"Der erste nach Sepp Maier, der einem einfällt": Asül schlägt Müller für den Karl-Valentin-Orden vor

AZ: Herr Asül, seit wann sind Sie Fan des FC Bayern?
DJANGO ASÜL: Quasi seit der Rückkehr von Paul Breitner zum FC Bayern. Heißt ich werde dieses Jahr 45-jähriges Bayern-Fantum feiern.
Asül ist Müller-Fan seit seinem "Auftauchen in der Bundesliga"
Wie viele Bayern-Spiele müssen Sie pro Saison unbedingt sehen?
Müssen gar keins, wollen dann schon die, in denen es um etwas geht, und das sind ja dann zum Glück doch einige, speziell international.
Seit wann sind Sie Fan von Thomas Müller?
Eigentlich ziemlich genau seit seinem Auftauchen in der Bundesliga. Weil das bei ihm immer schon etwas Unbekümmertes hatte. Das fand ich gut und habe das dann gar nicht so sehr dauernd im Kontext mit der sportlichen Leistung gesehen, sondern hatte vielmehr den Eindruck: Da ist einer, der nimmt es so ernst wie nötig, verliert aber auch nicht den Spaß an der Sache und an dem Drumherum. Es ging ja auch zeitig los, dass er mit seinen Kommentaren für Begeisterung gesorgt hat.

Asül: "Er wollte nie mit Gewalt den Entertainer spielen"
Eigentlich gibt es ja in jeder Hobbykicker-Truppe mindestens einen, der den August gibt und ein paar Sprüche klopft – aber außer Thomas Müller fällt einem in der Liga tatsächlich kaum ein anderer ein…
Was man ihm zugutehalten darf, ist, dass er ja nie mit Gewalt den Entertainer spielen wollte. Es wirkt bei ihm vielmehr, weil es immer auf den Punkt kommt. Und auf den Punkt kommt es immer dann, wenn man etwas zu sagen hat oder entsprechend gefragt wird.
Müller setzt seine Karriere nun doch fort – und zwar in den USA. Gute Idee?
Es gibt ja berühmte Vorbilder, die beim FC Bayern eine Weltkarriere hingelegt haben und es dann in Amerika haben ausklingen lassen. Von daher fällt einem irgendwas zwischen Kalifornien und Florida eher ein als die Emirate.
FC Bayern: Müller ist vom Gesicht "Tick näher am Karl Valentin" als Maier
Neben all den zahllosen sportlichen Titeln – niemand sonst ist 13 Mal deutscher Meister geworden - hagelte es in seiner Karriere auch viele zivile Auszeichnungen wie Bayerischer Verdienstorden und Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste. Was fehlt: ein amtlicher Faschingsorden, wie zum Beispiel der Karl-Valentin-Orden. Wäre er da in Ihren Augen ein möglicher Kandidat?
Wenn man an seine Statur und vor allem die prägnante Muskulatur sowie an sein Bayerntum und die auch im Ausdruck schlaksige Art denkt, dann sehe ich da durchaus Querverbindungen. Er ist jedenfalls der Erste nach Sepp Maier, der einem da einfällt. Der ist vom Gesicht her vielleicht noch einen Tick näher am Karl Valentin.
Nun wird der Karl-Valentin-Orden von der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla verliehen für "die humorvollste beziehungsweise hintergründigste Bemerkung im Sinne von Karl Valentin" – fällt Ihnen da ein entsprechendes Thomas-Müller-Bonmot ein?
Ich bin keiner, der besonders intelligente Sprüche archiviert, aber ich finde seine Grundhaltung, die Dinge schelmisch zu sehen und Kommentare mit einem Augenzwinkern zu versehen, das hat er definitiv.

Preiswürdige Zitate von Müller werden nun weniger
Sein Beerdigungs-Witz, den er bei der Verabschiedung in der Allianz Arena erzählt hatte, ist aber nicht wirklich preiswürdig, oder? Was sagt der Experte, also nicht für Beerdigungen, sondern in Sachen Humor?
Wenn man sich im Archiv mal auf die Suche macht, kommen einem bestimmt drei, vier Sachen unter, die eher preiswürdig sind. Aber nach dem Ende seiner Karriere beim FC Bayern wird man jetzt nicht mehr so viele Zitate von ihm mitbekommen. Wenn man ihm noch ein schönes Fußballer-Rentner-Leben in Los Angeles oder Miami gönnt, wird die Aufmerksamkeit nicht mehr so gegeben sein wie hier bei uns. Zumal er alles auch noch auf Englisch bringen müsste. Sollte er sich da an das Englisch von Lothar Matthäus anlehnen, dann könnte natürlich jedes Zitat dem Karl Valentin würdig sein. Da dürfen wir gespannt sein.
Stimmt, Lothar Matthäus würde auch einen guten Preisträger abgeben. Die Liste der seit 1973 Ausgezeichneten ist auch so schon recht illuster: Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl zählen dazu, ebenso der spätere Papst Joseph Ratzinger, Heino, Til Schweiger und Andreas Gabalier – passt Thomas Müller überhaupt in diese Reihe?
Ich würde eher fragen: Passen all die Genannten irgendwo in einen Kontext mit Karl Valentin? Bei Preisen ist es ja generell so: Die werden oft vergeben, weil man einen Volltreffer landen will, wobei ich Thomas Müller dazu zählen würde. Dann hat man andererseits wieder Jahre, wo es keine nahe liegende Lösung gibt und der Preis an jemanden vergeben wird, der diesen wenigstens aufwertet oder Publicity bringt. Und ich glaube, bei diesem Preis wird es sich ganz ähnlich verhalten.

Asül: "Wir wissen ja nicht, wer als Preisträger in Frage kommt"
Preisträger aus der Welt des Fußballs gab es erst einen einzigen: Philipp Lahm. Eine große Nummer auf dem Rasen, aber im Sinne von Karl Valentin?
Sollte es einen Sonderpreis für besonnenes Auftreten geben, hätte ich den Kollegen Lahm eher da verortet. Man muss das aber immer auch mit der jeweiligen Spielergeneration vergleichen. Mag sein, dass er in seiner Generation noch der Gewitzteste war, auch wenn einem gewitzt nicht als Erstes einfällt, wenn man an Philipp Lahm denkt.
Ohne der Jury der Narrhalla, die ihren kommenden Preisträger traditionell im Herbst bekannt gibt, vorgreifen zu wollen: Wird’s nun der Müller Thomas oder nicht?
Da täte man sich jetzt mit einer Multiple-Choice-Lösung natürlich leichter. Aber wir wissen ja nicht, wer sonst noch als Preisträger infrage kommt. Aber singulär betrachtet würde man mit einem Thomas Müller nichts falsch machen. Man würde sich nicht dem Verdacht aussetzen, dass es einem nur um den großen Namen ging.