Barca kommt: Chef-Wochen beim FC Bayern!
Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm sind in der Form ihres Lebens. Müssen sie auch – nie waren sie so wichtig wie jetzt vor dem Kräftemessen des FC Bayern mit dem FC Barcelona.
München - Bastian Schweinsteiger geht auf dem Platz oft weite Wege. Als zentraler Mittelfeldspieler des FC Bayern ist der Vize-Kapitän in Abwehr wie Angriff gefragt, hat oft die meisten Ballkontakte, legt in Spielen Strecken von 13 Kilometern zurück.
Oft sprintet der 28-Jährige auch zur Seitenlinie, steht dann neben Trainer Jupp Heynckes in dessen Coaching-Zone, empfängt Anweisungen, gibt sie an die Kollegen weiter. "Er ist unser Dirigent. Seine Vielfalt haben nur wenige", adelt Heynckes seinen Adjutanten und lobt im selben Atemzug auch Schweinsteigers Kapitänspartner Philipp Lahm als "Weltklassespieler".
Gegen Hannover (Sa., 15.30 Uhr/Sky & Liga total!) werden beide wohl nicht gebraucht - Schweinsteiger reist mit Knöchelproblemen gar nicht mit. Das Champions-League-Finale. Wembley. Da will Bayern hin, im Kopf ist längst das Halbfinale gegen Barcelona, das Hinspiel am Dienstag.
Wie schlägt man Außerirdische? Auf Schweinsteiger und Lahm wird es besonders ankommen. Sportvorstand Matthias Sammer schreckt nachts bestimmt öfter aus dem Schlaf, brüllt dann: "Führungsspieler!" Eines seiner Lieblingsworte. Eine Mannschaft braucht Kapitäne, so sein Credo. Zum Anreißen, Mitreißen. Für Titel!
Nie war eine Aufgabe chefiger als Barcelona. "Ich glaube, wir sind qualitativ mit Barcelona auf einer Höhe", sagt Uli Hoeneß zur AZ, "jetzt entscheidet die Tagesform." Und der Beitrag der Kapitäne, ihr Willen. Lahm und Schweinsteiger sind im besten Fußballeralter, knapp unter 30 Jahren und in absoluter Topform.
Nie waren beide effektiver: Schweinsteiger steht bei neun Pflichtspieltoren und zehn Vorlagen diese Saison, Lahm hat 16 Treffer über rechts vorbereitet.
Auf dem Platz ist Vize Schweinsteiger der Chef. Er organisiert als zentraler Mittelfeldspieler den Spielaufbau, fordert Bälle, verteilt, leitet die Mitspieler. "Es ist ein Hochgenuss, an seiner Seite zu spielen", sagt Javi Martínez, und beschreibt seinen Nebenmann als "Stier, Naturgewalt, eine starke Persönlichkeit". Für Heynckes ist Schweinsteiger schlicht "lebensnotwendig".
Bayerns Nummer 31 sei der "beste defensive Mittelfeldspieler in 50 Jahren Bundesliga", lobt er. "Er ist unser Gehirn", sagt Sammer. Lahm dagegen ist die sichere Bank: als Rechtsverteidiger verlässlich, nach vorne Ankurbler. "Man vermutet es nicht, aber Philipp ist ein Spaßfußballer", sagt Heynckes.
In der Kabine sind beide keine Lautsprecher. Doch wenn sie den Mund aufmachen, hat ihr Wort Gewicht. "Ansprachen geschehen oft intuitiv", sagt der Trainer: "Lahm, Schweinsteiger, Robben oder Ribéry sagen dann was. Auch Dante gibt Gas." Nach dem Spiel ist dann stets Lahm derjenige, der sich abgeklärt vor jedes Mikrofon stellt und überlegte Antworten gibt.
Letztlich gilt für Lahm und Schweinsteiger dasselbe wie für Barcelonas Kapitäne Carlés Puyol, Victor Valdés und Xavi: Sie tragen das Vereinsemblem auf dem Herzen, spielten sich aus der eigenen Jugend ins Rampenlicht
Xavi: "Es ist immer ein Bonus, wenn die Spieler, die auf dem Platz den Unterschied ausmachen, im Verein geformt wurden."
Barcelonas Kapitän Puyol fehlt allerdings im Hinspiel verletzt. "Er ist fußballerisch nicht der Glanzvollste", sagt Sammer, "aber Puyols Wesen wirkt stark auf diesen Klub. Sportlich kann man seinen Ausfall auffangen, seine Führungskraft könnte fehlen." Aus Barcelonas Nachteil wird Bayerns Vorteil. Zeit für Taten – die Chef-Wochen haben begonnen.