertelfinale zu 99 Prozent erreicht.
DIE EINNAHMEN: Am Montag vor der Partie verkündet BVB-Geschäftsführer Watzke neue Rekorde in Sachen Umsatz und Einnahmen. Wahre Höchstwerte steuern die Bayern an, bereits zum 1. Januar war man profitabel für das laufende Geschäftsjahr, der Rekordumsatz von 373 Millionen Euro aus 2011/12 soll überboten werde. Glänzende Aussichten.
DER TRAINER: Pep Guardiola hat schon unterschrieben. Sie wollten den Coach, den alle wollten. Sie bekamen ihn. Und womöglich verabschiedet sich Jupp Heynckes noch mit dem Triple. Unsteigerbar?
DIE SPIELER: Bei Robert Lewandowski wird es ähnlich sein wie bei Guardiola. Gewollt, bekommen. Ob 2013 oder spätestens 2014. Und der BVB-Stürmer wird nicht der letzte Groß-Transfer sein.
Vormachtstellung? Übermacht-Perspektive!