Hoeneß kritisiert van Gaal: Attacke auf die „One-Man-Show“

Bayern-Präsident Hoeneß greift van Gaal an – weil der Trainer „die Meinung anderer Leute nicht akzeptiert“ und viele Spieler geschwächt habe. Rummenigge will vermitteln.
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Louis van Gaal und Uli Hoeneß
dpa Louis van Gaal und Uli Hoeneß

BERLIN - Bayern-Präsident Hoeneß greift van Gaal an – weil der Trainer „die Meinung anderer Leute nicht akzeptiert“ und viele Spieler geschwächt habe. Rummenigge will vermitteln.

Uli Hoeneß hatte sehr viel Zeit, sich Gedanken zu machen. Ein Stau nervte ihn am späten Nachmittag auf der A8 – und das an einem Sonntag. Über zwei Stunden benötigte der Bayern-Präsident von seinem Domizil in Bad Wiessee am Tegernsee nach Unterföhring in die Studios von „sky“. Die Sendung begann mit seiner Ankunft am Parkplatz.

Seine anschließenden Attacken auf Trainer Louis van Gaal in der Sendung waren jedoch nicht spontaner Natur. Er hatte sich etwas vorgenommen, etwas zurechtgelegt. Für ihn war die Zeit gekommen – da spielten der positive Trend der letzten Wochen mit dem Turnaround der Krise sowie das 4:2 vom Freitagabend gegen den SC Freiburg keinerlei Rolle. Er ist der Präsident, er darf alles – so sein Selbstverständnis. „Ich werde mir immer das Recht rausnehmen, etwas zu sagen, wenn mir elementare Dinge nicht passen“, sagte Hoeneß über sich, und fügte hinzu: „Und diese treiben mich schon seit sechs Monaten um.“

Es war wohl ein Alleingang, Hoeneß hatte dies nicht mit dem Vorstand abgesprochen, beim FC Bayern zeigte man sich am Montag überrascht von der Heftigkeit der Aussagen des Präsidenten. So scharf war lange kein Trainer mehr angegangen worden, dagegen wirkt der boshafte Vergleich „Fußball ist keine Mathematik“ von Karl-Heinz Rummenigge gegenüber Ottmar Hitzfeld im November 2007 als geradezu niedlich bis harmlos.

Doch was wollte Hoeneß bezwecken mit diesem Auftritt? Die AZ entschlüsselt, in dem die einzelnen Aussagen des Präsidenten über den Trainer erklärt werden:

„Es ist schwierig, mit ihm zu reden, weil er die Meinungen anderer Leute nicht akzeptiert.“

Heißt: Schon oft in den 16 Monaten der Amtszeit von Louis van Gaal suchte Hoeneß das Gespräch, prallte jedoch wieder und wieder an van Gaal ab. Der Holländer ist stur, nur seine Meinung zählt. Dahinter steht die Frage, wer mehr Kompetenz hat. Geht es auch um Eitelkeit?

„Ich habe mit ihm jetzt nicht mehr viel zu besprechen, weil ich in den Besprechungen mit ihm, die immer montags stattfinden, nicht mehr dabei bin.“

Bedeutet: Montags trifft sich der Vorstand, doch seit Hoeneß Präsident und nicht mehr Manager ist, nimmt er nicht mehr teil an den Sitzungen. Bei der Vertragsverlängerung van Gaals bis Juni 2012 wurde er nicht mehr so intensiv wie früher in den Entscheidungsprozess einbezogen, sollte als Aufsichtsratsvorsitzender lediglich abnicken.

„Es ist ähnlich wie bei Felix Magath: Ein Fußball-Verein heutzutage darf keine One-Man-Show sein.“

Heißt: Es gibt keinen Alleinvertretungsanspruch in sportlichen Fragen. Hoeneß sieht sich – wie Beckenbauer, der Ehrenpräsident, und Rummenigge auch – als Teil der Bayern-Historie. Ohne sie gäbe es den Verein in der heutigen Form nicht, so ihr Glaube, ohne van Gaal schon.

„Die Spieler aus der zweiten Reihe, die nicht bei der WM waren, hat man zu lange nicht stark gemacht. Man hätte deren Selbstvertrauen steigern können.“

Bedeutet: Hier greift er den Trainer in seiner Kernkompetenz an. Für van Gaal wohl der schwerste Vorwurf.

Am Montag teilte der Verein mit, dass Vorstandschef Rummenigge zwischen Hoeneß und van Gaal vermitteln wolle, ein „gemeinsames Gespräch“ sei vereinbart.

P. Strasser

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