Der FC Bayern: Aus allen Wolken

Während die Konkurrenz aus Dortmund und Gladbach weiter siegt, rutschen die Bayern nach dem 0:0 gegen Freiburg auf Platz drei.
Patrick Strasser |
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Während die Konkurrenz aus Dortmund und Gladbach weiter siegt, rutschen die Bayern nach dem 0:0 gegen Freiburg auf Platz drei. Sportdirektor Nerlinger: „Spätestens jetzt schrillen die Alarmglocken.”

MÜNCHEN - Von einer Mini-Serie hatte Bayern-Trainer Jupp Heynckes noch am Freitag gesprochen, die man ausbauen wollte. Zwei Siege waren’s, im Pokal in Stuttgart (2:0) sowie gegen recht harmlose Lauterer in der Liga (2:0). Aus der Mini- wurde eine Bonsai-Serie. Mit dem schwachen 0:0 in Freiburg, beim Tabellenletzten, ist alles verflogen. Zwei Punkte auf Titelverteidiger Dortmund und Meisterkonkurrent Gladbach sind weg, Platz zwei ganz nebenbei auch. Der Rückstand wächst, das Frustpotenzial steigt und steigt.

„Das war heute eine Leistung, die nicht akzeptabel ist”, schimpfte Sportdirektor Christian Nerlinger bei „sky” und erklärte: „Spätestens jetzt schrillen beim FC Bayern die Alarmglocken.” Sie haben die Meisterschaft nicht mehr im Griff, die aktive Rolle abgegeben. Herg’schenkt auf gut Bayerisch. Aus einer komfortablen Situation im Spätsommer, als man unterhaltsamen und teils überzeugenden Fußball bot, ist ein Leerlauf geworden. „Wir hatten bis zu diesem Spiel alles in unserer Hand, und jetzt nicht mehr”, meinte Philipp Lahm, „das ist sehr enttäuschend. Es geht hier um die Deutsche Meisterschaft, und heute haben wir einen Riesen-Rückschlag bekommen.” Nur Kapitän Lahm und Sportdirektor Nerlinger hatten gesprochen nach der Nullnummer im Breisgau. Es waren die besten Szenen der Bayern am Samstagabend.

Dennoch bleibt der Eindruck: Klare, harte Worte – doch was folgt? Bislang haben die Verantwortlichen das Team stets geschützt, auf die Faktoren Zeit und Heynckes samt seiner Erfahrung und harmonischen Arbeit gesetzt. Motto: Wird schon mit dem Titel. Und am intensivsten lebt der Traum vom Finale der Champions League – am 19. Mai in der heimischen Arena. Für die Spieler ein möglicher Höhepunkt der Karriere, solch eine Chance kommt nie wieder. Acht Punkte Vorsprung in der Liga allerdings auch. „Wir stehen in der Liga gewaltig unter Druck: Wir haben einen Vorsprung von acht Punkten reduziert auf einen Rückstand von vier. Es ist sehr besorgniserregend”, meinte Nerlinger.

Nach dem siebten Spieltag hatten die Bayern tatsächlich acht Zähler Vorsprung auf den BVB, vor dem direkten Duell im November (0:1) immerhin noch fünf. Ein satter Absturz innerhalb von drei Monaten – aus allen Wolken eben.
Nur zwei der letzten acht Auswärtsspiele haben die Bayern gewonnen und in Freiburg war wieder einmal zu erkennen, dass gegen einen clever verteidigenden, gut organisierten Gegner kein spielerisches Mittel gefunden wird. Keine Ideen, kein Durchsetzungsvermögen. Zu schematisch wirkt das Spiel, der Ball wird immer auf die Außen, entweder zu Franck Ribéry oder Thomas Müller (ab der zweiten Hälfte zum eingewechselten Arjen Robben) gepasst und dann heißt es: macht mal. Am Ende der Partie, als Verzweiflung die Aktionen hektischer machte, war nicht mal die Abteilung Brechstange zwingend. Der Bayern-Dusel? Abwesend.

Der Unterschied zu Dortmund: Der BVB spielt ebenfalls mau, gewinnt aber dennoch mit 1:0 wie am Samstag bei Hertha BSC. Es war der sechste Sieg in Folge, seit 16 Spielen sind die Borussen ungeschlagen – Vereinsrekord. Und die anderen Borussen, die Gladbacher, sind keine Eintagsfohlen mehr, ihre Serie spricht von Reife und Konstanz. Abschütteln? Auch sie haben die Bayern überholt.

„Ich dachte der Pokalsieg in Stuttgart wäre der Wendepunkt für uns gewesen. Aber in der Bundesliga kannst du nur bestehen, wenn du 100 Prozent gibst. Das haben wir im ersten Durchgang nicht gezeigt. Da hatten wir ja nur eine Torchance”, resümierte Lahm. Speziell der leblose Auftritt in den ersten 45 Minuten schlug allen auf den Magen. Heynckes vermisste „Biss und Leidenschaft”, Nerlinger die „richtige Einstellung und Aggressivität”. Doch es fehlten nicht nur diese kämpferischen Attribute, auch spielerisch war gegen eine im Vergleich fußballerisch limitierte Freiburger-Elf keine Lösungsansätze zu erkennen. Man fühlt sich überlegen, kann es aber nicht zeigen. „Es ist mir ein großes Rätsel, vor allem, was in der ersten Halbzeit abgelaufen ist”, meinte Nerlinger bei „Liga total!”. Sein Verdacht: „Es wirkt so, als ob einige nicht kapiert haben, um was es geht.” Auch das noch: eine Kopfsache.

Am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1, Sky live) ist der FC Basel der Gegner im Achtelfinalhinspiel der Champions League. Ein gefährliches Spiel – in der Mini-Krise. 

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