Der Quälgeist des FC Bayern schlägt wieder zu: Attacke von Didi Hamann gegen Thomas Tuchel
München - Es ist so eine Sache, die Sache mit den Fußball-Experten. Präziser: Die mit den sogenannten Experten, wie die Herren Experten beim FC Bayern gerne sagen. Mit den Händen am Mikrofon legen die externen Beobachter ihre Finger in die Wunde und das ist oft unbequemer als Gegner wie Manchester City, RB Leipzig oder der 1. FC Saarbrücken.
Lothar Matthäus und Didi Hamann gelten beim FC Bayern Bayern als "rotes Tuch"
Lothar Matthäus ist so ein unangenehmer Zeitgeist, in letzter Zeit entpuppte sich Didi Hamann, ebenfalls früher als Mittelfeldspieler an der Säbener Straße angestellt, zunehmend als Quälgeist. Auch er hat weder Ambitionen noch Chancen, eines Tages Greenkeeper beim FC Bayern zu werden.
Als rotes Tuch gelten beide, über Matthäus richtete Uli Hoeneß im März auf der roten AZ-Couch. Dieser sei "ein hervorragender Fußball-Fachmann und eine sehr wichtige Persönlichkeit beim FC Bayern in den letzten 20 Jahren. Manchmal aber vergisst er, dass er mal für diesen Verein gespielt hat. Wenn ich seine Vorschläge höre - das verstehe ich nicht. Da überschreitet er die Grenzen."
Zu Grenzgänger Didi Hamann muss man fairerweise sagen, dass dessen Finger schon länger in Bayerns Wunde zugegen war – nicht erst seit dem 1:2-Unfall in Saarbrücken. Hamann gilt nicht als Freund vom Tuchels Fußball und des Trainers Wirken beim FC Bayern.
Nach zuletzt 13 Spielen ohne Niederlage litt der Abomeister höchstens unter Phantomschmerzen, doch Hamanns stete Ausführungen ("Bayerns Ergebnisse stimmen, aber der Fußball ist nicht gut. Ein Zweckbündnis, keine Liebesbeziehung") wirken wie das Jucken eines Mückenstichs, den man eigentlich ignoriert haben wollte, aber nun fahrlässig aufgekratzt hat.
Thomas Tuchel über Didi Hamann: "Nicht wichtig genug, dass wir uns ärgern lassen"
Tuchel selbst war es, der sich nach wiederholten Stichen zu einem Konter gegen Mücke Hamann hat hinreißen lassen – kennt jeder, der nachts im Schlafzimmer wild um sich schlägt, weil das Gewese (allein das Geräusch!) so nervt. "Didi läuft gerade ein bisschen aus dem Ruder, habe ich das Gefühl, und ist auf der anderen Seite ganz sicher nicht wichtig genug, dass wir uns darum kümmern, reagieren oder uns ärgern lassen." Tut der Seele gut, was getan bzw. gesagt zu haben. Bringt aber nichts. Eine Mücke hat sieben Leben.

Im Herzen Münchens, im Hotel "Bayerischer Hof" hatte Experten-Arbeitgeber Sky am Donnerstagvormittag das "Ministerzimmer" reserviert. In dem barocken Raum durfte Hamann zwei Tage vor dem Bundesliga-Klassiker der Münchner bei Borussia Dortmund Hof halten.
Der 50-Jährige war gut drauf, aber nicht, weil er sich als zufriedener Prophet präsentierte angesichts der Münchner Pokalpleite, die er "nicht erwartet" habe. Im schwarzen Rollkragenpulli sprach er kurz Wohlwollend-Hoffnungsvolles ("Das kann etwas Reinigendes haben"), kam aber dann zu des Pudels Kern: "Wie viele der aktuellen Spieler gehen für diesen Trainer über heiße Kohlen?" Und: "Das Gefühl, dass eine Einheit ist, die bereit ist, den Fehler des Mitspielers auszubügeln, hatte ich in den letzten sieben, acht Monaten nie."
Didi Hamann orakelt: "Der Trainer kann in ein paar Wochen oder Monaten weg sein"
Tuchel ist nun sieben, na ja, fast acht Monate bei Bayern.
Hamann weiter auf Niemals-Greenkeeper-Kurs: "Die Entwicklung ist nicht gut, seit Tuchel da ist – für alle Seiten unbefriedigend. Ich habe große Bedenken, ob das in dieser Konstellation funktioniert. Es ist ungut losgegangen und jetzt geht's ungut weiter." Es folgte eine Binse, aber eine, die aufhorchen lässt: "Der Trainer kann in ein paar Wochen oder Monaten weg sein." Kann, muss aber nicht.
Bei Julian Nagelsmann war es eine Frage von Tagen. Zu seiner Fehde mit Tuchel meinte Hamann, der "den Bayern natürlich auch viel zu verdanken" habe, gelassen: "Mir geht's um die Sache, nicht um Tuchel. Wenn er es so wahrnimmt, ist alles gut. Ich kann mit Kritik umgehen – so wie er es mit Sicherheit kann."
Und nun, Herr Scharfrichter, was bringt das Duell mit dem BVB? "Die Vorzeichen könnten kaum besser sein für die Dortmunder", so Hamann, "wenn du die Bayern jetzt nicht schlägst, dann nie mehr." Schließlich sagte er einen Satz, der nach Hoeneß und nach Spurenelementen von Mia-san-Mia-DNA klingt: "Andererseits waren die Bayern immer da, wenn es gegen große Gegner geht."