Heynckes fordert: Immer ins Halbfinale
Der Bayern-Coach über seine Saisonziele und was er von den Offensivkräften Robben, Gomez und Petersen hält
München - Diesen Fehler hat Jupp Heynckes einmal gemacht. Es hing ihm lange nach, dieser Emotionsausbruch auf dem Rathausbalkon: „Und ich verspreche Euch, dass wir nächste Saison den Europapokal holen“, rief Heynckes zu den Fans auf dem Marienplatz 1990 bei der Meisterfeier.
Der Jubel der Fans war gewaltig, nur Manager Uli Hoeneß blickte ein wenig stutzig. Durch ein tollpatschiges Eigentor von Libero Augenthaler und Torwart Aumann schieden die Bayern im April 1991 im Halbfinale gegen Roter Stern Belgrad aus. Dennoch blickt Heynckes mit Stolz auf diese Zeit zurück, eine Prognose oder ein Versprechen will der 66-Jährige jedoch nicht erneut wagen. „In der ersten Periode bei Bayern standen wir innerhalb von vier Jahren dreimal im Halbfinale des Europapokals. Zweimal in der heutigen Champions League, einmal in der jetzigen Europa League“, sagte Heynckes der „Sport Bild“. Er gab jedoch als Losung für die kommende Saison aus: „Dahin müssen wir wieder kommen. Für uns sollte das Ziel sein, immer im Halbfinale der Champions League zu stehen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Und sie wird gut organisiert sein. Es gibt natürlich immer Kleinigkeiten, die man nicht bestimmen kann. Aber man kann, muss sich zuerst einmal alles andere erarbeiten. Dass die Mannschaft fit ist, eine Einheit bildet, ein Team ist, das nie aufgibt.“ Die neuen, alten Bayern eben – mit neuem, alten Trainer.
Der wiederum ist begeistert über seine Sturmbesetzung und stellt Neuzugang Nils Petersen, den von Energie Cottbus verpflichteten Zweitliga-Torschützenkönig, sogar über den ehemaligen WM-Torschützenkönig Miroslav Klose. Heynckes in „Sport Bild“ über Nils Petersen: „Leverkusen wollte ihn schon im Winter holen. Zuletzt machte er bei uns gegen eine Auswahl von Trentino drei Tore. Das war zwar nur eine Landkundschaft, aber die Treffer musst du trotzdem erst mal machen. Zum Vergleich: Mario Gomez machte eins weniger. Nils hat riesige Fähigkeiten vor dem Tor. Wenn wir Chancen herausspielen, wird das noch ein ganz wertvoller Spieler für uns. Ich muss ehrlich sagen: Ich hätte gerne mit Miro Klose weitergemacht. Aber Petersen ist ein echter Knipser. Mit ihm haben wir von der Trefferquote das Risiko wahrscheinlich sogar minimiert. Und ich kann eins versichern: In zwei Jahren ist er – ich möchte jetzt nicht sagen das Zehnfache –, aber mit Sicherheit ein Vielfaches wert.“
Aber auch über den aktuellen Liga-Torschützenkönig verlor Heynckes lobende Worte. Der Bayern-Trainer: „Die Blockade, die sicherlich vorhanden war, ist aber nun ganz klar raus aus ihm. Er hat sich enorm weiterentwickelt. Wie er sich bewegt, dribbelt – er arbeitet sogar gegen den Ball. Früher war er nur Vollstrecker. Jetzt ist er ein nahezu kompletter Stürmer.“
Auch von Arjen Robben schwärmt Heynckes: „Ich halte ihn für einen vorbildlichen Profi. Bei mir kriegen die Spieler keine Fußfesseln an.“ Dennoch fordert der Coach: „Die Positionen müssen besetzt sein, klar. Aber sie kriegen bei mir Freiheiten. Mir gefällt Arjen total. Der macht jede Übung mit hundert Prozent. Nur so kannst du dich verbessern. Da kann er auch mal dribbeln und hängen bleiben.“ Im Gegensatz zu Vorgänger Louis van Gaal. Beim Holländer mussten die Stars strikt die Positionen halten, gewechselt wurde auch nur strikt nach jeweiliger Aufgabe auf dem Platz.