Bayern-Doku: Viel Pathos auf der Road to Wembley
Eigentlich dreht sich beim FC Bayern momentan alles um Pep Guardiola und die Frage, ob und wie der Spanier den Verein noch erfolgreicher macht. In einer neuen Dokumentation blicken die Bayern nun aber zurück auf den historischen Champions-League-Sieg – ganz viel Pathos inklusive.
München – Bei dem Hype um den neuen Startrainer FC Bayern Dreifaltigkeit. Den wohl schwierigsten Part dieses Erfolges zeichnet nun eine Dokumentation nach, die am Montag in München Premiere feierte und künftig auf DVD zu kaufen ist.
Der Film „Wembley – Football is coming hoam“ von René Hiepen begleitet die Mannschaft auf der Erfolgsspur, der „Road to Wembley“. Und das tut er mit viel Pathos. „Der Film hat eine wunderbare Geschichte mit einem schönen Happy End“, sagt Bastian Schweinsteiger am Montagabend bei der Premiere auf dem ungewohnten roten Teppich. „Wir fühlen uns auf dem grünen Untergrund besser“, scherzt er.
Alles beginnt erst einmal mit einem Tiefpunkt: dem schmerzlich verlorenen „Finale dahoam“ gegen den FC Chelsea 2012. In Schwarz-Weiß-Bildern lässt der Film die Dramatik von einst noch mal aufleben, als die Bayern sich nach einem Finalkrimi im Elfmeterschießen gegen die eigentlich deutlich schwächeren Engländer geschlagen geben mussten. Schwermütige Musik läuft im Hintergrund; die Bayern-Kapitäne Philipp Lahm und Schweinsteiger erinnern sich vor tiefschwarzem Hintergrund an den vielleicht schmerzhaftesten Rückschlag ihrer Fußballerkarrieren.
Premierengast Til Schweiger bescheinigt vor allem Schweinsteiger Leinwandqualitäten: „Philipp Lahm ist ein Weltklasse-Fußballer und scheint ein wahnsinnig netter Kerl zu sein – aber vor der Leinwand würde ich mich dann eher für den Schweini entscheiden.“ Auch Regisseur Hiepen ist ganz begeistert: „Jeder, der den Film jetzt sieht wird sehen, dass Bastian Schweinsteiger eigentlich der neue Til Schweiger ist. Hero – gemacht für die Leinwand“
Doch zurück zum Inhalt: „Es gibt Mannschaften, die an so einer Niederlage zerbrechen“, sagt Lahm. Andere werden stärker. Und so sehen die Kapitäne den Grundstein für den Erfolg in Wembley 2013 beim verlorenen Finale in der Münchner Allianz Arena 2012 gelegt.
Es folgt ein temporeicher, emotionaler Zusammenschnitt der stärksten Bayern-Szenen aus der Vorrunde und dem Viertelfinale. Und schließlich das schon jetzt fast historische Halbfinale gegen den FC Barcelona, das – Hin- und Rückspiel zusammengeschlossen – 7:0 für die Münchner ausging. Am Schluss steht das große Finale gegen den Bundesliga-Erzrivalen Borussia Dortmund in London.
Der Film zeigt Interviewszenen nach und vor dem Spiel und lässt Lahm und Schweinsteiger das Geschehene immer wieder kommentieren. „Irgendwie hat man was gemerkt, dass heute der Tag gekommen ist“, erinnert Schweinsteiger sich an den Morgen vor dem Finale, als er in den Frühstücksraum des Hotels kam und dort seine Kollegen sah. „Jeder war heiß.“ Der Film zeigt die große Bayern-Begeisterung auf der ganzen Welt, zeigt Fans vor dem Fernseher in einer Hütte in Nairobi, beim Shisha-Rauchen in Ramallah oder beim Bier in Maßkrügen in New York.
Dabei verschweigt die Dokumentation geflissentlich, dass die Dortmund-Fans in London eigentlich deutlich in der Überzahl waren, zur großen, verregneten Triple-Feier nur ein Bruchteil der erwarteten Anhängerzahl kam – und auch Vereinspräsident Uli Hoeneß kommt kaum vor. Steueraffäre, war da was? Nicht in diesem Film. Der Präsident kann den Gang bei der Premiere gar nicht schnell genug hinter sich bringen und würdigte die wartenden Reporter keines Blickes.
Die Dokumentation bleibt an der Oberfläche. Wer Einblicke à la Sönke Wortmanns „Sommermärchen“ von der Weltmeisterschaft 2006 erwartet, wird enttäuscht. Zwar sieht man einige wenige Party-Szenen nach dem Finale – und Schweinsteiger verrät immerhin, dass Franck Ribéry den Henkelpott nachts mit ins Bett nahm und er selbst ihn morgens abholte, um mit ihm Frühstücken zu gehen. Das war es aber auch schon mit intimen Einblicken in die Strukturen des FC Bayern.
Trotzdem ist der Film – auch dank des Soundtracks der Band Frida Gold ein emotionaler Rückblick geworden auf die erfolgreichste Saison der Bayern-Vereinsgeschichte. Er huldigt neben Trainer Jupp Heynckes vor allem Schweinsteiger und Lahm, die nach zwei verlorenen Endspielen in diesem Jahr ihr großes Ziel erreicht haben. Fans werden an diesem Film, der auf der DVD „Mia san Champions“ mit den stärksten Szenen aus dem Champions-League-Jahr der Bayern und dem Finale in voller Länge angereichert wird, ihre wahre Freude haben. Lahm bringt es auf den Punkt: „Es war mein schönstes Jahr.“