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Bazi, Vorbild, Legende: Thomas Müller verlässt den FC Bayern als einer der Größten aller Zeiten

Mit Thomas Müller verlässt im Sommer einer der größten Spieler der Vereinsgeschichte den FC Bayern. Eine Eloge von AZ-Reporter Patrick Strasser.
Patrick Strasser |
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Thomas Müller wird den FC Bayern im Sommer verlassen.
Thomas Müller wird den FC Bayern im Sommer verlassen. © sampics

München - Thomas Müller hat seinen Vertrag beim FC Bayern verlängert. Allerdings nur um einen Monat. Vom 1. Juli bis zum 31. Juli. Für die neue, aufgemotzte Klub-WM der Fifa in den USA. Für ein letztes Hurra. Denn die eigentliche Nachricht des Samstagvormittags lautete: Der Vertrag von Thomas Müller wird eben nicht verlängert, ein weiteres Jahr ist nicht mehr drin. Somit heißt es im Sommer nach 16 Spielzeiten: Ende, Legende.

Der 35-Jährige hätte sehr gerne noch eine Saison drangehängt. Doch die Bosse haben anders entschieden. Kein Angebot, kein Vertrag. Die Abschiedstournee wider Willen hat längst begonnen. Zeit für Emotionen, für Ovationen. Auch für letzte Tore, letzte Titel? Garniert mit Krokodilstränen.

Von einem, der den Verein wie kein Zweiter geprägt hat. Müller ist nicht mehr und nicht weniger als: der Rekordmeister des Rekordmeisters. Zwölf Mal Meister schon – und Schale Nummer 13 in Reichweite. Seit dieser Saison, seiner 16. und nun letzten in München, ist Müller auch Bayerns Rekordspieler. Keiner hat mehr Einsätze. 743 Pflichtspiele bis heute. Kein Gerd, also der Müller-Gerd. Kein Kaiser, sprich der Beckenbauer. Keine Katze von Anzing, kein Titan. Also weder Sepp Maier noch Oliver Kahn.

Unter Louis van Gaal gelang Müller der große Durchbruch

Der erste Einsatz des schlaksigen Müller? Am 15. August 2008. Der Jung-Profi, der als D-Jugendlicher im Sommer 2000 von Pähl am Ammersee nach München kam, wird von Trainer Jürgen Klinsmann eingewechselt. Im Jahr darauf soll das Talent, über dessen Perspektive man sich an der Säbener Straße nicht einig ist, verkauft bzw. verliehen werden. Einen Wechsel zur TSG Hoffenheim verhindert sein großer Förderer Hermann Gerland, er legt bei Hoeneß sein Veto ein.

Und ab Sommer 2009 heißt es unter dem neuen Chefcoach Louis van Gaal: "Müller spielt immer!" Er wird Stammspieler, im März 2010 Nationalspieler. WM-Dritter 2010 in Südafrika. Torschützenkönig. Deutschlands Darling, der live im TV seine Großeltern grüßt. Selbst die meisten Fans, die den FC Bayern verteufeln, finden: Ein sympathischer Stern des Südens. Nach 131 Länderspielen (45 Tore) trat er im Anschluss an das Aus bei der Heim-EM im Sommer 2024 zurück. Den WM-Titel von 2014 wird man immer mit ihm verbinden. Wie den Titel 1974 mit dem anderen Müller, dem "Bomber der Nation".

Müller, dem II. selbst ist seine Karriere bei aller Arbeit und Leichtigkeit zugleich, bei allem Ehrgeiz und Entertainment, irgendwie unheimlich. Auch, dass all die erwähnten Vereinslegenden nun hinter ihm liegen, was Profispiele und Titel (33 – natürlich auch deutscher Rekord, darunter das Triple 2013 und 2020) betrifft.

"Radio Müller" ist der ideale Repräsentant des FC Bayern

Ein Torjäger wie sein Vorbild Müller I., der zu Zeiten in der zweiten Mannschaft sein Freund und Förderer wurde, war Müller nie. Eher ein Vorlagenbomber. 221 Assists seit 2008 – mehr als jeder andere aktuelle Spieler aus den Top5-Ligen Europas. "Die Tore sind nicht mein Benzin", sagte er einmal, "sie sind eher der Lack. Der Speziallack für das Auto, der nach außen gut aussieht." Ein Schelm. Ein Bazi. Mit Taten. Und mit Worten.

Der ideale Repräsentant des Klubs. Ein Moderator, ein Integrator. Spitzname "Radio Müller". Ein Ansprechpartner für die Medien. Ein Kümmerer in der Kabine, vor allem auch um aufstrebende Jugendspieler mit ihren Sorgen und Nöten. Gäbe es diesen Müller nicht, man müsste ihn erfinden. Wie geschnitzt für den FC Bayern.

FC Bayern will Müller halten, doch in welcher Rolle?

Sie wollen ihn erhalten für den Verein, einbinden. Doch in welcher Funktion? Ein Trainertyp ist er eher nicht. Ein Funktionär? Alles noch undefiniert und auch nicht final besprochen – außer, dass er ein Abschiedsspiel erhalten wird. Das hat sich Müller bei seiner letzten Vertragsverlängerung im Dezember 2023 vertraglich zugesichert. Angebote als TV-Experte hat er zuhauf, doch auch ein, zwei Jahre in der US-Liga würden ihn reizen. Womöglich kommt ein Engagement bei Bayerns Partnerverein in der MLS, dem Los Angeles Football Klub, zustande.

Und wenn nicht, spielt der bodenständige Typ, der im Urlaub stets am liebsten in der Heimat bleibt, erst einmal eine Runde Schafkopf oder verbringt seine neu gewonnene Freizeit inmitten seiner Lieblinge: den Vierbeinern. Denn als Pferdezüchter hat Müller auch Talent.

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  • Olly66 am 07.04.2025 14:05 Uhr / Bewertung:

    Für die MLS könnte es noch reichen. Für die Bundesliga nicht mehr.

    Irgendwann brauchen wir ihn im Management. Kommunikation etc. Da liegt einiges im Argen.

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