FC-Bayerns Verteidiger bis aufs Blut: Hoeneß hält an Kovac fest

Der Münchner Präsident stellt sich mit Worten voller Pathos vor Trainer Niko Kovac, der jetzt 100 Tage im Amt ist. "Ich stehe wie eine Eins zu ihm. Egal, was in den nächsten Wochen passiert".
Matthias Kerber |
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"Ich stehe wie eine Eins zu Kovac. Egal, was in den nächsten Wochen passiert", sagt Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
dpa "Ich stehe wie eine Eins zu Kovac. Egal, was in den nächsten Wochen passiert", sagt Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Uli Hoeneß hegt wahrhaft paternalistische Gefühle für sein Baby – den FC Bayern, den er teils liebevoll-fürsorglich, teils unnachgiebig-harsch auf den Erfolgsweg geleitet hat. Droht dem Filius in irgendeiner Form Ungemach, stellt sich Hoeneß in seiner ganzen Fülle vor diesen und wird dabei ganz schnell zum Poltergeist. Hoeneß fungiert als Vater, als großer Bruder, als Bayern-Glucke. Wer einen der Seinen angreift, der attackiert auch ihn. Dann sieht der Bayern-Patriarch rot – und wird rot, die Zornesröte steigt ihm ins Gesicht, und er bekämpft die vermeintliche Ungerechtigkeit mit allen Mitteln.

Kovac jetzt 100 Tage Bayern-Trainer

Jetzt springt Hoeneß mit der ihm eigenen Wortgewalt, die gerne in zu Pathos neigenden Formulierungen gipfelt, Trainer Niko Kovac zur Seite. "Ich werde Kovac verteidigen bis aufs Blut", verkündet Hoeneß im "Kicker". Der 46-jährige Kovac, der zu dieser Saison die Nachfolge von Kult-Trainer und Hoeneß-Intimus Jupp Heynckes angetreten hat, und der sich nun mit dem nicht immer umgänglichen Star-Ensemble rumärgern muss, steht nach den letzten Nichterfolgen in der Kritik. Vier Spiele ohne Sieg (1:1 gegen Augsburg, 0:2 bei Hertha BSC, 1:1 gegen Ajax Amsterdam, 0:3 gegen Mönchengladbach), da schrillen in München die Alarmglocken nach genau 100 Tagen Kovac dauer. Rekordnationalspieler und Sky-Experte Lothar Matthäus hatte davon gesprochen, dass "keine Mannschaft auf dem Platz steht", dass "nichts, aber auch gar nichts in Ordnung" sei, dass Bayern "emotionslos gespielt" habe.

Nach Kovac: Kommt Zidane nach München?

Von einer Krise, oder Krisengesprächen, will Hoeneß natürlich nichts wissen. Auch nicht davon, dass es in der Bayern-Chefetage Überlegungen gegeben haben soll, Zinedine Zidane, der Real Madrid drei Mal in Folge zum Champions-League-Triumph geführt hat, dann aber seine Trainerwürden bei Real hingeschmissen hat, zu kontaktieren. Klar ist, dass Kovac und sein Bruder Robert, der als Co-Trainer fungiert, am Sonntag vor dem Wiesn-Besuch der Bayern mit Sportdirektor Hasan Salihamidzic zusammensaßen. Es ging animiert und gestenreich zu.

Krisen-Wiesn: Den Bayern fällt das Lachen schwer

"Bei uns herrscht total Ruhe", erklärt Hoeneß hingegen. Zuvor hat er schon in der "SZ" Treueschwüre von sich gegeben. Er würde "wie eine Eins zu Kovac stehen. Egal, was in den nächsten Wochen passiert." Dabei war es Hoeneß selbst, der mit seiner Aussage, dass der Trainer für die Dauerrotation letztlich "den Kopf hinhalten muss", der Kritik Tür und Tor geöffnet hat.

Kovac-Scheitern heißt Honeß-Niederlage

Da sah sich der 66-Jährige in Erklärungsnot. Er habe "nicht eine Sekunde daran gedacht", Kovac zu schwächen, verbreitet Hoeneß. Er, der Medienprofi, der so gerne die Öffentlichkeit genutzt hat, um zur gefürchteten Abteilung Attacke zu werden, soll jetzt die Wucht und Strahlkraft seiner Aussagen unterschätzt haben?

Klar ist: Würde Kovac bei den Bayern früh scheitern, wäre das auch eine herbe Niederlage für Hoeneß. Er war es, der sich – nachdem er fahrlässig lang darauf gesetzt hatte, seinem Freund Heynckes, der einen Verbleib kategorisch abgelehnt hatte, doch noch ein weiteres Trainerjahr bei Bayern abzutrotzen, für Kovac stark gemacht hatte. Das andere bayerische Alphatier – Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge – war eher für Thomas Tuchel, der dann bei Paris St.-Germain unterschrieb. Sich vor Kovac zu stellen, ist also nicht nur väterlicher Schutzreflex, sondern auch ein gewisser Selbstschutz bei Bayerns Verteidiger bis aufs Blut.

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