Fantastische Bayern: Sieben Gründe für den Erfolg
Der FC Bayern trumpft in Villarreal groß auf. Boss Rummenigge findet’s „wunderbar”, Sportchef Nerlinger „fantastisch”. Sieben Gründe, warum es so weitergeht
Villareal - Für den Nachtisch wollten die Bosse an die frische Luft. Es war 2 Uhr morgens, als sich Uli Hoeneß und Co. von ihrem Tisch des Bankettsaals im Hotel „The Westin” erhoben und in den Innenhof gingen. Nun wurden die Zigarren ausgepackt, so ein 2:0-Auswärtssieg zum Start in die Champions-League-Saison muss ja standesgemäß bepafft werden.
Schließlich hatten auch die übrigen Ergebnisse für Genugtuung gesorgt. Inter Mailand verliert, Manchester United gelingt nur ein Remis, in der eigenen Gruppe trennen sich die Rivalen Manchester City und Neapel Bayern-freundlich 1:1. Und wieder einmal war man der einzige Bundesliga-Sieger. Leverkusen verliert bei Chelsea, Dortmund schafft nur ein 1:1 gegen Arsenal.
„Wir hatten einen wunderbaren Start in die Saison”, merkte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei seiner Rede an, „wir sind in der Champions League von Anfang an ganz oben, das lässt hoffen.” Nicht ohne die obligatorische Warnung: „Wir tun gut daran, den Ball flachzuhalten", mahnte der 55-Jährige, „denn es geht weiter – und die Schlagzahl bleibt hoch.” Etwa bis zum Finale am 19. Mai 2012 in der eigenen Arena? Das 2:0 bei Villarreal war der siebte Erfolg hintereinander. Die Unaufhaltsamen – weiter siegen, immer weiter siegen? Die große AZ-Analyse:
Der Zu-Null-Torwart: Manuel Neuer strahlt eine Souveränität aus, als würde er schon Jahre beim FC Bayern spielen. Man spürt: Abwehr und Torwart vertrauen einander. Im Team amüsiert man sich schon über die Gegentorlos-Serie: „Es ist ganz nett und schön für ihn, dass er gegen Villarreal auch mal zwei Bälle halten musste”, sagte etwa Bastian Schweinsteiger.
Der neue Abwehrgeist:Jupp Heynckes hat seine Ankündigung wahr gemacht. Safety first. Die guten, alten Bayern sind zurück – hinten kompakt, mia san Bollwerk. In Halbzeit zwei hatte Villarreal keine (!) Torchance.
Die Balance: Ein Schlüsselbegriff im Denken Heynckes'. Die Mannschaft soll flexibel sein, schnell umschalten - nicht zu einseitig offensiv ausgerichtet sein wie noch unter Vorgänger Louis van Gaal. Defensive wie Offensive haben denselben Stellenwert. Gut fürs Klima: Nicht nur die Torschützen sind intern die Gefeierten.
Toni Kroos: In der letzten Saison konnte kein rechter Platz für den Offensivallrounder gefunden werden. Obwohl Joachim Löw in der Nationalelf auf Kroos als Sechser setzt, vertraut ihm Heynckes auf der Zehner-Position als Spielmacher. Das 2:0 bei Villarreal war sein Meisterstück. Souverän am Ball, immer mit der richtigen (Abspiel-)Lösung, dazu das Tor zum 1:0. „Toni hat die totale Unterstützung von mir und seine Mitspieler merken jetzt, was das für ein exzellenter Fußballer ist”, sagte Heynckes.
Die Rotation: Alle werden bei Laune gehalten, auch Tymoshchuk und van Buyten zählen zum erweiterten Stamm, dürfen hin und wieder von Beginn an ran. Heynckes redet mit allen, macht klar, warum er mal verzichtet und wer Pausen bekommt.
Franck Ribéry: Ihn hat ebenfalls Jupp Heynckes auf dem Gewissen – positiv gesehen. Es ist der Verdienst des 66-Jährigen, dass der Franzose so fit und spielfreudig wie vielleicht nur in seiner ersten Saison 2007/08 auftritt. Wie von einer Last und zu harten Restriktionen befreit, spielt Ribéry wieder sein Spiel: mit Haken und Schnörkeln, aber endlich zielstrebig.
Die Perspektive: Am Sonntag wollen die Bayern bei Schalke (17.30 Uhr, Sky live) die Tabellenführung verteidigen. „Der Sieg gibt Selbstvertrauen und Stabilität", schwärmte Sportdirektor Christian Nerlinger, „die Entwicklung der Mannschaft ist sehr erfreulich, fantastisch.”