Die Weltmeister warnen vor frechem Aufsteiger Ingolstadt
Am Samstag empfängt der FC Bayern Zweitligameister Ingolstadt zum Derby. Ein auf dem Papier ungleiches Duell – aber die Bayern haben großen Respekt vor dem frechen Aufsteiger.
München - Wie man Pep Guardiola besiegt? Ralph Hasenhüttl hat es seinen Spielern schon mal vorgemacht. Das inoffizielle Duell um den Spruch der Woche gewann nämlich der österreichische Coach des FC Ingolstadt – gegen einen diesmal allerdings auch schlecht gelaunten Bayern-Trainer, der einen Tag vor dem Spiel des Tabellenführers gegen den bislang so starken Aufsteiger (Platz elf/20 Punkte) einen müden und ob der aktuellen Verletzungsmisere auch frustrierten Eindruck machte. „Ich verspreche, dass wir da was mitnehmen“, sagte Hasenhüttl also vor diesem Derby (15.30 Uhr/Sky) der Bayern gegen die Mini-Bayern – und fügte mit einem Schmunzeln an: „Das müssen nicht unbedingt Punkte sein, sondern das kann auch Erfahrung sein.“
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So schlagfertig, wie sich der Trainer in der Öffentlichkeit gibt, so cool tritt auch die Ingolstädter Mannschaft in ihrer Premierensaison in der Bundesliga auf. Der Gewinn der „Meisterfelge“ in der 2. Liga hat dem Aufsteiger eine Menge Selbstvertrauen gegeben. Das ist auch bei Guardiola, der parallel mit den Bayern die (nicht wirklich schönere) 25. Meisterschale gewann, angekommen. „Sie haben eine gute Mentalität, eine gute Solidarität, sie machen gutes Angriffspressing“, sagte er. Auch gegen starke Gegner würden sie nicht nur defensiv spielen, meinte der Bayern-Trainer: „Sie können auch kombinieren und nach vorne spielen, das haben sie gezeigt.“
Die Ingolstädter Art: "mutig"
Das Hasenhüttl-Team, wie die Bayern von Audi gesponsert, im Vergleich der Spielermarktwerte aber in einer anderen Welt unterwegs (Ingolstadt: 27 Mio. Euro, Bayern: 618 Mio.), will seine Spielweise selbst gegen Guardiolas Startruppe beibehalten. „Bevor wir uns mit zehn Mann hinten reinstellen und erst recht drei bis vier Stück kriegen, versuchen wir es lieber auf unsere Art: mutig“, sagte Hasenhüttl.
Was ist das eigentlich für ein Typ, dieser freche Grazer, der von 2002 bis 2004 bei den Amateuren des FC Bayern spielte? Philipp Lahm weiß es aus dem aktuellen Kader des Rekordmeisters am besten. Der Kapitän erreichte gerade mit dem 2:0 bei Dinamo Zagreb seinen 300. Pflichtspielsieg im Trikot der Bayern – ganz am Anfang seiner Karriere hatten er und Hasenhüttl sogar zusammen auf dem Platz gestanden. In der Saison 2002/03 war das, als der 18-jährige Lahm unter Trainer Hermann Gerland für das Team von Bayern II in der Regionalliga Süd spielte. Im Sturm jener Mannschaft stand damals neben dem späteren Profi Paolo Guerrero aus Peru ein Österreicher, der seine Karriere in München ausklingen ließ: Ralph Hasenhüttl, 34 Jahre alt.
Bayern mit Respekt in erste Bundesliga-Begegnung
Nun sieht man sich in der Allianz Arena wieder, erstmals als Gegner in einem Bundesliga-Spiel, im DFB-Pokal traf man bereits im Oktober 2011 aufeinander (6:0). Lahm freut sich: „Ich finde es schön, dass mit Ingolstadt noch eine andere bayrische Mannschaft gut in der Bundesliga dasteht und erfolgreich spielt. Das freut mich insbesondere für Ralph.“
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Ob der heute 32-Jährige überrascht sei, dass die Ingolstädter nach 15 Spieltagen so weit oben in der Tabelle platziert sind? Lahm: „Ich bin positiv überrascht, aber sie stehen dort verdient und ich hoffe, dass sie die Liga halten.“ Torjäger Thomas Müller ist ebenfalls angetan vom Aufsteiger, der glaubt, dass sie „eher unterschätzt“ werden, vor allem vor Beginn der Saison. „Als Aufsteiger wird man ja zu Beginn einer Saison nie hoch gehandelt“, sagte Müller, „mir war das schon klar, weil ich immer ein bisschen beobachtet habe, wie sie gespielt haben. Mit der Art und Weise wie die Ingolstädter spielen, können sie in jeder Liga erfolgreich sein.“ Man mag sie, die lieben Nachbarn.
Das ist der allgemeine Tenor der Bayern, die bei aller Sympathie für den Aufsteiger aber natürlich mit einem Sieg die Herbstmeisterschaft perfekt machen wollen. Sebastian Rode, der in der Startelf stehen könnte, erwartet eine schwere Aufgabe: „Sie sind nur gegen Hannover ein bisschen unter die Räder gekommen, ansonsten standen sie sehr kompakt. Wir müssen nach der Niederlage gegen Gladbach aber wieder etwas gutmachen.“
Wenn’s so einfach wäre - gegen die lieben Nachbarn.