Bayerns "Tod", Schalkes Gladiolen
Au weh FC Bayern! Dem Debakel gegen Dortmund folgt die 0:1-Pokalpleite gegen Schalke. Und Trainer van Gaal sagt lapidar: „Auch das ist Fußball“
München - Tod oder Gladiolen? Die Bayern haben im Pokal am Mittwochabend ersteres gewählt. Mit einem 0:1 gegen Schalke ist die Truppe von Trainer Louis van Gaal, der diesen drastischen Spruch immer wieder bemüht, im DFB-Pokal-Halbfinale ausgeschieden. Meisterschaft? Passé! Pokal? Passé!
„Die Saison ist schwer zu retten“, sagte der frustrierte Kapitän Philipp Lahm, „wenn der FC Bayern nicht Meister wird und den Pokal nicht holt, dann ist das eine schlechte Saison.“
Wohl wahr. Zum ersten Mal nach zehn Jahren hat Bayern zwei Heimspiele hintereinander verloren. Und wie schwer wiegen diese Niederlagen! Das 1:3 gegen Dortmund war ein Imagespiel – verloren. Und angesichts von Platz vier ist die Champions-League-Qualifikation in Gefahr. Nun ist auch der vermeintlich einfachste Titel, der DFB-Pokal, außer Reichweite.
Einziger Trost: Schalke-Coach Felix Magath verzichtete am Mittwoch – im Gegensatz zu BVB-Coach Jürgen Klopp – darauf, nach Schlusspfiff voller Freude aufs Spielfeld zu rennen. Doch für van Gaal, in seiner ersten Saison Double-Gewinner, war die Pleite auch so schon schlimm genug. Seine letzte Titelchance 2011 – die Champions League. Es dürfte eng werden für den Holländer.
Er sagte nach der Pleite: „Wir können gewinnen und wir können verlieren. Auch das ist Fußball!“ Ob er, dessen Vertrag bis 2012 läuft, eine Zukunft beim FC Bayern habe? „Ich mache meine Arbeit und ich denke, dass ich sie gut mache. Alles andere muss der Vorstand entscheiden.“
Dabei hatten sich seine Spieler nach dem 1:3 gegen Dortmund am Samstag so viel vorgenommen. „Ich habe jeden Tag genutzt“, sagte van Gaal, um die Mannschaft wieder aufzurichten. Die von Kapitän Philipp Lahm postulierte Forderung, die Bälle hinten auch mal die Bälle lang und weit wegzuschlagen, war auf allgemeine Zustimmung gestoßen. „Wir müssen mehr Stabilität haben“, sagte Manager Christian Nerlinger – vor der Partie.
Allein, es nutzte nichts. Zwar agierten die Bayern in der Defensive tatsächlich hin und wieder resolut. Doch viel zu oft schlichen sich wieder haarsträubende Fehler ein. Wie in der 14. Minute, als sich kein Bayer für Raul zuständig fühlte und Stürmer Mario Gomez kurz vor der Linie retten musste. Oder eine Minute später, als bei Farfans Ecke Bastian Schweinsteiger Schalkes Verteidiger Höwedes seelenruhig bei der Kopfballvorlage auf Raul zusah und der den Ball unbedrängt zum 1:0 ins Tor köpfte.
Im Gegenzug fanden die Bayern in der ersten Hälfte kein Mittel, das eng stehende 4-3-2-1-Tannenbaum-System der Schalker auseinander zu reißen. Franck Ribéry und Arjen Robben wurden gedoppelt, Luiz Gustavo, der wie beim 1:0 in Mailand letzte Woche im defensiven Mittelfeld agieren durfte, war bemüht, aber nicht effektiv, Mario Gomez fand vorne nicht statt.
Und Schweinsteiger schien seine Form irgendwie im San Siro gelassen zu haben. „Das wirkt, als ob einer den Stecker herausgezogen hätte“, sagte Ex-Kapitän Oliver Kahn in der Pause, „da muss jetzt ein Leader auf den Platz her, der den Jungs einen Tritt in den Hintern verpasst. Wer das ist, das muss sich zeigen.“ Es kam keiner. Sie rannten an, sie dominierten das Spiel, sie hatten zahlreiche Chancen, doch sie schossen kein Tor.
Wo Lahm Recht hat, hat er Recht. Die Saison ist schwer zu retten.