Boa gegen Lewi: Wenn aus Freunden Gegner werden
München - Einen wie Robert Lewandowski in der Mannschaft? Das wäre perfekt. Er wäre perfekt. „Robert hat sich zu einem internationalen Top-Torjäger entwickelt. Ich würde ihn immer gerne in meiner Mannschaft haben“, sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff vor dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Polen und damit gegen Bayerns Topstürmer Lewandowski.
„Es stimmt schon, Deutschland hat im Moment ein Stürmer-Problem, keinen Stammspieler für das Zentrum“, sagt Lewandowski, er weiß aber auch: „Sie haben genug gefährliche Offensiv-Spieler, die aus der zweiten Reihe kommen und gefährlich werden.“ Sehr höflich, Mr. EM-Quali. Sieben Treffer hat der 27-Jährige bisher in der Qualifikation für die Endrunde 2016 in Frankreich erzielt, ist zudem Polens aktueller Rekordtorschütze (26 Treffer).
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Einer soll ihn dabei stoppen. Ein guter Bekannter: Jérôme Boateng, der am Donnerstag seinen 27. Geburtstag feierte. Es ist das Duell des Länderspiels: „Boa“ gegen „Lewi“. Bayerns Abwehrchef gegen Bayerns Torjäger – hin und wieder soll (oder muss?) auch der zweite Innenverteidiger, Dortmunds Mats Hummels, eingreifen. Die Frage wird sein: Wer kennt wen besser? Wer durchschaut wessen Tricks und Bewegungen?
„Theoretisch ist alles möglich. Lewi kann einen Hattrick erzielen – auch gegen uns“, meinte Thomas Müller, „ich würde aber dagegen wetten.“ Im Hinspiel, dem 2:0 von Warschau im Oktober 2014, hatte der Torjäger einen Treffer vorbereitet. Nun soll ihn Boateng stoppen. „Ich Freude mich über Roberts trauriges Gesicht nach dem Spiel“, meinte Bierhoff im Spaß. Im Mai waren Boa und Lewi im Training an der Säbener Straße aneinandergeraten. Eine Grätsche, ein Wortgefecht – und ab in die Kabine mit beiden zum Abkühlen. „
So etwas passiert bei jeder Mannschaft einmal, dass die Emotionen bei einer Einheit hochkochen“, meinte Boateng damals, „das passiert im Spiel ja auch mal, das gehört im Fußball dazu, das wissen alle einzuschätzen.“ Längst verziehen, längst vergessen.
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Nun aber will Lewandowski seinen vier Bayern-Kollegen (Boateng, Manuel Neuer, Mario Götze und Müller) wehtun. „Wir sind momentan an erster Stelle und ich hoffe, dass das nach dem Spiel auch so bleibt“, meinte Lewandowski. Sein Sieg-Rezept: „Manchmal ist es auch für Deutschland schwer, zu gewinnen, denn sie wollen den Ball alleine spielen und sie sind nicht sehr geduldig. Unsere Mannschaft ist stark im Kontern und deshalb können wir manchmal defensiv spielen und den Ball schnell nach vorn spielen.“ Zu ihm am besten. Er soll es richten.
„Der Erwartungsdruck ist groß in Polen. Wir kämpfen bis zum Ende. Die Leute denken, dass es noch einfacher wird zu gewinnen, weil wir schon einmal gewonnen haben. So ist das aber nicht“, sagt er. Lewandowski hofft auf die Kraft der Familie. „Meine Mutter Iwona ist mein größter Fan. Bei wichtigen Spielen ist sie fast immer dabei“, erzählt der Stürmer, „ich wohne seit meinem 16. Lebensjahr nicht mehr daheim. Meine Mutter bedauert es immer, dass wir uns zu wenig sehen. Ich mag es nicht zu telefonieren, mache es aber ihr zuliebe.“
Die Lewandowskis – eine Sportlerfamilie: Die Mutter spielte in der höchsten polnischen Volleyball-Liga, Vater Krzysztof war Judoka-Europameister der Junioren. Später arbeiteten beide als Sportlehrer. Robert hofft: „Das Beste ist, wenn sich Polen und Deutschland beide qualifizieren.“ Also alle fünf Bayern.