Das Comeback-Interview in der AZ

Pünktlich zum Halbfinale gegen Atlético Madrid will Jérome Boateng wieder auf dem Platz stehen. Hier spricht Bayerns Innenverteidiger über seine Rückkehr, das Saisonfinale, Ancelotti – und Mode.
Interview: Patrick Strasser |
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Sprach mit AZ-Reporter Patrick Strasser über sein Comeback: Jérome Boateng.
AZ Sprach mit AZ-Reporter Patrick Strasser über sein Comeback: Jérome Boateng.

München - Der 27-jährige Jérome Boateng ist gebürtiger Berliner. Über Hertha BSC, den Hamburger SV und Manchester City kam er 2011 zum FC Bayern. Er gewann die Champions League, drei Meistertitel und zweimal den DFB-Pokal. 2014 wurde er mit der DFB-Elf Weltmeister. Die AZ hat ihn nach seiner Verletzungspause zum Interview getroffen.

AZ: Herr Boateng, vor ein paar Wochen machte ein Foto im Internet die Runde. Sie sitzen auf der Tribüne der Allianz Arena, weil Sie verletzt fehlen. Ihr gesamter Körper ist angespannt. Sie blicken auf das Spielfeld – tun das aber nicht tatenlos. Sie drücken ganz kräftig beide Daumen.

JÉROME BOATENG: Es ist sehr schwierig für mich, im Stadion ruhig zu bleiben, ich bin kein angenehmer Sitznachbar. Man würde gerne auf dem Platz sein und den Mitspielern helfen. Dann kribbelt es im ganzen Körper, ich bin viel nervöser auf der Tribüne als dort unten auf dem Rasen.

Und woher kommt das Daumendrücken?

Schon als kleiner Junge habe ich das immer gemacht – das kommt wohl aus unserer Familie. Spezielle Glücksbringer habe ich aber keine dabei.

Sie haben sich Ende Januar eine schwere Muskelverletzung im Adduktorenbereich zugezogen, trainieren erst seit ein paar Tagen mit der Mannschaft. Das Comeback rückt näher, gerade noch rechtzeitig im Saisonendspurt.

Ich hoffe, dann wieder dabei zu sein, wenn die großen Spiele kommen. In den letzten paar Monaten der Saison herrscht in der Mannschaft eine spezielle Anspannung. Man merkt, dass es in die wichtige Phase geht.

Für Außenstehende: Wie äußert sich das?

Es wird in der Kabine und auf dem Platz schon noch geflachst wie sonst auch. Dennoch ist die Konzentration, die Beschäftigung mit dem Beruf intensiver: Manche Spieler gehen ihre Spiele durch, analysieren mit dem Trainerstab jedes Detail – auf die kann es jetzt im Endspurt ankommen. Andere Spieler sind vor dem Training noch länger im Gym. Außerdem geht es um Disziplin. Darum, pünktlich zu kommen, viel zu schlafen, vernünftig zu essen.

2014 und 2015 sind Sie im März beziehungsweise April Meister geworden. Nun sind die Dortmunder sehr hartnäckig, vier Spieltage vor Ende ist die Sache noch nicht durch. Eine ungewohnte Situation?

Wir standen in den letzten beiden Jahren bereits relativ früh als Meister fest. Ja, es fehlt dann automatisch ein kleines bisschen was. In der Bundesliga war kein großer Druck mehr da. Wir konnten dann diesen speziellen Druck für die wichtigen Spiele in der Champions-League nicht mehr richtig aufbauen. Unsere Niederlage im Pokalhalbfinale gegen Dortmund, als im Elfmeterschießen zwei Spieler wegrutschen, war ziemlich unglücklich. Das passiert im Fußball, das kann man nicht ändern. Dazu kam, dass wir viele Verletzte im Frühjahr 2015 hatten und es dann einfach nicht so umsetzen konnten, wie wir es uns vorgestellt haben.

Der BVB macht weiter Druck als Verfolger, liegt nur sieben Punkte hinter Ihnen? Gut so?

Ja, natürlich. Die Dortmunder spielen eine sehr gute Saison und speziell eine super Rückrunde. Für uns ist es wichtig, dass wir unsere Spiele gewinnen. Aber generell ist Druck für uns immer ganz gut.

Sie waren selten solch eine lange Zeit außer Gefecht wie in diesem Frühjahr. Können Sie dadurch besser nachvollziehen, wie es Dauer-Pechvogel Holger Badstuber ergeht?

Über Pech brauchen wir in seinem Fall nicht zu reden. Das ist Riesen-Pech. Aber Holger ist ein Kämpfer, das hat er schon oft genug bewiesen, wenn er nach schweren Verletzungen zurückgekommen ist. Ich bin mir sicher, dass er es wieder packt. Ich wünsche ihm, dass er mal kontinuierlich ohne Verletzungen Fußball spielen und Spaß haben kann, dass er sehr lange gesund bleibt.

Pep Guardiola hat ab Februar aus der Not eine Tugend gemacht. Dem Trainer fehlten neben Ihnen noch Javi Martínez, Medhi Benatia und Badstuber verletzt. Dann erfand Guardiola Joshua Kimmich als Innenverteidiger. Hat es Sie überraschend, wie gut und abgeklärt Kimmich das hinbekommen hat?

Joshua ist für sein Alter schon sehr ruhig in seinem Spiel. Er kommt von einer anderen Position, spielt ja eigentlich Sechser im defensiven Mittelfeld. Da musst du auch schon in jungen Jahren ruhig am Ball sein, kannst nicht hektisch agieren. Das ist schon beeindruckend, wie er das macht.

Wäre Joshua Kimmich ein Kandidat für den EM-Kader von Bundestrainer Joachim Löw? Gerade wegen seiner Vielseitigkeit?

Ich trainiere ja mit Joshua und kenne daher seine Qualitäten. Aber am Ende muss der Bundestrainer entscheiden, ob er ihn nach Frankreich mitnimmt – und wenn ja, für welche Position.

Hatten Sie schon Kontakt zu Ihrem künftigen Trainer Carlo Ancelotti?

Ich habe nicht gleich irgendjemanden angerufen, nur um mich zu erkundigen, wie er als Trainer ist. Das weiß man einfach. Von Toni Kroos oder Sami Khedira, die mit ihm bei Real Madrid zusammengearbeitet haben, hatte ich schon zuvor einiges erfahren.

Pep glaubt nicht an die Meisterschaft am Samstag

Und wie soll Ancelotti sein als Typ?

Wie Jupp Heynckes. Sehr ruhig, er spricht wohl viel mit den Spielern, kann mit ihnen gut umgehen. Und taktisch macht ihm natürlich kaum jemand was vor. Ancelotti ist einer, der alles gesehen und erlebt hat, viel gewonnen hat. Da kommt was auf uns zu – ich freue mich drauf.

Sie legen sehr viel Wert auf Mode, haben eine riesige Schuhsammlung mit mehr als 500 Stück. Pep Guardiola trägt bei Spielen stets sehr feines Tuch. Ein Vorbild in Sachen Outift?

Der Trainer hat einen sehr guten Stil, sieht immer gut aus. Das passt. Die Anzüge sitzen.

Und was ist mit Löw Jogi und seinen Schals?

Der Bundestrainer ist zielsicher, was die Wahl seiner Schals betrifft.

Ein wenig lustig gemacht hatten Sie sich über die Mode von Thomas Müller.

(grinst): Bei Thomas gibt es Steigerungspotenzial. Aber das weiß er. Ihm ist das aber auch nicht so wichtig. Er kommt ja mehr über die Sprache.

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