Elfmeter? Robben würde schießen
Sein Elfmeter-Fehlschuss entschied das Titelrennen zugunsten von Borussia Dortmund. Am Samstag bekommt Bayern-Star Arjen Robben im DFB-Pokalfinale gegen den deutschen Meister eine zweite Chance.
Berlin - Würde er wieder antreten? Arjen Robben zögert keine Sekunde. „Ja“, sagt er, 'warum nicht?" Weil sein Fehlschuss vom Elfmeterpunkt am 11. April die Meisterschaft zugunsten von Borussia Dortmund entschied. Es gehörte demnach eine gehörige Portion Mut dazu, würde Robben, der Star, die Diva des FC Bayern München, sich beim Pokalfinale am Samstag (20.00 Uhr/ZDF und Sky) gegen den deutschen Meister wieder den Ball schnappen. Mut aber hat Robben.
Wie sonst ist es zu erklären, dass sich Robben vergangene Woche freiwillig verpflichtet hat, bis mindestens 2015 mit Franck Ribery in einer Mannschaft zu spielen? „Das Thema ist erledigt“, wehrt Robben die Nachfragen zur handfesten Auseinandersetzung mit dem Franzosen ab. Ribery hatte ihm in der Halbzeitpause des Halbfinal-Hinspiels der Champions League gegen Real Madrid ein „Veilchen“ verpasst – beste Freunde werden die beiden wohl nicht mehr.
Das aber ist laut Robben, der mit Ribery die „beste Flügelzange der Welt“ (Franz Beckenbauer) bildet, auch nicht nötig. „Es geht nicht um zwei Spieler, es geht um die Mannschaft, um Bayern München, unseren Verein.“ Und der hat auf der Zielgeraden dieser Saison noch zwei große Ziele. „Wir brennen alle auf die Revanche gegen Dortmund“, sagt Robben. Und der FC Chelsea? Das „Finale dahoam“ in der Königsklasse am 19. Mai in der Münchner Arena?
„Es wird eigentlich nur noch vom Champions-League-Finale geredet, und wenn wir ehrlich sind: es ist auch das größte Ziel“, gibt Robben zu. „Wenn Sie mir sagen, du verlierst das Pokalfinale und gewinnst dafür die Champions League, unterschreibe ich sofort. Aber das bedeutet nicht, dass wir das Pokalfinale herschenken, dass wir sagen: Könnt ihr haben, wir gehen voll auf Chelsea.“ Zu schön sind da seine Erinnerungen an den Cup-Sieg 2010 gegen Werder Bremen, als er per Handelfmeter mit dem 1:0 den Weg zum souveränen 4:0-Sieg ebnete.
Vom Super-Ego Robben war damals noch nicht die Rede. Und Robben bemüht sich dieser Tage, sein Image zu korrigieren. „Natürlich bin ich auf dem Platz ein Egoist“, sagt er, „aber das musst du manchmal sein.“ Er entscheide sich aber nie bewusst gegen einen besser postierten Mitspieler, sondern folge Eingebung, Instinkt. „Und dabei mache ich halt auch Fehler.“ So wie in Dortmund, als er laut Bayerns Ehrenpräsident Beckenbauer ein ehernes, statistisch jedoch längst widerlegtes Fußballgesetz brach und als Gefoulter selbst schoss.
Beckenbauers Kritik hat Robben gekränkt. Wie sehr, das wurde deutlich, als die Bayern sich in Madrid behauptet hatten. „Ich bin nicht immer zufrieden mit dem, was er sagt. Manchmal muss man ein bisschen nachdenken“, konterte Robben. Zuvor hatte er den FC Bayern mit seinem Anschlusstor – per Elfmeter! – erst in die Verlängerung gebracht. „Das ist Mut, nachdem er gegen Dortmund verschossen hat. Da muss man den Hut ziehen“, sagte Präsident Uli Hoeneß.
Das gute Verhältnis zum früheren Manager trug dazu bei, dass Robben sich zum Bleiben entschloss. Juventus Turin, die runderneuerte „alte Dame“, die gerade erstmals seit 2006 wieder italienischer Meister geworden ist, wollte ihn. Aber Robben hat nicht einmal ernsthaft darüber nachgedacht. Er hat noch etwas vor in München, mit dem FC Bayern. Kapitän Philipp Lahm sagt dazu: „Er weiß, was er am FC Bayern hat. Und wir wissen, was wir an ihm haben.“
Unter anderem einen sehr sicheren Elfmeterschützen. In der finalen Lotterie von Madrid wollte Robben gleichwohl nicht noch einmal ran. „Ein zweiter Elfer ist immer schwieriger. Manchmal muss man schlau sein“, sagte er. Am Samstag, wenn 74.244 Zuschauer im Berliner Olympiastadion und mehrere Millionen an den Fernsehschirmen nur auf ihn schauen, wäre das wohl anders.