Boateng: "Heynckes ist eine Vaterfigur für mich"

Abwehrspieler Jerome Boateng spricht über sein Verhältnis zum Bayern-Trainer, sein Image und den Zwang, diese Saison einen Titel holen zu müssen.
von  Florian Bogner
Jerome Boateng vom FC Bayern München mit Trainer Jupp Heynckes.
Jerome Boateng vom FC Bayern München mit Trainer Jupp Heynckes. © Rauchensteiner/Augenklick

Jérôme Boateng vom FC Bayern spricht über sein Verhältnis zu Bayern-Trainer Jupp Heynckes, sein Image und den Zwang, diese Saison einen Titel holen zu müssen.

AZ: Herr Boateng, auf Ihnen klebt manchmal noch der Stempel des Berliner Ghetto-Kids. Haben Sie Angst um ihr Image?

JEROME BOATENG: Die Frage ist doch: Was soll ich dagegen machen? Die Menschen, die mir wichtig sind, wissen wie ich bin. Die wissen, dass ich niemanden absichtlich verletzen würde.

Nach Ihrer Roten Karte gegen Borissow ist Ihnen allerdings viel Kritik entgegen geschlagen. Irritiert Sie das?

Schon ein bisschen. Ich leiste mir eine Aktion, bei der ich den Gegner ein bisschen doller treffe – und alle tun so, als würde das am laufenden Band passieren. Ich muss lernen, damit umzugehen.

Jupp Heynckes sagte, Sie müssten dazulernen. Ist er eine Art Vaterersatz?

Ja, für mich ist er wie eine Vaterfigur. Ich vertraue ihm zu hundert Prozent, habe das Gefühl, dass ich ihm alles sagen kann – auch Privates.

Wer hat Sie noch geprägt?

Huub Stevens war in Hamburg sehr wichtig für mich. Damals haben mir auch Ze Roberto und Frank Rost viel geholfen, auch wenn ich mit Frank oft gestritten habe. Bei Manchester City war Patrick Vieira ein gutes Vorbild. Ich habe immer versucht, auf die Älteren zu hören.

Apropos ManCity: Dort spielt auch Mario Balotelli – in Sachen Skandalen nochmal ein ganz anderes Kaliber.

Klar macht er verrückte Sachen, aber er ist ein guter Junge. Er testet gerne aus, wie weit er gehen kann. Und es macht ihm Spaß, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Klingt nach einer gefährlichen Mischung.

Aber deswegen ist er kein schlechter Mensch oder gar verrückt. Sicher, manche Sachen gehen gar nicht. Aber er ist auch noch jung.

So wie Sie.

Aber ich muss mich nicht ständig in der Öffentlichkeit produzieren.

Bis November haben Sie alle Pflichtspielminuten absolviert – dann warf Sie ein Muskelfaserriss zurück.

Es war ärgerlich. Ich habe in den ersten Spielen danach gemerkt, dass mir Spritzigkeit fehlt – was keine Ausrede für die Rote Karte sein soll.

Hat es Sie überrascht, dass Holger Badstuber zu Saisonbeginn auf die Linksverteidigerposition musste und Sie innen verteidigen durften?

Nein. Wieso?

Weil man Sie vorher vor allem im DFB-Team gerne nach außen verschoben hat.

Aber Herr Heynckes ist nicht der Bundestrainer. Es ist wichtig für mich, dass ich jetzt diese eine Position fest habe und nicht immer hin und her hopse. Nur so kann ich mich weiterentwickeln.

Wie macht sich Dante? Überraschend gut, oder?

Überraschend? Finde ich nicht. Er hat bei Gladbach bewiesen, dass er es kann.

Ist er schon der Abwehrchef, der die Kommandos gibt?

Er hat das lautere Organ, aber ich spiele bestimmt nicht stillschweigend neben ihm.

Bayern hat in der Liga einen Riesenvorsprung. Wie hält man die Spannung?

Wir sind noch lange nicht Meister. Es wäre der größte Fehler, es jetzt schleifen zu lassen. Ich würde am liebsten gar nicht auf die Tabelle schauen.

Wenn es dieses Jahr nicht mit einem Titel klappt, dann...

Puh, das darf bei Bayern gar nicht sein. Wir müssen Titel holen.

Haben Sie eigentlich noch Alpträume von Chelsea-Stürmer Didier Drogba?

Nein, nie gehabt. Klar denke ich noch ab und zu ans Champions-League-Finale. Aber das Gegentor kann passieren. Wir hatten danach genügend Chancen, das Spiel zu gewinnen.

Was macht den FC Bayern eigentlich so groß?

Die Menschen, die hier arbeiten! Was die alle leisten – ob das jemand in der Küche oder die Putzfrau ist – jeder ist mit ganzem Herzen dabei. Das finde ich bemerkenswert. Uli Hoeneß setzt sich beispielsweise zu egal wem an den Tisch – und das ist wirklich nicht selbstverständlich.

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