Der Fall Uli Hoeneß in der Übersicht: Die Chronik

Uli Hoeneß steht vom 10. bis 13. März wegen Steuerhinterziehung in München vor Gericht: Die AZ berichtet aus dem Gerichtssaal und dokumentiert vorab den Fall in einer Übersicht.
von  AZ
Am 10.03.2014 beginnt der Prozess gegen Uli Hoeneß in München (Bayern). Der Präsident des FC Bayern München soll im großen Stil Steuern hinterzogen haben.
Am 10.03.2014 beginnt der Prozess gegen Uli Hoeneß in München (Bayern). Der Präsident des FC Bayern München soll im großen Stil Steuern hinterzogen haben. © dpa

Uli Hoeneß steht vom 10. bis 13. März wegen Steuerhinterziehung in München vor Gericht: Die AZ berichtet aus dem Gerichtssaal und dokumentiert vorab den Fall in einer Übersicht.

Der Fall Uli Hoeneß: Die Chronik

Am 8. April fragt die „Tegernseer Stimme“ bei der Münchner Staatsanwaltschaft an. In Bad Wiessee kursiert das Gerücht, dass ein Steuerstrafverfahren gegen Hoeneß läuft. Die Durchsuchung seines Hauses am 20. März hatte sich herumgesprochen. Die Staatsanwaltschaft schweigt.

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Am 17. April ruft die AZ den Bayern-Präsidenten an und konfrontiert ihn mit dem Steuerstrafverfahren und der Hausdurchsuchung. Hoeneß bestreitet alles. Am Abend sitzt er mit seinem Freund Hans-Ulrich Jörges, der Mitglied der "Stern"-Chefredaktion ist, auf dem Podium einer Diskussion im Münchner Rathaus: "Was tun gegen Nazigewalt?"

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Am 20. April kommt der "Focus" mit einer Vorabmeldung. Hoeneß bestätigt dem Magazin: „Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht.“ „Focus“-Herausgeber ist Bayern-Intimus Helmut Markwort.

Aus einer sachkundigen Quelle erfährt die AZ, dass es sich um ein „unvorstellbares Vermögen“ von „mehreren hundert Millionen Euro“ auf einem Schweizer Konto handle. Hoeneß dementiert: „Ihre Quelle liegt falsch.“

Am 22. April berichtet die AZ, dass Hoeneß den Steuerbehörden gleich die Zahlung von zehn Millionen Euro angeboten habe. Das Steuerstrafverfahren stehe im Zusammenhang mit einer Veröffentlichung des „Stern“. Der hatte am 16. Januar um 11.40 Uhr online berichtet: "Geheimes Fußballkonto in der Schweiz: Spitzenvertreter der Bundesliga bunkerte halbe Milliarde Euro." Es handle sich um das Nummernkonto „40...A“ bei der Schweizer Privatbank Vontobel. Der Name des Konto-Inhabers war nicht bekannt.

Die „SZ“ dagegen schreibt von einem „merkwürdigen Zufall“: „Der Fall aus dem ,Stern' und die echten Abläufe im Fall Hoeneß scheinen gar nichts miteinander zu tun haben.“

Am 24. April veröffentlicht der „Stern“ unter dem Titel „Anruf von Hoeneß“ das Konto: „Sagenhaft viel Geld auf dem Nummernkonto 4028BEA.“ Hoeneß hatte sich bei dem Magazin gemeldet, wollte von dem ominösen Konto aber nichts wissen. Die Summen seien „absurd“, sagt der Bayern-Boss. Er habe auf seinem Konto in der Spitze 15 bis 20 Millionen gehabt. Hoeneß nennt auch ein Datum: den 12. Januar 2013, einen Samstag. Da habe er die Selbstanzeige eingereicht. Also Tage vor der „Stern“-Veröffentlichung.

Am 27. April berichtet „Spiegel-Online“, dass Hoeneß die Selbstanzeige seines Kontos 4028BEA innerhalb weniger Tage erstellen hat lassen, nachdem ihn ein Bankmitarbeiter vor der Recherche des "Stern" gewarnt hatte. Nach der Hausdurchsuchung habe Hoeneß eine „nachgebesserte Version“ vorgelegt.

