FC Bayern weiter unaufhaltsam: Jetzt wandelt Kompany sogar auf Heynckes' Spuren

Direkt vor dem Ausgang des "Alphamega Stadium" in Limassol parkten zwei bunte Busse mit fröhlichem Logo wie man sie sonst quer über die Insel fahren sieht. Sie bringen Touristen von den Flughäfen in die Hotels und umgekehrt. Die Bayern-Profis und der gesamte Tross stiegen in diese Reisebusse ein, Mitarbeiter verluden das Gepäck. Neuntes Spiel, neunter Sieg. Das 5:1 beim Champions-League-Debütanten FC Paphos war frisch eingetütet und verstaut. Routine. Gerne genommen, diese Erfolgsroutine aktuell beim makellosen Meister und Tabellenführer.
Es läuft, neun Pflichtspielsiege seit Saisonbeginn. "Der Letzte, der das vor dir geschafft hat, war Jupp Heynckes", rief Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen bei seiner Ansprache nach Mitternacht auf dem Bankett im Ballsaal des Parklane Resort an der zyprischen Mittelmeerküste seinem Trainer entgegen. Vincent Kompany schaute verlegen drein. 2012 war das. Jene Saison mündete in das erste Triple der Vereinsgeschichte. Jupp reloaded in Gestalt von Vinnie, dem nächsten Menschenfänger an der Säbener Straße? "Wir werden sehen, was da noch kommt", fügte Dreesen schmunzelnd hinzu.
Kompany vertraut seinen Spielern – die zahlen mit Leistung zurück
Die Bayern wirken gefestigt, eingespielt. Da tritt eine Gruppe als Gemeinschaft auf – unabhängig von Einsatzzeiten und Positionen. Frei von Allüren und Egotrips. Alles Kompanys Werk. "Wir vertrauen allen Spielern, die wir bei uns haben, daher setzen wir alle auch ein", erklärte Kompany auf Zypern erneut. In seinem ersten Jahr – wer will es ihm verdenken? - setzte der Belgier als junger Trainer, der zwar aus der Premier League kam, viel Lob erntete, aber auch den Abstieg mit dem FC Burnley hinnehmen musste, meist auf eine Stammelf.
Die Stichworte lauteten: Sicherheit, Automatismen. Möglichst wenig Angriffsfläche bieten durch Misserfolge. Nun aber kennt der 39-Jährige das Umfeld, die Begehrlichkeiten, die Automatismen der Medien. Und seine Spieler. Er schenkt ihnen Vertrauen, Empathie obendrauf. Seine Ansprachen sind klar, seine Vorgaben streng. Die Spieler schätzen ihn und die nun stattfindende Rotation im Kader.
Beim FC Bayern herrscht positiver Konkurrenzkampf
Rotation? Hört Kompany nicht gerne. "Ich bekomme immer wieder die Frage, warum spielt der und warum spielt der nicht", sagte er und findet: "Das ist ein gutes Zeichen, ich kenne das als Konkurrenz." Und zwar: "Positive Konkurrenz. Es geht nicht darum, gegeneinander zu sein, wir versuchen untereinander, uns weiterzuhelfen." Das ist sein Mantra, zugleich das Geheimnis des aktuellen Erfolges. So soll es auch am Samstag (18.30 Uhr, Sky) bei Eintracht Frankfurt nur einen Sieger geben.
"Man merkt, dass die Jungs alle funktionieren, jeder stellt sein Ego hinten an", erklärte Joshua Kimmich und lobte Teilzeitspieler wie Nicolas Jackson, Raphael Guerreiro, beide Torschützen gegen Paphos, sowie Min-jae Kim. Denn, so der Vizekapitän: "Jeder weiß, dass er sehr, sehr wichtig ist, dass er gebraucht wird und dass es jetzt nicht um den Einzelnen geht, sondern um den Erfolg als Mannschaft."
Da dies aktuell so sehr betont wird, bedeutet dies im Umkehrschluss: Es war mal anders. "Der Teamspirit ist zurückgekehrt", sagte Bayerns Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge zuletzt im Bayerischen Fernsehen. Der ehemalige Vorstandsboss fügte hinzu: "Der ist bei Thomas Tuchel ein bisschen verloren gegangen, weil da ist wirklich, was Empathie betrifft, nicht gut und ausreichend gearbeitet worden." Schnee von gestern.
Kimmich: "Der Flow ist kein Zufall"
Kompany setzt auf Eigenverantwortung bei seinen Profis, sorgt für die Grundlagen eines respektvollen Miteinanders. Und will polyvalente Spieler. Laut seiner Fußball-Philosophie muss ein Spieler mehrere Positionen beherrschen können.
Siehe Torjäger Harry Kane, der einen Neuner oder neuerdings den Zehner, einen Spielmacher aus der Tiefe gibt. Siehe Serge Gnabry: Mal Zehner, mal Linksaußen. Siehe Guerreiro, der auf Zypern als Linksverteidiger begann und am Ende als Zehner zauberte. Sechser Tom Bischof musste nach seiner Einwechslung als Linksverteidiger ran. Und der Österreicher Konrad Laimer kann sowieso alles – außer Torwart und Hochdeutsch.
Für Kimmich steht fest: "Dieser Flow ist kein Zufall." Und never ending - hoffen die Bayern.