Bayerns Meisterreise: Vom Balkon nach Asien
MÜNCHEN - Es wird ein langer, kräftezehrender Trip, aber ein finanziell sehr lohnender Ausflug. Nach der Meisterfeier planen die Bayern einen Asien-Trip – und kicken zum 1. Mal in Indien.
Natürlich ist der Rathaus-Balkon bereits reserviert für die Bayern. Für Samstag, den 17. Mai, ab etwa 19 Uhr, im Anschluss an das letzte Heimspiel der Saison am 34. Spieltag gegen Hertha BSC. Dann soll den Fans auf dem Marienplatz die Meisterschale präsentiert werden. Doch die Feier des 21. Titels der Vereinsgeschichte könnte eine recht kurze Angelegenheit werden.
Denn bereits am Tag danach brechen die Bayern wieder auf. Zu einer zehntägigen Testspielreise (bis zum 28. Mai). Geplant sind vier Testspiele – zunächst in Peking, dann in Taiwan, zuletzt in Indien. Ein langer, kräftezehrender Trip. Aber ein finanziell sehr lohnender Ausflug.
Den asiatischen Markt bedienen
Die Bayern fliegen mit ihrem Sponsorpartner Lufthansa, werden vor Ort von verschiedenen asiatischen Firmen eingeladen und erhalten pro Freundschaftsspiel eine entsprechende Antrittsgage. Die Verträge mit den Vereinen und Sponsoren sind nach monatelanger Vorarbeit bereits ausgehandelt. Der Saisonausklang in Fernost: Als Meister in den Flieger. Vom Balkon nach Asien.
In den letzten Jahren waren die Bayern kontinuierlich nach Fernost gereist, um sich auf dem asiatischen Markt einen Namen zu machen und später angesichts der Konkurrenz aus England, Spanien und Italien zu etablieren – dafür haben sie extra einen Posten geschaffen: Seit April 2005 ist Martin Hägele als „Leiter internationale Beziehungen“ angestellt.
Fliegen, trainieren, spielen, zurückfliegen
Jeweils kurz vor Saisonbeginn ging es im Juli 2005 und 2006 nach Tokio, im letzten Sommer nach Hongkong. Fliegen, trainieren, spielen, zurückfliegen. Für 1,5 Millionen Euro Antrittsgage plus Reisekosten kann man solch einen 72-Stunden-Trip wie nach Hongkong schon mal machen. Diesmal bleiben die Bayern zehn Tage. PR-Termine mit Autogrammstunden und Trainingseinheiten für Kinder sind in Vorbereitung. 2005 übernahm man nach der Tsunami-Katastrophe in Asien eine Patenschaft für ein Projekt in Sri Lanka.
Und nun erstmals Indien. Die Vorhut bildeten die Regionalliga-Mannschaft von Trainer Hermann Gerland, die im November 2005 beim „111. IFA-Shield“ in Kalkutta teilgenommen hatte. Damals meinte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: „Bei unseren Plänen, auf dem asiatischen Kontinent Fuß zu fassen, schauen wir nicht nur nach dem japanischen und chinesischen Markt, wir wollen die Marke FC Bayern auch in Südostasien und Indochina bekannt machen.“ Schon 2005 versprach er in einem Grußwort an den indischen Verband, „in naher Zukunft auch einmal mit unseren Stars in Indien vorzuspielen.“ Nun ist es so weit.
Allerdings werden nicht all zu viele Stars mit dabei sein können. Denn am 19. Mai reist die deutsche Nationalelf zur Vorbereitung auf die EM nach Mallorca – Klose, Lahm, Schweinsteiger, Podolski und Jansen sind EM-Kandidaten. Auch andere Nationalspieler (Toni/Italien, Altintop/Türkei, Sagnol und Ribéry/Frankreich) werden von ihrem Verband zur Turniervorbereitung angefordert. An Bord sein werden: Rensing, Dreher, van Buyten, Zé Roberto, Ottl, van Bommel, Schlaudraff, Sosa, Lell, Fürstner, Wagner, Kroos und Kapitän Oliver Kahn. Besonders für ihn ist die Reise nach dem letzten Bundesliga-Spiel seiner Karriere wichtig. Schließlich sieht er seine geschäftliche Zukunft in Asien. Das schadet ein bisschen Promotion nie.
Patrick Strasser