Die Latino-Bayern: Bayrisch? Spanisch!
Einst prägten Briten den Klub, dann Italiener und später Franzosen. Mittlerweile herrschen bei den Bayern - auch dank Javi Martínez - spanisch-brasilianische Verhältnisse.
Valencia - Ein Ausflug nach Spanien? Aber gerne! Bueno! Am Dienstagvormittag schlenderte Paul Breitner (61) ein wenig durch die Altstadt, ein bisschen umschauen, ein bisschen shoppen. Solch eine Reise lässt sich der Markenbotschafter des FC Bayern nicht nehmen, ist er doch der Señor España der Bayern. Von 1974 an spielte er bei Real Madrid.
Überhaupt: Es gab die Zeiten mit Mark Hughes, Alan McInally, mit den Briten also, mit Trainer Trapattoni, Rizzitelli, Luca Toni, den Italienern. Von der Franzosen-Gruppe Papin, Sagnol, Ismael und Lizarazu ist auch nur noch Ribéry übrig geblieben.
Wie Anfang der 2000er mit Pizarro, Santa Cruz, Sergio, Zé Roberto und Elber ist der heutige FC Bayern auch latinomäßig geprägt – mehr noch: Erstmals in der Geschichte steht ein echter Spanier im Kader der Münchner: Javier Martínez, der Rekordtransfer der Vereinsgeschichte, mit 40 Millionen Euro Ablöse.
Vor dem Duell beim FC Valencia sagte er: "Valencia wird fast immer Meister der anderen Liga – also Bester in der Tabelle vor dem FC Barcelona und Real Madrid." Die Bayern hätten keine bessere Vorbereitung auf das Duell haben können, schließlich ist ihr Trainer auch ein halber Spanier.
Die AZ listet die Latino-Bayern auf – inklusive einiger unerwarteter Protagonisten:
Jupp Heynckes: Acht Jahre trainierte er in der Primera Division (von 1992 bis ’94 Athletic Bilbao, von 1995 bis’97 CD Teneriffa, ein Jahr Real Madrid und erneut Bilbao von 2000 bis 2003). "Ich kenne die spanische Liga in- und auswendig", sagte Heynckes zuletzt öfter. Das kommt daher, weil er einen Dekoder besitzt, mit dem er alle Spiele zu Hause live anschauen kann. Sein Karrierehöhepunkt: 1997 arbeitete er ein Jahr bei Real Madrid, die Saison endete mit Triumph und Trauer: Der Champions-League-Triumph gegen Juventus (1:0) war sein Abschiedsspiel, Intrigen beendeten sein Engagement.
Claudio Pizarro: Der Rückkehrer stammt aus Peru, seine Muttersprache ist also Spanisch. Der Kapitän seiner Nationalelf, mit 34 Jahren gereift und nicht mehr so lässig wie zu seiner ersten Zeit beim FC Bayern (2001-2007), kämpft mit Mario Mandzukic und Mario Gomez um den Platz im Sturmzentrum – und da wären wir schon beim Nächsten.
Mario Gomez: Er besitzt neben der deutschen auch die spanische Staatsangehörigkeit. Sein Vater zog als Jugendlicher mit seiner andalusischen Familie aus Albunán nach Baden-Württemberg. Gomez’ Großeltern leben in Andalusien, er besucht sie hin und wieder. Sogar eine Straße in deren Dorf ist nach ihm benannt.
Rafinha, Dante, Luiz Gustavo: Die drei Brasilianer im Kader sprechen und verstehen natürlich Spanisch, bilden eine Clique, zu der auch Pizarro gehört. Wenn Heynckes etwas Bestimmtes erklären will, wechselt er die Sprache. Fitness-Trainer Marcelo Martins ist auch Brasilianer.
Arjen Robben: Der Holländer kam 2009 von Real Madrid zum FC Bayern, nachdem er zuvor zwei Jahre für den Hauptstadt-Klub gespielt hatte. 2008 wurde er spanischer Meister, als Kaka und Ronaldo verpflichtet wurden, musste er gehen.
Philipp Lahm: 2006 hatte der heutige Bayern-Kapitän ein hoch dotiertes Angebot des FC Barcelona vorliegen. "Ich habe Philipp geraten, es anzunehmen. Barça brauchte dringend jemanden auf der Position. So ein Angebot kommt nur einmal im Leben. Philipp wäre mit Barça inzwischen zweimal Champions League-Sieger geworden", sagte Lahms Berater Roman Grill einmal.
Bastian Schweinsteiger: Immer mal wieder mit Real Madrid in Verbindung gebracht, vor allem, seit José Mourinho dort arbeitet, der Schweinsteiger sehr schätzt. Der Co-Kapitän lernte aber auch privat Spanisch. "Bastian hat mich sehr überrascht. Er versucht, Spanisch mit mir zu sprechen. Er ist eine große Hilfe für mich", sagte Martínez im Spätsommer nach seinem Wechsel zu Bayern.
David Alaba: Seine Schnelligkeit und Vielseitigkeit soll im Frühjahr das Interesse des FC Barcelona geweckt haben. Er würde perfekt in das Tiki-Taka-System der Katalanen passen. Die Bayern lehnten das 15-Millionen-Angebot aber schnell ab.
Übrigens: Die einzigen beiden deutschen Profis, die je für den FC Valencia gespielt haben, haben keine Bayern-Vergangenheit: Rainer Bonhof (1978 bis ’80) und Timo Hildebrand (2007-’08).