„Die Spieler brauchen ganz klare Anweisungen!“

"Was kann denn Jupp Heynckes wirklich machen? Fast gar nichts." Stefan Effenberg im AZ-Interview über Jürgen Klinsmanns Fehler, Jupp Heynckes’ Vorzüge und Michael Rensings Ablösung.
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Nimmt kein Blatt vor den Mund: Stefan Effenberg.
Thomas Gaulke Nimmt kein Blatt vor den Mund: Stefan Effenberg.

"Was kann denn Jupp Heynckes wirklich machen? Fast gar nichts." Stefan Effenberg im AZ-Interview über Jürgen Klinsmanns Fehler, Jupp Heynckes’ Vorzüge und Michael Rensings Ablösung.

AZ: Herr Effenberg, die Bayern scheinen sich bei der Trainersuche festgelegt zu haben. Der Favorit heißt Louis van Gaal. Was halten Sie davon, dass die Bosse nach der zehnmonatigen Episode Jürgen Klinsmann nun einen Routinier verpflichten wollen?

STEFAN EFFENBERG: Sie erinnern sich jetzt an die guten, alten Zeiten mit Ottmar Hitzfeld. Sie sehnen sich nach einem Trainer, der ein paar Jahre bleibt. Aber das Alter und die Erfahrung ist kein Argument für mich - siehe Guardiola beim FC Barcelona, er ist sechs Jahre jünger als Klinsmann und lässt sehr erfolgreichen Fußball spielen. Über van Gaal selbst kann ich wenig sagen, ich kenne ihn nicht.

Als Interims-Trainer wurde Jupp Heynckes verpflichtet. Aus Ihrer Erfahrung: Wie ist das, wenn ein Neuer kommt, um einem das Fußball-ABC beizubringen?

Was kann denn Jupp Heynckes wirklich machen? Fast gar nichts. Er kann der Mannschaft nur den Spaß vermitteln, eine Philosophie zu vermitteln - das ist schwer in der kurzen Zeit. Die Spieler brauchen aber ganz klare Anweisungen - die sind ihnen in den letzten Wochen offenbar nicht gegeben worden. Darauf hat Klinsmann nicht so großen Wert gelegt. Diese klaren Anweisungen wird ihnen Jupp Heynckes jetzt geben.

Im Rückblick: Woran ist Jürgen Klinsmann gescheitert?

Die Spiel-Philosophie von Klinsmann konnte nicht funktionieren, du kannst nicht nach vorne laufen und die Gegner überrennen wollen. Heynckes lässt ein bisschen nüchterner agieren und will das Spiel nicht in den ersten 20 Minuten entscheiden.

Welche Fehler hat Klinsmann noch gemacht?

Er hat sich selbst so viele Baustellen aufgemacht, die er hinterher gar nicht mehr zuschütten konnte. Ich denke da nur an die Bundestrainer-Zeit mit den Rauswürfen von Sepp Maier und Oliver Kahn - das haben sich die Bayern-Fans gemerkt. Dann kamen die Fälle van Bommel, Podolski, Rensing, van Buyten, Donovan - das ging immer so weiter. Als die Mannschaft in der Findungsphase war, hat er rumrotiert - ein großer Fehler.

War es nicht die Mannschaft, die ihn gestürzt hat, als Ende Februar für eine defensivere Spielweise plädiert wurde?

Das musst du als Trainer selbst erkennen, dafür wurdest du ausgebildet und hast den Trainerschein gemacht. Wenn du das nicht erkennst, fängt dein Ansehen an zu bröckeln. Er hat es sich selbst wirklich schwer gemacht. Er hatte die Mannschaft irgendwann nicht mehr hinter sich - und wenn das der Fall ist, hast du als Trainer verloren, dann bist du erledigt. Es wurde aber noch etwas anderes von Anfang an falsch gemacht.

Was denn?

Die Leute im Trainerstab müssen deutsch sprechen, das ist unheimlich wichtig. Es geht um schnelle, taktische Anweisungen, um Emotionen - das muss oft spontan raus. Da kannst du nicht noch fünf Minuten nach den richtigen Leuten suchen, die es übersetzen.

Zum Torwart-Thema: Was sollte Michael Rensing, die degradierte Nr. 1, jetzt machen?

Das ist brutal für den Jungen - schlimmer geht's ja gar nicht. Er wurde so lange von Sepp Maier ausgebildet, lernt so viel von Olli Kahn, wird hochgelobt von Uli Hoeneß. Da musst du mit ihm die Saison durchziehen, nach der Saison kann man Bilanz ziehen. Und wenn man von ihm nicht begeistert sind, sagt man: Wir holen einen neuen Torwart und mit dem kämpft Rensing vom ersten Tag an um die Nr. 1. Rensing muss jetzt ausloten, wie die Situation ist und erwarten, dass offene Worte fallen.

Int.: Patrick Strasser

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