Bayern-Star Thiago steht vor seinem Abschiedsspiel
München - Wem die technische Extraklasse, über die Thiago verfügt, noch nicht in ihrer gesamten Dimension bewusst war, dem führte der Mittelfeldspieler sie am Dienstagnachmittag im Training der spanischen Nationalmannschaft noch einmal lässig vor Augen. Thiago nahm den Ball elegant mit der Brust an, ließ ihn ein paar Mal auf Knie und Fuß tänzeln, um ihn dann volley punktgenau zu Rodri zu passen - und zwar fast übers halbe Spielfeld.
Nachdem sein Mitspieler ebenfalls ein paar Kunststückchen mit dem Ball gezeigt hatte, schoss er den wieder zurück zu Thiago. So lief das Ping-Pong-Spielchen der beiden Edeltechniker eine ganze Weile hin und her und ist mittlerweile zu einem Hit in den sozialen Netzwerken geworden.
Trotz Champions-League-Sieg: Thiago will nach England
Am Donnerstagabend (20.45 Uhr/ZDF) will Thiago seine Künste dann auch zeigen, wenn es beim Auftakt der Nations League gegen die deutsche Nationalelf ernst wird. Die Partie in Stuttgart wird für ihn auch zur letzten Bühne bei seiner Abschiedstour durch Deutschland und die Bundesliga. Dass er den FC Bayern nun, ein Jahr vor seinem Vertragsende, verlassen will, ist längst kein Geheimnis mehr. Genauso wenig, wohin es ihn zieht: zum FC Liverpool und Teammanager Jürgen Klopp. Daran änderten auch der Champions-League-Sieg nichts, den er gerade in Lissabon miterlebte.
Auch wenn der für Thiago freilich trotzdem einer der größten Siege seiner Karriere bedeutet. Es war vor allem auch einer gegen die Zweifel - die eigenen und die der Experten, die ihm oft vorhielten, in großen Spielen abzutauchen und die Bayern dort nicht zu Titeln führen zu können. "Für ihn war es wichtig, dass er gezeigt hat, dass er in den großen Spielen sehr wohl top spielen kann", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der "Welt am Sonntag".
Mit Top-Leistungen: Thiago straft seine Kritiker ab
Wie groß der Verlust für Bayern und der Gewinn für seinen zukünftigen Klub sein wird, das zeigte Thiago beim Finalturnier in Lissabon und speziell auch im Endspiel eindrucksvoll. Er überzeugte als spielstarker und zweikampfstarker Sechser. Und zwar ohne sich dabei Konzentrationsfehler zu erlauben, die ihm seine Kritiker stets vorhielten. Mit einem perfekt getimten Diagonalball auf Joshua Kimmich leitete er Kingsley Comans Siegtreffer mit ein. Und damit den Königsklassen-Triumph und gleichzeitig auch seine ganz persönliche Krönung. Thiago wird die Bayern nun nicht als Unvollendeter, sondern als Champion verlassen.
Sieben Jahre nachdem Pep Guardiola ihn einst nach München lotste ("Thiago oder nix"), tut er das durchaus mit Wehmut. Schon bei den Feierlichkeiten in Portugal präsentierte er sich äußerst emotional. Bei der internen Siegerparty in der Allianz Arena sei er dann mit seiner Familie "in großer Nostalgie über den Platz gelustwandelt", wie Rummenigge beobachtet hatte: "Das sah schon sehr nach Abschied aus." Wenn es tatsächlich so komme, ist es auch für Rummenigge "ein Abgang, der schon etwas schmerzt". Aber auch Cheftrainer Hansi Flick geht in "Sport Bild" davon aus, "dass er uns verlässt. Ich denke, seine Entscheidung ist gefallen."

Bislang konnte sich Liverpool noch nicht mit den Münchnern auf die aufgerufene Ablöse von 30 bis 40 Millionen Euro einigen. Im Gegensatz zu Manchester United, wie englische Medien berichten. Thiago soll aber bereits bei Liverpool im Wort stehen. Bei Thiagos Deutschland-Abschiedsspiel werden also ein letztes Mal alle Augen auf ihn gerichtet sein. Mit Sicherheit auch die, der Verantwortlichen der Reds.
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