Das Ende der TV-Tabus
Bayern-Manager Uli Hoeneß mutiert wieder mal zur Abteilung Attacke. Dieses Mal hat sich die ARD seinen Zorn zugezogen. Die hätten das Kartellamt beeinflusst. Glaubt Hoeneß.
MÜNCHEN Natürlich, Uli Hoeneß macht sich Sorgen. Um seine Bayern, um den deutschen Fußball. Und wie immer, wenn die Bundesliga Gefahr läuft, viel Geld zu verlieren, wird Hoeneß zur Abteilung Attacke. Dieses Mal hat sich die ARD seinen Unmut zugezogen. „Ich bin sauer auf die ARD. Sie steckt hinter der Entscheidung des Kartellamts“, sagte Hoeneß dem heute erscheinenden Wirtschaftsmagazin „Focus Money“.
Zur Erinnerung: Das Kartellamt hatte der DFL Ende Juli verboten, die Bundesliga künftig erst weit nach 20 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen. Das heißt, dass die Höhepunkte der Bundesliga-Samstags-Spiele auch in Zukunft in der „Sportschau“ oder in einem ähnlichen Sendeformat eines anderen Senders gezeigt werden müssten.
Genau das passt Hoeneß nicht. Weil den Klubs so eine Menge Geld entgehen würde. Meint er. Und meinen mit ihm auch viele andere Bundesliga-Manager.
Und weil das Kartellamt nun auch den Kompromissvorschlag der DFL, die die Spielberichte künftig selbst produzieren und in einem unverschlüsselten Digital-Kanal platzieren wollte, abgelehnt hat, will die DFL gegen die Entscheidung des Kartellamtes klagen. Der FC Bayern würde diese Klage wohl unterstützen.
Doch während Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge mutmaßt, dass den Richtern beim Kartellamt einfach der Fußball-Sachverstand abgeht, wittert Hoeneß gleich eine Verschwörung. Und deswegen will er mit der ARD am liebsten gar nichts mehr zu tun haben. „Wer sagt denn, dass wir mit der ARD weiter zusammenarbeiten müssen?“, fragt Hoeneß bei „Focus Money“, „wir müssen das Pay-TV, und damit Premiere, wie noch nie pushen.“
Diese Meinung hatte Hoeneß nicht immer. Als 2002 der Kirch-Konzern insolvent ging, hatte der Manager noch ganz anders geklungen. „Ich bin der Meinung, ARD und ZDF haben die Verpflichtung, dem Deutschen seinen Fußball zu erhalten. Diese Sender müssten einspringen“, hatte er damals zur AZ gesagt.
Jetzt, da Leo Kirch mit seiner neuen Firma Sirius wieder auferstanden ist, möchte die DFL mit der Sportschau am liebsten nichts mehr zu tun haben. Rund 500 Millionen Euro im Jahr hat Sirius der DFL für die Bundesliga-Rechte geboten. Wegen der Entscheidung des Kartellamts droht der Deal zu platzen. „Ich hätte Verständnis dafür, wenn Kirch von der Vereinbarung zurücktritt“, sagt Hoeneß. Stattdessen setzt er sich nun für direkte Verhandlungen mit dem Medienmogul und Premiere-Großaktionär Rupert Murdoch ein. „Nichts darf mehr tabu sein“, so Hoeneß. Nichts, außer der ARD?
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