AZ-Check: Auf welchen Gegner der FC Bayern beim Bundesliga-Auftakt treffen könnte

München - Kingsley Comans Führungstreffer, der furiose Mainzer Start in Dortmund, Dejan Ljubicics Schock-Elfmeter und das Meistertor von Jamal Musiala – all das und damit auch die Last-Minute-Meisterschaft des FC Bayern von vergangener Saison ist inzwischen in den Geschichtsbüchern der Bundesliga vermerkt.
Die Tabelle steht mittlerweile wieder auf Null – mit zwei neuen Namen: Heidenheim und Darmstadt ersetzen Schalke und Hertha BSC.
"Ich war erschrocken, wie sie dort gespielt haben": Wie der FC Bayern die DFL zum Handeln zwang
Diesen Freitag (30. Juni) um 12 Uhr gibt die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Spielplan für die neue Saison heraus. Ein Algorithmus filtert und gewichtet die Wünsche von Kommunen, Sicherheitsorganen, Klubs, Stadionbetreibern und Medienpartnern und erstellt auf Basis dessen und des Rahmenterminkalenders den fertigen Spielplan.
Mit besonders großer Spannung wird dabei natürlich der erste Spieltag – und ganz besonders der Bundesliga-Auftakt – erwartet. Mittlerweile gebührt dem Meister der Vorsaison ganz traditionell das erste Spiel einer neuen Spielzeit.
In den vergangenen zehn Saisons, in denen der FC Bayern Meister wurde, entstand daraus ein bunter Mix an Paarungen. Einzig Borussia Mönchengladbach war zweimal an der Reihe, 2013/14 (1:3) sowie 2021/22 (1:1).

Schaut man sich die Gegner an, so lässt sich, ziemlich genau am 26. August 2016 eine klare Zäsur festmachen. Gerade hatte der deutsche Rekordmeister Werder Bremen mit einem satten 6:0 nach Hause geschickt. Der damalige DFL-Präsident Reinhard Rauball konnte kaum glauben, was er zu sehen bekam: "Ich war erschrocken über die Art und Weise wie Werder Bremen ohne Gegenwehr dort gespielt hat", sagte er noch am selben Abend.
Zwar gab Rauball zu, der FC Bayern habe "sehr ordentlich gespielt." Da nur ein Jahr zuvor der Hamburger SV in der Saisonouvertüre mit 0:5 abserviert wurde, sinnierte er aber erstmals offen über klare Veränderungen am Ablauf: "Ich habe während des Spiels Überlegungen angestellt, wer für das nächste Eröffnungsspiel infrage kommt. Vielleicht Dortmund, dann wäre aber die Frage gegen wen?"
Maßnahme der DFL wirkt: FC Bayern patzt zweimal zum Auftakt
Seitdem ist die DFL stets bemüht, es dem FC Bayern am ersten Spieltag möglicherweise nicht völlig leicht zu machen. Leverkusen 2017/18 (3:1), die TSG Hoffenheim 2019/20 (3:1) oder auch Eintracht Frankfurt in der abgelaufenen Saison (6:1) waren zu besagter Zeit allesamt Gegner auf internationalem Niveau.
Bis auf das 1:1 in Mönchengladbach 2021/22 und ein 2:2 gegen Hertha BSC zum Start der Triple-Saison 2019/20 behauptete sich der deutsche Rekordmeister jedoch immer – wenngleich nicht immer so deutlich wie beim 8:0 über Schalke 04 bei der Saisoneröffnung 2020/21.
Wer kommt diesmal als Auftakt-Gegner des FC Bayern infrage? Die Bundesligateams im AZ-Check:
Spitzenteams und Aufsteiger fallen für den FC Bayern heraus
"Man macht ein solches Highlight, Tabellenerster gegen Tabellenzweiter, nicht als Eröffnungsspiel, das macht auch kein anderer", hielt Rauball bereits nach Bayerns 6:0-Sieg über Bremen 2016 fest. Auch lange nach Ende seiner Amtszeit dürfte sich an dieser Denkweise wenig geändert haben.
Besonders ohne das Revierderby zwischen dem BVB und Schalke ist das Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund die größte Patrone der DFL, die sie keineswegs am direkt am ersten Spieltag verfeuern werden. Wie in den vergangenen Jahren werden die Duelle höchstwahrscheinlich an einem der Samstagabende zwischen Spieltag acht und zwölf stattfinden, wenn sich beide Teams, mitsamt Ab- und Neuzugängen eingespielt haben.

