Dr. Heynckes hofft auf schnelle Genesung

Nachdem der Trainer beim 0:2 in Manchester viele Stars geschont hatte („Das war sehr klug”), soll es den Grippe-Patienten nun bis zum Liga-Hit am Sonntag in Stuttgart wieder besser gehen.
MANCHESTER - Verloren und doch weiter. Gibt Schlimmeres – werden sich die Bayern am Donnerstag gedacht haben. Etwa verlieren und dadurch ausscheiden. Und so wird die Stimmung bei den Gastgebern der Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes in Carrington, südwestlich von Manchester, nicht die beste gewesen sein. Denn dort schüttelten sich die Versager von Manchester United das 1:2 in Basel aus den Knochen. Die Engländer waren so freundlich, den Bayern einen Trainingsplatz zur Verfügung zu stellen. Heynckes hielt eine knackige Einheit ab - mit dem A-Team. Die hatten sich am Vorabend erholen dürfen, als sich das B-Team ein folgenloses 0:2 bei City einfing.
Laufe, wer kann - so lautete das Motto des Bayern-Trainings. Für den Rest galt: Hand auflegen. Und da war Erfahrung gefragt, Diagnosefähigkeit und Weitsicht. Ein klarer Fall für den Bayern-Arzt – für Dr. Jupp Heynckes. Aufstellung und Taktik stehen nicht im Vordergrund, eher die Patientenbetreuung mit Blick aufs Ligaspiel Sonntag beim VfB Stuttgart (17.30 Uhr).
Arjen Robben und Toni Kroos waren wegen Grippe in München geblieben. Thomas Müller, Mario Gomez und Daniel van Buyten zeigten Grippe-Symptome. Sie saßen auf der Bank. Müller wurde zum Aufwärmen an die Seitenlinie geschickt - aber warum? Gegen die zugige Kälte im Norden Englands?
Als Heynckes, gerade erst von einer Grippe erholt, darauf angesprochen wurde, dass die mitgereisten 3000 Bayern-Fans gerne alle Stars anstelle einer B-Mannschaft gesehen hätten, antwortete er laut und bestimmt: „B-Team? Der Ausdruck gefällt mir nicht! Das war eine Lizenzspielermannschaft mit sieben aktuellen Nationalspielern." Eine Gelegenheitself in einmaliger Zusammenstellung.
Dr. Heynckes verteidigte seine Schonungsmaßnahmen resolut: „Die Stars liegen im Bett! Robben und Kroos nehmen Antibiotika. Gomez hat's mit den Bronchien, das ist sehr bedenklich. Dem Daniel van Buyten geht's auch nicht gut, der hat beim letzten Spiel gegen Bremen während der Halbzeit nur auf der Toilette gesessen. Soll ich die einsetzen? Die Internisten glauben nicht, dass das bis Sonntag explodiert und sie spielen können. Warten Sie mal ab."
Muss man Angst haben um die Bayern? Wer Dr. Heynckes hörte, musste den Eindruck gewinnen, es breitete sich gerade eine Grippe-Epidemie aus und die Reise zum Spiel am Sonntag droht gestrichen werden. Da hilft nur Blitzheilung. Wetten, dass?
Erleichtert nahmen die Reporter zur Kenntnis, dass Sportdirektor Christian Nerlinger - noch leicht heiser! - zu Protokoll gab: „Bei Arjen und Toni geht es aufwärts. Ich bin optimistisch." Puh.
„Ich glaube, es war sehr klug, dass sie nicht gespielt haben", lobte Heynckes sich selbst. Bei der Bankettrede um kurz vor Mitternacht im Mannschaftshotel erwähnte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge das VIP-Tippspiel eines Sponsors: „Wir haben doch einen Gewinner. Einer hat 2:0 für City getippt." Getuschel im Saal, Raunen am Tisch der Bosse. „Na, na, na!", monierte Heynckes süffisant.
Rummenigge fiel dazu ein: „Vielleicht hat der Herr ja vor dem Spiel die Aufstellung gesehen. Dann hat er wohl nicht mehr so viel Vertrauen in unsere Mannschaft gehabt." Zur Belohnung für die Vorabdiagnose gab's ein Fieberthermometer. Nein, Spaß. Einen Pokerkoffer.