AZ-Kolumne: Pfaff lobt Müller, denn "alle anderen haben sich weggeduckt"

München - Am vergangenen Wochenende hat es also auch den FC Bayern erwischt: Die Münchner kassierten die erste Saisonniederlage und das auch gleich richtig heftig: 1:5 in Frankfurt. Ein gebrauchter Tag für die Bayern, die Eintracht war dem Rekordmeister an diesem Tag in allen Belangen überlegen und gewann auch in der Höhe verdient.
Pfaff: Immer wieder Bayern-Klatschen - stimmt da was nicht?
Natürlich kann so etwas immer einmal passieren, aber auffällig ist doch, dass es dem FC Bayern in den letzten Jahren immer mal wieder passiert. 1:5 in Frankfurt, das hatten wir schon einmal. 2019 unter Coach Niko Kovac. Dann das 0:5 in Mönchengladbach im Pokal, als der Trainer Julian Nagelsmann hieß. Zufall? Oder eventuell doch Anzeichen dafür, dass es bei Bayern nicht mehr zu 100 Prozent passt?
Wichtig ist, dass man aus solchen Niederlagen die richtigen Schlüsse und Konsequenzen zieht. Und auf ein solches Debakel schnellstens eine passende Antwort gibt.
Das haben die Bayern mit dem starken Auftritt in der Champions League bei Manchester United gemacht. Das war wieder der FC Bayern, wie wir ihn uns alle wünschen. Voll fokussiert, stabil in der Abwehr und nach vorne mit dem ein oder anderen sehr sehenswerten Angriff. Im Old Trafford war ein höherer Sieg möglich, hätte man die sich weiter bietenden Chancen genutzt.
Pfaff: Führungsspieler des FC Bayern müssen Stellung beziehen
Manuel Neuer hat nach dem Spiel Rede und Antwort gestanden - das hätte ich mir von ihm auch nach der Niederlage in Frankfurt gewünscht. Wenn du gewinnst, fällt dir das Reden leicht. Wenn du verlierst und einen rabenschwarzen Tag erklären musst, so wie es in Frankfurt der Fall war, dann ist es wichtiger, wenn die Führungsspieler Stellung beziehen.
Nach den Niederlagen in Saarbrücken und Frankfurt hat das nur Thomas Müller gemacht, alle anderen haben sich weggeduckt. Da wünsche ich mir von solchen Spielern wie Joshua Kimmich oder auch Leon Goretzka, der sich aber immerhin im Sportstudio geäußert hat, noch mehr Kante zu zeigen. Sie haben alle Führungsansprüche im Team, denen sollten sie auch gerecht werden an schlechten Tagen.
Pfaff ist beeindruckt von Kane - auch weil er sich stellt
Zu den Führungsspielern zähle ich auch Harry Kane, der mir aufgrund seines Auftretens immer mehr gefällt. Er macht die Tore, die von ihm erwartet werden. Er legt aber auch zahlreiche Treffer auf - sein Zuspiel auf Kingsley Coman vor dem Siegtreffer am Dienstag aus dem Fußgelenk war allererste Sahne. Und er steht auch meist Rede und Antwort nach den Spielen, obwohl er nur sehr wenig Deutsch spricht. Kane hat als Kapitän der englischen Nationalmannschaft einen natürlichen Führungsanspruch und setzt das auf eine äußerst sympathische Art und Weise um. Sein Auftreten auf und neben dem Platz ist ein Gewinn für den FC Bayern und die gesamte Liga.
Euer Jean-Marie
Der 70-Jährige ist einer der besten Torhüter der Geschichte. Er war belgischer Nationaltorwart (64 Einsätze) und stand beim FC Bayern zwischen 1982 und 1988 insgesamt 156 Mal zwischen den Pfosten. Pfaff war Vizeeuropameister 1980, WM-Vierter 1986, zudem drei Mal deutscher Meister und zwei Mal Pokalsieger. 1987 war er Welttorhüter. Für die AZ ist er nun als Kolumnist tätig.