Bayern und die Sehnsucht Finale
In der Meisterschaft sind die Bayern auf Rang drei abgestürzt. Gegen Basel hoffen sie auf das Flair der Champions League. Boss Rummenigge will den Endspiel-Traum der Fans im eigenen Stadion „lange aufrechterhalten.”
MÜNCHEN - Freitag hin, Samstag zurück – und nun am Dienstag wieder dieselbe Flugroute: von München nach Basel. Genauer gesagt landet der Tross des FC Bayern auf französischem Staatsgebiet. Der Flughafen heißt „EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg”, liegt aber wenige Kilometer in Frankreich. Der Gegner in der Champions League am Mittwoch (Sat.1 und Sky live) heißt jedoch FC Basel.
Es gilt für die Münchner, die Erinnerung an den Wochenend-Trip und das frustrierende 0:0 beim SC Freiburg abzuschütteln. Derselbe Reiseverlauf, ein anderer Wettbewerb. In der aktuellen Mini-Krise klammern sich die Bayern an Plattitüden wie: neues Spiel, neues Glück. Zuflucht Sterne-Liga. Nichts wie raus aus dem Bundesliga-Alltag, der so unangenehm geworden ist, seit beide Borussias am Samstag an den Bayern vorbeigezogen sind. „Wir müssen wieder in eine stabile Phase kommen, weil wir uns in der Champions League ein Spiel wie in Mönchengladbach (1:3 am 20. Januar, d. Red.) nicht erlauben können”, sagte Karl-Heinz Rummenigge im „Kicker”. Der Vorstandsvorsitzende weiter: „Das K.o.-System verzeiht solche Spiele nicht. Da bist du weg. Wir müssen ohne Arroganz auftreten, dann haben wir gute Chancen aufs Viertelfinale.”
Nur bei einer Leistungssteigerung, einem dominanteren Auftreten. „Bei einer Wiederholung vor allem der ersten Halbzeit in Freiburg haben wir keine Chance in Basel”, sagte Kapitän Philipp Lahm und fügte vor der Partie im Basler Sankt-Jakob-Park hinzu: „Natürlich gehen wir nicht mit dem größten Selbstbewusstsein dort hin.”
Kein Wunder. In fünf Liga-Spielen 2012 verlor der FC Bayern gegenüber Borussia Dortmund sieben Punkte, in der Rückrundentabelle liegt man lediglich auf Rang sechs. Dramatisch gar der Absturz seit dem sechsten Spieltag (siehe AZ-Grafik). Nach einem 2:0 beim FC Schalke und der Pleite des BVB in Hannover (1:2) hatte man satte acht Punkte Vorsprung, auch noch eine Runde später. Der Knackpunkt: Am 13. Spieltag verlor Bayern in der Allianz Arena gegen den Titelverteidiger mit 0:1, statt erneut acht Zählern Differenz waren es nur noch zwei. Nach der Winterpause überholte Dortmund am 20. Spieltag erstmals die Bayern, nun sind es gar vier Punkte. Macht unterm Strich: minus zwölf.
Gut, dass am Mittwoch Champions League ist. Denn die Liga-Aussichten sind düster. Selbst Sportdirektor Christian Nerlinger meinte: „Wenn wir so weitermachen, werden wir mit der Meisterschaft nicht viel am Hut haben.” Es bleiben zwölf Spiele, um das Tabellenbild zu korrigieren. In der Champions League könnte es mit zwei schwachen Partien gegen Basel schnell vorbei sein. „Wenn Bayern nicht als Team auftritt und jeder Einzelne nicht seine 100 Prozent Leistung abruft, dann werden sie da auch in Schwierigkeiten kommen”, meinte Ex-Kapitän und Sky-Experte Stefan Effenberg.
Es geht um das große Ziel Finale 2012. „Unsere Verpflichtung ist, alles zu tun, um diesen Traum der Fans lange aufrechtzuerhalten”, meinte Rummenigge. Und wie, bitte? Trainer Jupp Heynckes: „Wir müssen energisch dagegenhalten und das Tempo mitgehen.” Ihre spielerische Überlegenheit ist derzeit irgendwo verschüttet.