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Am 2. Mai druckt die „Zeit“ ein langes Interview mit Hoeneß. Plötzlich ist das geheime Konto 4028BEA bei der Privatbank Vontobel nun doch das Konto von Uli Hoeneß. Er spricht von „Summen, die für mich heute auch schwer zu begreifen sind, diese Beträge waren schon teilweise extrem“. Zahlen nennt er nicht.

Am 7. Mai wird die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Bundestagsabgeordneten Richard Pitterle bekannt. Das jüngste Treffen von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Hoeneß war am 15. Januar 2013 zum Mittagessen. Damals gingen alle davon aus, es habe drei Tage nach Hoeneß‘ Selbstanzeige stattgefunden. Schließlich hatte er dem „Stern“ selbst den 12. Januar genannt.

Am 6. Juni hat die „SZ“ neue Erkenntnisse: „Harakiri in Bad Wiessee“. Die Selbstanzeige sei am 17. Januar frühmorgens bei der Bußgeld- und Strafsachenstelle in Rosenheim eingereicht worden. Das war ein Donnerstag. An dem erschien die Print-Ausgabe des „Stern“ mit dem Bericht über das geheime Konto. Ein Steuerfahnder in Altersteilzeit, ein Steuerberater und ein Anwalt hätten Hoeneß bei der Selbstanzeige geholfen.

Drei Tage zuvor, am Montagmorgen, den 14. Januar, hatte der „Stern“ die Schweizer Privatbank Vontobel mit seinen Recherchen konfrontiert. Am Dienstag, den 15. Januar, hatte Hoeneß zwei Termine in Berlin. Er traf sich mit „Stern“-Journalist Hans-Ulrich Jörges im Cafe Einstein, Unter den Linden.

Jörges sagte jetzt zur „SZ“, er habe von der Recherche des Kollegen nichts gewusst. Zum Mittagessen traf sich Hoeneß mit Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel. Danach soll ihn die Bank Vontobel gewarnt haben, dass der „Stern“ recherchiere. Erst da soll er sich zu einer Selbstanzeige entschlossen haben. Die wurde dann offenbar in Panik zusammengezimmert.

Jetzt berichtet auch die „SZ“ von einer „freiwilligen Abschlagszahlung“, die Hoeneß mit seiner Selbstanzeige den Steuerbehörden angeboten habe: „Sie soll bei gut neun Millionen Euro liegen.“

Am 25. Januar meldet der Stern, dass Hoeneß bei den zuständigen Finanzbehörden in Bayern Ende 2008 steuerlich anrechenbare Verluste aus "Veräußerungsgeschäften" in Höhe von 118,9 Millionen Euro angemeldet hat, während er in der Schweiz Millionen vor dem Fiskus versteckte. Wie konnte der Bayern-Patron sich das leisten?, fragt das Hamburger Magazin. Zuvor hatte die Münchner Staatsanwaltschaft Finanzbehörden durchsuchen lassen, um die undichte Stelle zu orten, durch die die 118,9 Millionen Euro Verlust an die Öffentlichkeit kamen.

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Am 22. Februar 2014 spekuliert nun auch die „Süddeutsche Zeitung" darüber, „dass es bei den Geschäften des Uli Hoeneß um viel mehr Geld als bisher angenommen“ geht. Die Autoren Hans Leyendecker und Georg Mascolo schreiben, „zeitweise soll er dreistellige Millionensummen bewegt haben“.

Das gehe aus der wie ein Staatsgeheimnis geschützten Anklage hervor. Und: Die 118,9 Millionen, über die der Stern berichtet hat, stimmen. Die riesigen Verluste habe Hoeneß in den vergangenen Jahren mit Geschäften gemacht, die er offiziell und ganz legal über die kleine Privatbank Reuschel & Co in München abwickelte.

Vom 10. bis 13. März muss sich Uli Hoeneß (62), Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München, vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München II wegen Steuerhinterziehung verantworten.

 

 

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