Goretzka, Neuer, Rummenigge und Co: Welche Pott-Stars den FC Bayern groß gemacht haben
München - "Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt! Tief im Westen! Tief im Westen!"
So beginnt die inoffizielle Nationalhymne der Stadt Bochum, die der örtliche VfL vor jedem Heimspiel in seinem kultigen Ruhrstadion laut aufdreht. Geschrieben von dem Herzensbochumer schlechthin, von Weltstar Herbert Grönemeyer, der zwar in Göttingen zur Welt kam, dessen Eltern aber mit dem einjährigen Spross nach Bochum umzogen. Von da an war es Liebe auf den ersten Schritt.
Am Samstag (Anpfiff 15.30 Uhr im AZ-Liveticker) kommt der VfL Bochum, der "mit nem Doppelpass, jeden Gegner nass" machen will, in die Allianz Arena. Für Leon Goretzka, den gebürtigen Bochumer, ein spezieller Tag.
Leon Goretzka vor Rückkehr in seine "Wohlfühloase"
"Das ist ein ganz besonderes Spiel, das ist meine Heimatstadt, mein Heimatverein. Es war eine absolute Wohlfühloase für mich", sagte der 26-Jährige, der seinen Vertrag in seiner Wahlheimat München beim FC Bayern diese Woche bis 2026 verlängert hat, und fügte hinzu: "Ich mache aus der Liebe zu dem Verein kein Geheimnis." Und aus der Liebe zum Pott. Zu Bochum, "dem Himmelbett für Tauben" mit dem "Pulsschlag aus Stahl". Tief im Westen eben.
Von 2001 bis 2013 spielte Goretzka für den VfL, ehe er zum FC Schalke wechselte. Zum Jugendverein von Bayern-Kapitän Manuel Neuer (seit 2011 in München) und Leroy Sané, der eine geboren in Gelsenkirchen, der andere in Essen. Auch ganz tief im Westen. Dreifache Pott-Power für den Bayern-Kader.
Zum Vergleich: Man findet nur noch einen gebürtigen Münchner (Josip Stanisic) bei den Profis und zwei weitere Bayern, den Oberbayer Thomas Müller aus Weilheim (aufgewachsen in Pähl am Ammersee) und Ersatztorhüter Christian Früchtl aus Bischofsmais im niederbayerischen Landkreis Regen.
Rummenigge verstand seine bayerischen Teamkollegen nicht
Schon immer profitierte der Bazi-Klub, wie er im Ruhrpott mal spöttisch, mal anerkennend-liebevoll genannt wird, von den Importen aus Nordrhein-Westfalen. Da ist in erster Linie die "Fraktion Lippstadt" zu nennen. Aus der stammen Karl-Heinz Rummenigge, der ab 1974 für den FC Bayern stürmte, später als Vizepräsident und Vorstandsboss die Geschicke des Vereins bis zu diesem Sommer leitete und sein jüngerer Bruder Michael.
"Ich kam 1981 als der kleine Bruder eines Weltstars und als Talent aus einer Stadt mit 50.000 Einwohnern in die Metropole München - das war in doppelter Hinsicht nicht so einfach", erzählt Michael Rummenigge der AZ. "Außerdem habe ich am Anfang in der Kabine fast nichts verstanden, wenn Klaus Augenthaler oder Hans Pflügler auf Bayerisch losgelegt haben, das hat ein paar Monate gedauert."
Und die eigentliche Prüfung außerhalb des Platzes? "Beim Schafkopf habe ich lange Zeit nur zugeschaut", so Rummenigge lauthals lachend, "richtig komplett habe ich es nie gelernt." Wichtiger war: "Wir hatten immer eine gute Mischung. Ob mit Jean-Marie Pfaff aus Belgien oder Sören Lerby aus Dänemark. Und Roland Wohlfarth, einem der besten Stürmer der Bayern-Geschichte. Der stammt ja auch aus dem Pott." Aus Bocholt im Westmünsterland. Der heute 57-jährige Rummenigge wechselte 1988 zurück in die Heimat, zu Borussia Dortmund.
Auch der legendäre Hermann Gerland ist ein Bochumer
Die Liste der Rhein-Ruhr-Kicker im Bayern-Trikot ist lang, eine Auswahl: Jupp Kapellmann aus Würselen bei Aachen, der Geburtsstadt eines gewissen Armin Laschet - aber das tut hier nichts zur Sache, Herr Söder! Kapellmann stieß 1973 zur Haxn-Phalanx Sepp Maier, Bulle Roth, Franz Beckenbauer & Co. und lästerte später einmal: "Das emotionale Umfeld in Köln war mir einfach lieber. In Bayern war ich eine Art Fremdkörper. Ich sprach die Sprache nicht und freute mich immer, wenn ich den Dom sah."
Oder Thomas Strunz, der Duisburger. Oder Christian Nerlinger, bayerische Zunge, gebürtig in Dortmund. Wie auch Dettmar Cramer, der die Bayern 1975 und 1976 zum Europapokalsieger der Landesmeister coachte. Oder Jupp Heynckes, Trainer beim Triple-Triumph 2013, der seine Liebe zu seiner Geburtsstadt Mönchengladbach und zu seiner Borussia nie verhehlte.
An seiner Seite lange Jahre sein treuer Assistent Hermann Gerland, geboren in Bochum, einst als knallharter Abwehrspieler aktiv für den VfL. Die Co-Trainer-Legende der Bayern beschließt Nachrichten auf dem Handy stets mit: "Glück auf, HG"
Der Tiger, noch so 'ne "Blume im Revier".