Die spektakulärsten Beinahe-Transfers: Als Uli Hoeneß Diego Maradona an der Angel hatte

München - Der 25. November 2020 wird als schwarzer Tag in die Geschichte des Fußballs eingehen. Es ist der Tag, an dem der beliebteste Sport der Welt in Diego Armando Maradona eine seiner größten Ikonen verlor.
"El Diez" - für viele Menschen der größte Zehner aller Zeiten - starb am Mittwoch im Alter von 60 Jahren an einem Herzstillstand. Noch am selben Abend rief die argentinische Regierung für den Volkshelden eine dreitägige Staatstrauer aus, selbst der Papst schloss ihn in seine Gebete ein.
Insgesamt elf Jahre seiner großen Karriere verbrachte Maradona in Europa, über Barcelona und Neapel führte ihn sein Weg zum FC Sevilla. Beinahe hätte der gerade einmal 1,65 Meter große Spielmacher tatsächlich auch beim FC Bayern Halt gemacht.
Hoeneß über Maradona-Transfer: "Es war möglich"
"Maradona in München – das war mein Traum", erzählte Uli Hoeneß vor einigen Jahren gegenüber der "Bild". Ein Traum, den sich der langjährige Bayern-Macher einst beinahe erfüllt hätte. "Es war möglich, wir hatten sogar mit Maradonas damaligem Berater Branchini verhandelt. Wir waren schon ziemlich weit und wären finanziell fast an verrückte Dinge rangegangen", so Hoeneß. Woran der Transfer am Ende gescheitert ist, wollte der langjährige Bayern-Macher aber nicht verraten.
Tatsächlich hätten die Bayern in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Weltstars verpflichten können – die Transfers scheiterten aus unterschiedlichen Gründen. Von Maradona über Ibrahimovic bis Neymar – die AZ fasst die spektakulärsten Beinahe-Transfers des FC Bayern zusammen.
Neymar

2013 wollte Pep Guardiola nach seiner Ankunft in München unbedingt den jungen Brasilianer vom FC Santos verpflichten. Stattdessen bekam er aber Mario Götze. "Guardiola hatte gewisse Vorstellungen, einen jungen brasilianischen Spieler zu kaufen. Aber wir waren in der Vergangenheit nicht so gut gelegen mit jungen Brasilianern", erinnerte sich Uli Hoeneß später.
Neymar zog es stattdessen zum FC Barcelona, mit dem er 2015 die Champions League gewann. Zwei Jahre später überwies Paris Saint-Germain 222 Millionen Euro in die Hauptstadt Kataloniens und machte den Angreifer damit zum teuersten Spieler der Fußball-Geschichte.
Zlatan Ibrahimovic

Zlatan Ibrahimovic gilt als einer der besten Stürmer der vergangenen 20 Jahre und feierte in den Niederlanden, Italien, Frankreich und Spanien unzählige Meisterschaften - in jungen Jahren wäre der schillernde Schwede beinahe in München gelandet.
2001, der damals 19-jährige Ibrahimovic war in seiner schwedischen Heimat bereits ein Star, zeigten die Bayern Interesse. Dies bestätigte Björn Andersson, zwischen 1995 und 2008 als Jugendtrainer, Nachwuchskoordinator und Scout bei den Münchnern tätig, einst gegenüber der schwedischen Online-Plattform "fotbollskanalen". Ibrahimovic' damaliger Klub Malmö FF forderte seinerzeit eine Ablöse von acht Millionen Euro. "Bayern sagte: 'So viel Geld zahlen wir nicht für einen Jugendspieler'", erzählte Andersson 2017 - der Wechsel scheiterte.
Ruud Gullit

Ebenfalls bitter für die Bayern: In Ruud Gullit entging dem Rekordmeister einer der besten Mittelfeldspieler der 80er und 90er Jahre. Wie Uli Hoeneß Jahre später erzählte, waren er und Franz Beckenbauer bereits bei ihm in Mailand zu Besuch gewesen. "Als wir morgens um halb zehn bei ihm in die Wohnung kamen, war noch niemand wach – außer der Butler. Er hatte einen Butler!"
"Schließlich war der Transfer klar und er kam nach München zur Untersuchung bei Dr. Müller-Wohlfahrt. Da war immer noch alles klar. Am Abend waren wir gemeinsam essen, er übernachtete bei mir. Da war auch noch alles klar", erinnert sich der spätere Bayern-Präsident: "Am nächsten Morgen hat er gesagt, er müsse nach Mailand und mit seiner Frau sprechen - am Abend hat er dann abgesagt. Warum, weiß ich bis heute nicht genau."
Xavi

Mit dem FC Barcelona und der Nationalmannschaft prägte Xavi als Schlüsselfigur eine Ära - dabei hätte der Mittelfeldstratege seine sportliche Heimat zweimal beinahe in München gefunden.
Erstmals zeigte der FC Bayern im Jahre 2008 Interesse, der Transfer wurde vom damaligen Barcelona-Trainer Pep Guardiola aber unterbunden. "Barca hat Guardiola unter Vertrag genommen und ich habe eine großartige EM gespielt. Pep hat mir gesagt, dass ich nicht wechseln würde, dass er sich die Mannschaft nicht ohne mich vorstellen könne. Damit hat er mich gekriegt", erklärte Xavi später.
Sechs Jahre später, Guardiola war mittlerweile Trainer in München, bekundete der deutsche Rekordmeister erneut Interesse am Weltmeister von 2010. Da Xavi jedoch keinen direkten Konkurrenten auf den Champions-League-Titel stärken wollte, entschied er sich für einen Verbleib in Barcelona.
Gennaro Gattuso

Zwei Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Deutschland wäre der Italiener 2008 fast beim FC Bayern gelandet. Der damalige Trainer Jürgen Klinsmann wollte den mehrfachen Champions-League-Sieger unbedingt verpflichten, schlussendlich blieb Gattuso aber in seiner Heimat. "Bayern und ich waren uns zu 95 Prozent einig. Dann aber haben Präsident Berlusconi und Sportdirektor Galliani mir klargemacht, dass Mailand meine sportliche Heimat ist", so Gattuso.
Franz Beckenbauer

Zum Schluss noch ein Beinahe-Transfer in die andere Richtung. Denn eben beinahe wäre der "Kaiser" kein Roter sondern ein Blauer geworden! Als der junge Libero Ende der 50er Jahre noch für den SC 1906 München spielte, schwärmte er vom TSV 1860. Das änderte sich, als Beckenbauer im Alter von 13 Jahren 1958 in einem Testspiel gegen die Jugendmannschaft der Sechzger von seinem Gegenspieler Gerhard König eine "Watschn" kassierte. Beckenbauer später: "Ich weiß gar nicht mehr, warum! Wir waren uns halt nicht so sympathisch. Statt zu Sechzig bin ich danach dann lieber zum FC Bayern."