FC Bayern: Pumperlgsund, aber...
Am Donnerstag wird der FC Bayern neue Rekordzahlen präsentieren. Der Verein "steht da wie eine Eins", sagt Hoeneß. Wenn nur der Streit mit der Südkurve nicht wäre!
München - Karl Hopfner kann sich wahrlich nicht nachsagen lassen, er würde nichts von Zahlen verstehen. Als scheidender Finanzchef des FC Bayern hat er in den vergangenen Jahrzehnten stets mit Millionenbeträgen jongliert, die Bayern mit gesundem Wirtschaften zu einem der reichsten Klubs der Welt gemacht.
Donnerstagabend, bei der Jahreshauptversammlung im Audi Dome (19.30 Uhr), wird Hopfner ein letztes Mal ein "Rekordergebnis"veröffentlichen – das hat er so angekündigt. "Die Welt beim FC Bayern ist im Moment sehr in Ordnung", sagte der Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei "fcb.tv". Man könne "ohne Übertreibung" sagen, dass der Verein "pumperlgsund ist".
Vor allem der Umsatzrekord von 312 Mio. Euro aus der Saison 09/10 wackelt gehörig. Kurzum: "Der FC Bayern steht da wie eine Eins", wie es Präsident Uli Hoeneß in der vergangenen Woche formulierte.
Der 60-Jährige wird sich am Abend der Wiederwahl stellen, will dem Verein weitere drei Jahre als Oberster dienen. Warum auch nicht, Hoeneß sagt schließlich: "Chef des FC Bayern zu sein, ist der schönste Job der Welt."
Neben ihm kandidieren Hopfner und "Netto"-Gründer Rudolf Schels bei den turnusmäßigen Neuwahlen fürs Präsidium, Ex-Präsident Dr. Fritz Scherer und Bernd Rauch scheiden aus privaten Gründen aus. Hopfners Posten im Vorstand der AG soll Anfang 2013 der BayernLB-Vorstand Jan-Christian Dreesen übernehmen.
Bleibt nur die Frage, ob die Fans auch zu einer harmonischen Versammlung beitragen – Stichwort: Wortmeldungen. "Eigentlich sollte es ruhig sein. Unsere Mitglieder können zufrieden sein. Wir haben sportlich eine gute, stabile Phase und auch wirtschaftlich", sagte Rummenigge.
Das "eigentlich" bezieht sich auf den schwelenden Konflikt zwischen Vorstand und den stimmungsbereiten Fans aus der Südkurve, die sich zuletzt bei Europacup-Spielen mit neuen Einlasskontrollen konfrontiert sahen und deswegen protestierten.
Vor allem der "Club Nr. 12", eine Vereinigung der aktiven Fans, fühlt sich vom Verein übergangen – daher der Protest bei den Spielen gegen Valencia und Lille (siehe Kasten rechts). Zudem wandte man sich mit einem offenen Brief an Hoeneß.
Der Vorwurf: Man hätte gemeinsam eine Lösung finden können. Stattdessen habe der Verein einfach von oben herab befohlen. Andere Fanclubs sehen die Maßnahmen jedoch ähnlich alternativlos wie der Vorstand. "Wenn das so weiter geht, lasse ich mich bald nicht mehr Fan schimpfen", sagt Michael Stefovic, Vorsitzender der "Bayern Kings 1987 Selters/Ts." (400 Mitglieder).
Er möchte nicht mehr mit Ultras der "Schickeria" oder dem "Club Nr. 12" in einem Atemzug genannt werden: "Sie fordern nur, wollen aber kein Miteinander."
Bernd Hofmann, Vorsitzender des Fanclubs "Nabburg/Oberpfalz" (3600 Mitglieder), findet es dagegen "peinlich, dass der ’Club Nr. 12’ so agressiv gegen Hoeneß und den Vorstand vorgeht". Hofmann hofft, "dass es keine erneute Auseinandersetzung gibt, schließlich spielt Bayern so gut wie schon lange nicht mehr".
Helmut Aurnhammer, Vorstand der "Red Dogs Stopfenheim" (4677 Mitglieder) glaubt indes nicht, dass es nochmal zu einem Eklat wie 2007 mit Hoeneß’ legendärem Wutausbruch kommen wird: "Es ist doch schon alles gesagt worden." Stefovic sieht das anders: "Ich bin mir sicher, dass der ’Club Nr. 12’ in dieser Minute eine Aktion gegen Hoeneß plant."
Gregor Weinreich, Vorstand des „Club Nr. 12”, wiegelt jedoch ab und ruft zu einer harmonischen Versammlung auf. Er sagte der AZ: "Praktischerweise gibt es bei der JHV ja keinen Blockzwang, keine extra Einlasskarten und Nacktzelte werden wohl auch nicht aufgebaut. Also sind dort ja schon alle Wünsche erfüllt! Aber Spaß bei Seite: wir haben mit dem offenen Brief unseren Standpunkt deutlich gemacht. Der Ball liegt jetzt erst mal bei der Vereinsführung."