"Ohne Rosinen, Bitteschön": Was bei Kompany zu Weihnachten auf dem Tisch landet

Der FC Bayern blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2025 zurück. Trainer Vincent Kompany hat die Mannschaft des Rekordmeisters zu einer beeindruckenden Sieg-Maschine entwickelt – und den kompletten Verein befriedet.
von  Patrick Strasser
Hat gut lachen: Bayerns Chefcoach Vincent Kompany blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück.
Hat gut lachen: Bayerns Chefcoach Vincent Kompany blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück. © IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Man pickt sich gerne die Rosinen heraus im Leben. Erst recht, wenn sie einem nicht schmecken. Vincent Kompany verzichtet lieber auf das süße Trockenobst. Auch an Heiligabend.

Doch der Reihe nach. Zu Weihnachten wird in der Familie des Bayern-Trainers (seine Mutter ist Belgierin, sein Vater wurde 1947 in Belgisch-Kongo geboren und floh 1975 vor der Mobutu-Diktatur nach Belgien) traditionell Lamm mit Rosmarin, dazu Prinzessbohnen, Rosenkohl und Kartoffelgratin aufgetischt.

Bei den Kompanys gibt's zu Weihnachten Kaiserschmarrn

Dieses Jahr gibt’s als Nachspeise etwas, "das ich erst hier kennengelernt habe und mittlerweile sehr liebe", verriet Kompany kürzlich. Und zwar Kaiserschmarrn. Ohne Rosinen, bitteschön. "Ich weiß wirklich nicht, wer je auf die Idee kam, Rosinen in den Kaiserschmarrn zu tun." Sprach's und lachte lauthals sein so herzliches, ansteckendes Lachen. So entrüstet hat man den 39-Jährigen noch nie erlebt.

Denn Kompany ist ein Meister der Diplomatie. Gäbe es nicht nur den bei der FIFA kurzfristig geschaffenen Friedenspreis, sondern auch eine Verleihung eines solchen an der Säbener Straße, hätte ihn am Ende dieses Jahres einer verdient: Der Trainer. "Er hat den Verein befriedet", sagte Uli Hoeneß, der Ehrenpräsident des FC Bayern über die Figur im Verein, die sich stets zurücknimmt und bescheiden auftritt, jedoch den größten Anteil am aktuellen Erfolg abschöpfen dürfte: Vinnie, so sein Spitzname. Der Vorname ist eine Ableitung von Vincentius, was "der Siegreiche", "der Siegende" oder "der Eroberer" bedeutet. Er kam, sah und verlor kaum. In 2025.

Die Kompany-Bayern waren dieses Jahr beinahe unschlagbar

Im gesamten Kalenderjahr hat Bayern unter Kompany lediglich ein Ligaspiel verloren – die bedeutungslose Heimpartie im März gegen den späteren Absteiger VfL Bochum (2:3). Ein ungelegener Termin zwischen den so bedeutungsvollen Champions League-Spielen gegen Bayer Leverkusen, die man souverän mit 3:0 und 2:0 gewann. Überhaupt erlitten die Münchner 2025 neben der bedeutungslosen Bochum-Pleite lediglich vier weitere Niederlagen.

Und zwar: Ein aufrüttelndes 0:3 im Januar bei Feyenoord Rotterdam, was Manuel Neuer & Co. in der Folge in die zusätzliche Playoff-Runde (Sechzehntelfinale) der Königsklasse zwang. Das 1:2 zu Hause gegen Inter Mailand im Viertelfinale trotz des Ausgleichstores von Thomas Müller, das man im Rückspiel (2:2) nicht mehr drehen konnten. Schließlich das 0:2 im Viertelfinale der Klub-WM in den USA gegen Paris St. Germain, gleichbedeutend mit dem Turnier-Aus. Zuvor war in der Gruppenphase Benfica Lissabon 0:1 unterlegen.

Bayern gewann 2025 43 von 56 Pflichtspielen

Dem gegenüber stehen: 26 Bundesliga-Siege in bis dato 33 Partien, neun in 14 Champions League-Spielen. Mit den Pokalwettbewerben (drei Erfolge im DFB-Pokal und der Gewinn des Supercups) steht Bayern vor der Abschlusspartie an diesem Sonntag in Heidenheim (17.30 Uhr, DAZN) bei: 43 Siegen, acht Unentschieden und eben lediglich fünf Niederlagen in 56 Partien. Kompany-Style.

Nummer 57 in Heidenheim riecht nach Pflichtsieg. Oder wird’s kurz vorm Weihnachtsurlaub eine Kür? Die AZ hat die zehn besten Spiele des Jahres ausgewählt und das 2:1 Anfang November bei Champions League-Sieger Paris St.Germain zum besten Match 2025 gekürt. Vor der Pause war's eine Offensiv-Demonstration, nach der Pause aufgrund der Roten Karte für Luis Díaz eine beeindruckende Abwehrschlacht.

Luis Díaz sah gegen PSG kurz vor der Pause die Rote Karte.
Luis Díaz sah gegen PSG kurz vor der Pause die Rote Karte. © IMAGO

Mit dem 3:1 gegen Chelsea wurden die Bayern im September zu Klub-WM-Sieger-Besiegern – macht Rang zwei. Die Duelle mit Leverkusen waren prägender als die im deutschen Klassiker gegen Borussia Dortmund. Der BVB ist auch nicht mehr der Rivale, der er einmal war. Auf Platz zehn eine Pleite, die gegen PSG im Viertelfinale der Klub-WM. Als es 0:1 stand, war Bayern drauf und dran, die Verlängerung zu erreichen – gegen dann nach zwei Platzverweisen neun (!) Gegenspieler. Ein Konter – 0:2, perdu.

Kompany, der empathische Menschenfänger, verlängerte im Oktober seinen Vertrag vorzeitig – und für die Bayern unüblich geräuschlos – bis 2029 und hofft im kommenden Jahr, dass er ganz vorne steht, wenn "die Preise verteilt werden", wie er das nennt. Vor allem am 30. Mai, wenn in Budapest der Henkelpott überreicht wird – die Rose unter den Trophäen im Klubfußball. Nix Rosine.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.