FC Bayern: Zu wenig Biss für einen Meister
Borussia Dortmund hat sich auch vom FC Bayern nicht stoppen lassen. Der Tabellenführer gewann am Samstagabend das Gipfeltreffen beim deutschen Rekordmeister.
München Titelverteidiger FC Bayern hat in Borussia Dortmund seinen Meister gefunden. Der deutsche Fußball-Rekordmeister unterlag dem souveränen Tabellenführer und designierten neuen Champion in einem hochklassigen Duell mit 1:3 (1:2) und hat bei nun 16 Punkten Rückstand auf den BVB keine Chance mehr auf die Meisterschaft.
Nur drei Tage nach seinem spektakulären Sieg in der Champions League bei Inter Mailand (1:0) erlitt der FC Bayern darüber hinaus einen herben Rückschlag in seinem Bestreben, zumindest den zweiten Platz in der Bundesliga zu sichern. Vor 69.000 Zuschauern in der Arena war es die erste Münchner Heimniederlage nach zuvor sieben Siegen.
„Die Dortmunder haben unsere Serie gestoppt. Sie haben im richtigen Moment die Tore erzielt. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar dominiert, aber uns nicht die großen Chancen herausgespielt, weil wir nicht den Weg durch die Dortmunder Abwehr gefunden haben. Deshalb hat die Borussia verdient gewonnen. Die Meisterschaft war schon vorher Weg“, meinte Bayern-Coach Louis van Gaal, und sein Dortmunder Kollge Jürgen Klopp ergänzte: „Ich bin so glücklich. Das ist ein großer Tag für uns, allein schon, weil wir erstmals seit fast 20 Jahren wieder in München gewonnen haben. Wir wollten ein besonderes Spiel machen, das ist uns gelungen. Die Jungs haben so viel umgesetzt von dem, was wir uns vorgenommen haben. Aber anders geht es auch nicht.“
Unbekümmert, unbeschwert und erstaunlich abgeklärt zeigte die jüngste Dortmunder Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte dem vor dem Spiel noch so selbstbewussten FC Bayern die Grenzen auf.
Lucas Barrios brachte die im Schnitt nur 22,3 Jahre junge Auswahl von Coach Klopp in einer turbulenten und temporeichen ersten Halbzeit zunächst in Führung (8.). Nach dem Ausgleich durch Luiz Gustavo (16. ) konterte der BVB mit einem Traumtor von Nuri Sahin (22.).
Und nach der Pause nahm Mats Hummels nach einem Eckball von Mario Götze seinem ehemaligen Verein per Kopf endgültig den Wind aus den Segeln (60.). Mit dem elften Auswärtssieg stellte der BVB einen Liga-Rekord ein, den bislang gemeinsam Werder Bremen (2003/2004) und der Hamburger SV (2005/2006) hielten. Beide Mannschaften gingen von Beginn an ein hohes Tempo – doch das Spiel stand unter dem Motto „Jugend forsch“.
Geschickt nahmen die Dortmunder Arjen Robben aus dem Spiel, auch der unkonzentrierte Bastian Schweinsteiger, dessen Ballverlust an Kevin Großkreutz den ersten Dortmunder Treffer einleitete, kam kaum zur Geltung. Allerdings hatten die auch gedanklich zumeist schnelleren Gäste auch zweimal großes Glück: Einen Treffer von Mario Gomez (26.) erkannte Schiedsrichter Manuel Gräfe (Berlin) wegen Abseits nicht an, ein Handspiel von Neven Subotic im Strafraum blieb ungeahndet (29.).
Der FC Bayern hatte über weite Strecken erhebliche Mühe, Druck auf das von Ersatztorhüter Mitchell Langerak bewachte BVB-Tor auszuüben. Ohne die Einzelaktionen des geschickt abgeschirmten Robben fehlte den Münchnern der Elan im Angriff, nur gelegentlich ging von Franck Ribery oder Thomas Müller Gefahr aus.
Schweinsteiger machte auch beim ersten und beim dritten Treffer der Dortmunder eine unglückliche Figur. Und die Münchner hätten auch schon in der 57. Minute den dritten Gegentreffer kassieren können. Nach einem Foul von Philipp Lahm an Großkreutz blieb Gräfes Elfmeterpfiff ebenfalls aus.
Die besseren Chancen besaßen durchweg die Dortmunder, die schnell, schnörkellos und scheinbar auch mühelos ihre Angriffe ausführten. Robert Lewandowski hatte nach einer Flanke von Marcel Schmelzer frei vor dem Tor von Thomas Kraft bereits in der vierten Minute die Chance zur Führung besessen, nach dem 2:1 war die Borussia noch in der ersten Halbzeit dem dritten Treffer näher als die Münchner einem Ausgleichstor.
Hummels und Barrios (33.) vergaben allerdings eine Doppel-Chance. Kurz nach der Pause (53.) klärte Schweinsteiger mit seiner besten Tat auf der Linie bei einem Kopfball von Großkreutz. Der FC Bayern war im Vergleich zum vergangenen Mittwoch als Mannschaft kaum mehr wiederzuerkennen.
Lediglich Ribery hob sich ein wenig ab, doch insgesamt fehlten den Münchner, die vor dem Spiel sehr großspurig einen Sieg versprochen hatten, Elan, Entschlossenheit und Ideen. Die Dortmunder präsentierten sich hingegen als meisterliche Mannschaft ohne Schwachpunkte, in der neben Sahin und Hummels auch Robben-Bewacher Schmelzer noch herausragten.
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