Guardiola spricht Machtwort

Beim 4:1-Sieg des FC Bayern München gegen den FSV Mainz 05 lässt Pep Guardiola Arjen Robben einen Elfmeter nicht schießen - was diesen erbost. Am Ende siegt die Vernunft.
München - Arjen Robben reagiert als Erster. Während Schiedsrichter Kinhöfer noch auf den Elfmeterpunkt zeigt, ist der Niederländer schon auf dem Weg zur Seitenlinie, denn dort liegt der Ball. Entschlossen nimmt ihn Robben auf und mit, zum Elfmeterpunkt, er will schießen, das ist jetzt jedem klar.
Kurz bevor der Bayern-Star den Ball zurechtlegt, blickt er aber nochmal auf, schaut zur Seitenlinie. Dort steht Pep Guardiola, rudernd, deutet auf Thomas Müller. Robben hebt die Arme, eine verzweifelte Geste. Kein Zweifel: Sein Trainer deutet auf Müller, will, dass dieser schießt. Doofe Situation.
Robben verzieht das Gesicht, wirft Müller den Ball hart zu und stapft aus dem Strafraum davon. Müller trifft zum 4:1. Ganz klar: Harmonisch sah diese Szene nicht aus.
"Das möchtest du nicht vor 70 000 Zuschauern erleben, dass du mit dem Ball zum Punkt gehst, eigentlich den Elfmeter schießen möchtest, überzeugt bist – und dann sagt der Trainer wie ein Lehrer mehr oder weniger: Du nicht, sondern Thomas Müller. Das ist bitter, das ist eine schlimme Situation", fasst "Sky"-Experte Stefan Effenberg die Aufreger-Szene des Bayern-Spiels zusammen.
"Wir hätten das früher untereinander geregelt und hätten keine Anweisung des Trainers gebraucht."
Immerhin: Guardiola äußerte sich hinterher positiv über seinen Ehrgeizling Robben. "Ich mag Persönlichkeiten, die sich den Ball nehmen und schießen wollen." Aber: "Heute wollte ich, dass Thomas Müller unser Elfmeterschütze ist. Ich bin der Trainer", begründete er sein Machtwort.
Dumm nur, dass er es offensichtlich versäumt hatte, dass seinen Spielern vor Anpfiff mitzuteilen. Robben meinte wohl, er sei an der Reihe, nachdem Müller gegen Gladbach und David Alaba gegen Nürnberg verschossen hatten. Seinen letzten Strafstoß hatte Robben im Mai 2012 ge- bzw. verschossen – beim Finale dahoam.
"Es war nicht vorher auf irgendeinem Zettel gestanden, wer schießt", sagte selbst Müller, "Arjen wollte schießen, ich wollte schießen. Dann hat der Trainer eine Entscheidung getroffen."
Nach dem Spiel hatte sich Robben dann wieder im Griff. Fragen nach seiner Schmoll-Szene waren ihm zwar sichtlich unangenehm ("Nix zum Elfmeter!"), letztlich erklärte er aber salomonisch: "Ich wollte schießen. Aber wenn Thomas ihn gut schießt: kein Problem. Wichtig ist, dass wir gewonnen haben. Wer schießt, ist egal – Hauptsache das Ding geht rein."