"Die Mannschaft" - Weltmeister ohne Tabuzonen

Der Film „Die Mannschaft“ über die deutsche Gold-Truppe gibt intime Einblicke in eine Welt, die sonst vor der Öffentlichkeit verborgen wird. Die Helden von Rio haben bei der Premiere viel Spaß
Patrick Strasser |
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10. November, einen Tag vor Lahms Geburtstag: Der zurückgetretene Nationalelf-Kapitän und die restlichen Weltmeister-Helden präsentieren nach dem WM-Titel den Film "Die Mannschaft", der ab Donnerstag, 13. November in den Kinos zu sehen ist.
GES/Augenklick 10. November, einen Tag vor Lahms Geburtstag: Der zurückgetretene Nationalelf-Kapitän und die restlichen Weltmeister-Helden präsentieren nach dem WM-Titel den Film "Die Mannschaft", der ab Donnerstag, 13. November in den Kinos zu sehen ist.

Der Film „Die Mannschaft“ über die deutsche Gold-Truppe gibt intime Einblicke in eine Welt, die sonst vor der Öffentlichkeit verborgen wird. Die Helden von Rio haben bei der Premiere viel Spaß.

München - Prof. Dr. Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger. Ja, der Mann ist auch Weltmeister 2014. Zumindest ehrenhalber. Was? Kenn’se nicht? Wat woll’n se, werden Sie sich nun als Leser denken. Also gut: Hans-Jürgen Quadbeck-Seeger, geboren 1939, ist ein deutscher Chemiker, Erfinder, Manager und Autor.

Was das mit dem WM-Gewinn der Nationalelf in Brasilien zu tun hat? Ziemlich viel. Der Mann war allgegenwärtig während der fast acht Wochen der WM, während der Vorbereitung, dem Trainingslager in Südtirol, während des Turniers in Brasilien.

Mit einem Banner hatten DFB-Leute im Trainerzimmer einen Spruch von Quadbeck-Seeger sichtbar gemacht: „Ein guter Anfang braucht Begeisterung, ein gutes Ende Disziplin.“ Daher bekommt der Chemiker im Abspann der WM-Dokumentation

„Die Mannschaft“ (Länge: 90 Minuten – was sonst?), die ab Donnerstag in den Kinos läuft, einen ganz speziellen Dank. Neben den Hauptdarstellern. 23 Mann, im Hauptberuf Fußballprofis. Seit dem 13. Juli 2014, dem Finale von Rio de Janeiro, Weltmeister. 1:0 gegen Argentinien, der vierte Stern für Deutschland. „Wenn ich später mal im Schaukelstuhl sitze, werde ich immer daran denken“, sagt Bundestrainer Joachim Löw, der Weltmeistermacher.

Die Filmemacher des DFB durften dorthin, wo kein Reporter hin durfte. Die Doku lebt durch die Tatorte, die sonst Tabuzonen sind: Der Zuschauer wird mitgenommen ins Basislager in Santo André, in die Kabine, in die Massageräume, ins Esszimmer, an den Pool, auf die Fähre, in den Flieger – und in den Mannschaftsbus.

An den Ort, wo die Stars eins werden mit ihren Fans. Nach dem WM-Triumph schmettern die Nationalspieler mit vom Bier gefärbter Stimme die Gesänge ihrer Anhänger: „Die Nummer eins der Welt sind wir!“ Endlich mal enthemmte, nicht-kontrollierte Profis – ohne Angst, etwas Falsches zu sagen. Man sitzt mittendrin im Mannschaftsbus nach dem Finalerfolg.

„Jogi singt ein Lied“, schmettern Thomas Müller und Per Mertesacker, eine Bierflasche als Mikrofon, auf der Fahrt durch Rio de Janeiro. Er will nicht. Seine Spieler lassen nicht locker. „Die Unterlippe wackelt schon“, grölen sie, „er blättert noch im Wörterbuch!“ Jogi bleibt stumm. Also muss der alte Gassenhauer „Jogi, wink’ einmal!“ her – und der Chef winkt aus Reihe eins.

Das Spiel funktioniert. Auch „Hansi“, der Flick, „Olli“, der Bierhoff, und „Köppi“, der Torwarttrainer Köpke, machen mit. Später sieht man Per Mertesacker mit seiner Goldmedaille als Stirnband auf der Tanzfläche – und versteht sofort, warum der Mann Abwehrspieler geworden ist.

Kult geworden, als er einen ZDF-Reporter nach dem 2:1 gegen Algerien auf dessen kritische Fragen anraunzte: „Wat woll’n se?“ Mertesacker grinst und sagt im Rückblick: „Eine phänomenale Reaktion von mir. Ich hab’ ehrlich geantwortet, vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben.“

Weitere Highlights der Doku: Bastian Schweinsteiger dankt beim Sprung in den Hotel-Pool dem Fifa-Chef, dass die WM in Brasilien stattfindet: „Obrigado, Sepp Blatter!“

Und Miroslav Klose, der Oldie, ist erleichtert, dass er die Zusammenstellung der Wohngemeinschaften im „Campo Bahia“ mitentscheiden durfte: „Mir war wichtig, dass Jungs dabei sind, die früh ins Bett gehen.“

Wer WM-Torrekordler werden will, braucht ‘ne Menge Schlaf.

Und Thomas Müller, im Grunde der Hauptdarsteller, nicht nur wegen seines Kellner-Auftritts im Dirndl, weil er beim Golfen gegen Physiotherapeut Christian Huhn eine Wette verloren hatte.

Nur unter Protest: „Ich wurde an einem Loch betrogen.“

Ein sehenswerter Film, mit intimen Einblicken, vielen Emotionen. Am Ende ruft Müller: „Männer, beim nächsten Turnier könnt ihr mich wieder anrufen!“

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