Die Firma als Familie

Die sportliche Krise seines FC Bayern lässt den Geschäftsmann Uli Hoeneß kalt. Er ist stolz auf finanzielle Solidität und verzichtet auf Wachstum. Die Stars posieren unterdessen im edlen Gewand.
von  Abendzeitung
Fesch kommen’s daher, die Business-Bayern: Thomas Müller, Holger Badstuber, Philipp Lahm, Toni Kroos, Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger (von links).
Fesch kommen’s daher, die Business-Bayern: Thomas Müller, Holger Badstuber, Philipp Lahm, Toni Kroos, Mark van Bommel und Bastian Schweinsteiger (von links). © Neil Kirk für GQ

Die sportliche Krise seines FC Bayern lässt den Geschäftsmann Uli Hoeneß kalt. Er ist stolz auf finanzielle Solidität und verzichtet auf Wachstum. Die Stars posieren unterdessen im edlen Gewand.

Platz zwölf, ein historischer Fehlstart – und zu allem Überfluss hat sich nun auch noch Bastian Schweinsteiger verletzt. Der FC Bayern steckt in einer Krise – und Männer-Stil-Magazin „GQ“ steckt die Stars in der neuen Ausgabe (erscheint am heutigen Donnerstag) in edle Anzüge. Was aber Sinn macht. Unter dem Titel „Die Firma“ porträtiert das Magazin den FC Bayern schließlich als Wirtschaftsunternehmen. Und Präsident Uli Hoeneß spricht – nachfolgend Auszüge aus dem Interview – über:

Das Unternehmen FC Bayern:

„Wir sind sowohl in der Sport- als auch neuerdings in der Entertainmentbranche. Fußball ist eines der letzten identitätsstiftenden Gemeinschaftserlebnisse in diesem Land und weltweit. Im Stadion, in den Fanmeilen, vor dem Fernseher treffen sich Leute aller Schichten und feiern über alle Grenzen hinweg. Insofern hat der Fußball eine soziale Funktion.“

Die Transferpolitik der Bayern:

„Wir wurden für bekloppt erklärt, weil wir keine Spieler für 60 Millionen Euro gekauft haben. Ich kann mich noch genau erinnern, als Dortmund an die Börse gegangen ist. Da hieß es: Der Hoeneß solle doch mal nach Dortmund gehen und sich anschauen, wie man einen modernen Verein führt. Wir wurden kritisiert, weil wir nicht diversifiziert hatten, sondern uns auf das Kerngeschäft konzentriert haben. Wie das damals in Dortmund ausgegangen ist, ist ja allgemein bekannt.“

Die Schuldenmacherei im Fußball:

„Wir sind doch mit unserer Transferpolitik dieses Jahr Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger geworden und ins Champions-League-Finale gekommen. Wenn man sich die letzten fünf Champions-League-Sieger anschaut, haben die in den fünf Jahren immer Verluste in Millionenhöhe gemacht. Wenn ich unseren Fans anböte: Wir machen 50 Millionen Schulden, gewinnen dafür diesen Pokal, oder wir scheitern im Finale oder auch Halbfinale und schreiben dafür schwarze Zahlen – glauben Sie mir, die Mehrheit würde Letzteres wählen. Die Fans schätzen am FC Bayern auch seine Solidität. Und dass sich der Klub etwas Familiäres bewahrt hat.“

Das Wachstum des FC Bayern:

„Ich bin kein Anhänger der Wachstumsreligion und sehr skeptisch, wenn ich Leute höre, die mir sofort zehn Ideen präsentieren, wie man mehr Umsatz machen kann. Ich komme manchmal ins Büro und habe keine einzige Idee. Dann wachsen wir eben mal nicht.“

Den Wertverlust von Krisen-Stürmer Mario Gomez:

„Ganz ehrlich, das interessiert mich nicht. Bei Thomas Müller und vielen anderen jungen Spielern ist dafür der Marktwert sehr stark gestiegen. Die Summe ist ja auch nur relevant, wenn wir ihn entweder verkaufen wollten oder den Gegenwert für Kredite bräuchten – beides ist nicht der Fall.“

Ribérys Zockerei bei der Vertragsverlängerung:

„Für Franck Ribéry wurden uns 2009 sehr hohe Millionensummen geboten – wir haben Nein gesagt, und das Franck auch vermittelt. In der Hinsicht erziehen wir unsere Spieler. Zumal wir darauf achten, dass wir Spieler verpflichten, die einen guten Charakter haben. Problemfälle kriegen wir beim FC Bayern hin.“

Sein Lebenswerk FC Bayern:

„Ich bin mit dem, was wir hier aufgebaut haben, 100 Prozent zufrieden. Wenn ich hier morgens vorfahre – ich bin ja nur noch zwei Tage pro Woche in der Säbener Straße – dann bin ich wirklich stolz.“

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