Ein Ort der Trauer: Hier fand FC-Bayern-Legende Beckenbauer seine letzte Ruhe
München, Heimat der Blauen und der Roten, Schauplatz großer Spiele in der Champions League, bei Welt- und Europameisterschaften. Eine Stadt, in der der Fußball Geschichte schrieb. In seinem neuen Buch "99 Münchner Fußballorte" geht AZ-Autor Florian Kinast nun in München und seinem Umland auf Spurensuche und besucht nicht nur alte und aktuelle Spielstätten. Er geht auch Fragen nach wie: Wo liegen die Gründungsorte der Bayern und der Löwen?
Beckenbauer fand im Perlacher Forst seine letzte Ruhe
Wo lebten und wirkten bedeutende Persönlichkeiten der beiden Klubs? Wo kam der Kaiser auf die Welt und wo liegt er begraben? Wo wohnte Otto Rehhagel unter dem Pseudonym Rubens und wo baute Uli Hoeneß seinen ersten Autounfall? Wo drehte Thomas Müller sein Abschiedsvideo aus München, wo brach Manuel Neuer zu einer verhängnisvollen Skitour auf? Und wo blieb Karl-Heinz Wildmoser auf seinen Kalbshaxen sitzen?
In einer sechsteiligen Exklusiv-Serie stellt die Abendzeitung in dieser Woche exklusiv sechs der Orte aus Kinasts Buch vor. Teil 6: Die letzte Ruhestätte des Kaisers. Friedhof am Perlacher Forst, Feld 7-A: Am Grab der Familie Beckenbauer.

Beckenbauer wurde im Familiengrab beerdigt
Es war ein Abschied im kleinsten Kreis. Der Sarg, geschmückt mit bunten Rosen, dahinter Frau Heidi, die Kinder Joel und Francesca. An der Grabstelle ein Meer von Kränzen, von Bruder Walter ("Servus Bruderherz"), dem FC Bayern ("Danke Franz"), auch von Andreas Brehme ("In tiefer Trauer"). Sechs Wochen, bevor auch er starb. So war es bei der Beisetzung von Franz Beckenbauer im Januar 2024 im Familiengrab seiner Eltern, am Friedhof im Perlacher Forst. Feld 7-A, Grab 0017.
Dreimal war Beckenbauer hier, um sich selbst von seinen Liebsten zu verabschieden. 1977, 2006, 2015. Drei eh schon bedeutungsschwere Jahre. 1977 war Beckenbauer zu Cosmos New York gewechselt, während eines Karibik-Urlaubs im September erfuhr er von der unheilbaren Krankheit seines Vaters Franz: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Beckenbauer flog heim, wachte täglich am Krankenbett im Klinikum Schwabing, bis zum Tod des Vaters im November.

Beckenbauer-Mama erlebte WM in Deutschland nicht mehr
Anfang 2006, im Jahr der WM in Deutschland, starb Mama Antonie an den Folgen einer Lungenentzündung, mit 92 schlief sie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder friedlich ein. Ihr Traum, die WM noch zu erleben, erfüllte sich nicht. 2015 die Tragödie um seinen Sohn Stephan, der mit nur 46 Jahren seiner Gehirntumor-Erkrankung erlag. Direkt gegenüber den Großeltern bekam er einen eigenen Grabstein mit der Inschrift "Grazie di esistere".
Das Lied von Eros Ramazzotti, das sie auf Stefans Trauerfeier spielten. Kurz darauf folgten die ersten Berichte zu dubiosen Vorgängen um die Vergabe des Sommermärchens. Enge Weggefährten erzählten, dass Stefans Tod wie auch die Enthüllungen zur WM 2006 Beckenbauer zunehmend die Kraft raubten, gegen seine Erkrankungen anzukämpfen. Es wurde still um den Kaiser. Bis zu seinem Tod im Januar 2024. Bis dann auch er hier seine letzte Ruhe fand.

Florian Kinast: 99 Münchner Fußballorte, Carl Ueberreuter Verlag, 18 Euro, ISBN-10: 3800078929