Selbiges gilt auch für Spiele des FC Bayern gegen RB Leipzig. Auch hier müssen sich beide Teams noch finden. Hinzu kommt, dass die Münchner bereits am 12. August im DFL-Supercup aufeinandertreffen. Das selbe Duell nur wenig später zum Liga-Auftakt? Nahezu ausgeschlossen!
Ebenfalls nicht infrage kommen im Normalfall mittlerweile die beiden Aufsteiger, um sie mit einer hohen Niederlage gegen den Rekordmeister nicht sofort zu demoralisieren oder ihnen gar im Kampf um den Klassenerhalt zu schaden. Schalke 04 beispielsweise schleppte 2020/21 den Ballast eines 0:8 am ersten Spieltag durch die gesamte Saison und stieg schlussendlich als Tabellenletzter ab.
Eintracht Frankfurt war bereits in der Vorsaison Gegner und dürfte diesmal während des Eröffnungsspiels am Freitagabend frei haben.
AZ-Wahrscheinlichkeit: kleiner als 1 Prozent
Aufatmen beim FC Bayern: Auch der Angstgegner ist unwahrscheinlich
Borussia Mönchengladbach ist der ewige Angstgegner des FC Bayern. Über das vergangene Jahrzehnt nahm kein anderes Team den Münchnern so viele Punkte ab, wie die "Fohlen". Vergangene Saison brachte Yann Sommer seinen zukünftigen Arbeitgeber mit einem Rekord von 19 (!!!) Paraden eigenhändig zur Verzweiflung.
Wie man gegen Sommer trifft, machten die Gladbacher dann im Rückspiel vor: Lars Stindl , Jonas Hofmann sowie Marcus Thuram ließen die Treffer von Eric Maxim Choupo-Moting und Mathys Tel wertlos werden. Was jedoch gegen ein Auftakt-Duell mit dem bayerischen Angstgegner spricht: Das Team um Neu-Trainer Gerardo Seoane war in der jüngeren Vergangenheit bereits zweimal an der Reihe, zuletzt in der vorletzten Saison. Hier verhält es sich ähnlich wie zu einer Partie des FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt – die Paarung zum Auftakt liegt noch nicht lange genug zurück.
Der VfL Bochum ist ein Team, das immer in der Lage ist, jedem Gegner einen harten Fight abzuliefern. So gesehen beim 4:2 gegen den FC Bayern im Frühjahr 2022. Die Bochumer sind allerdings auch ein Team, das an einem schwächeren Tag böse untergehen kann – siehe die 0:7-Niederlagen über die vergangenen beiden Spielzeiten. Damit wäre man wieder beim kreidebleichen Rauball vom August 2016. Eine Paarung, die es also wohl eher nicht geben wird.
Selbiges gilt auch für die, auf beiden Seiten, zum Spektakel neigenden Bremer. In der Allianz Arena gab es am 14. Spieltag der abgelaufenen Saison erneut sechs Stück, diesmal aber mit eigenem Treffer.
Der VfL Wolfsburg befindet sich unter Ex-Bayern-Trainer Niko Kovac auf dem aufsteigenden Ast und beendete die vergangene Saison auf dem achten Platz. Seit dem 4:1 über den Rekordmeister im Januar 2015 zeigten sich die "Wölfe" in den direkten Duellen aber reichlich zahnlos: Null Siege, zwei Remis und 14 Niederlagen in 16 Partien, bei 54 (!) Gegentoren. Spannung? Eher nicht...
AZ-Wahrscheinlichkeit: 10 Prozent
Frühes Wiedersehen für den FC Bayern mit dem 1. FC Köln?
Der TSG Hoffenheim gelang erst im Endspurt einer äußerst enttäuschenden und nervenaufreibenden Saison der Klassenerhalt. Allein das lässt sie höchstwahrscheinlich als Gegner wegfallen. Das Team muss unter Trainer Pellegrino Matarazzo seine Stabilität langfristig erst noch nachweisen.
Der 1. FC Köln hat bereits bewiesen, dass er, auch auf hohem Niveau, mitspielen kann. Von den sechs Partien gegen den FC Bayern (1:1, 1:2), Borussia Dortmund (3:2, 1:6) und RB Leipzig (2:2, 0:0) blieb Köln in vier ungeschlagen. Der Haken: Das Duell fand bereits am 34. Spieltag der abgelaufenen Saison statt – auf denkwürdige Art und Weise.

Eine direkte Wiederholung wäre also denkbar ungünstig und daher auch sehr unwahrscheinlich.
AZ-Wahrscheinlichkeit: 25 Prozent
Warum Union Berlin nur der fast perfekte Gegner für den FC Bayern ist
Union Berlin hat sich inzwischen zu einem der unangenehmsten Teams der Bundesliga entwickelt. Dazu sind die "Eisernen" dieses Jahr sogar in der Champions League vertreten. Ein Gegner wie gemacht fürs Eröffnungsspiel – fast. Denn die vergangenen beiden Partien in der Allianz Arena gewann der FC Bayern 4:0 und 3:0. Da Unions Stadion An der Alten Försterei nicht den Champions-League-Anforderungen der UEFA entspricht, dürfte es auch nicht für das Eröffnungsspiel, mit erhöhter medialer Präsenz, infrage kommen.
Das bayerische Derby zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern gestaltete sich in den vergangenen Jahren immer wieder ausgeglichen. Doch bei allem Respekt vor den Leistungen des FCA in der Bundesliga, dürfte das internationale Interesse, das es bei einem Bundesliga-Eröffnungsspiel immer gibt, bei den Fuggerstädtern wohl eher geringer sein. Andere Mannschaften weisen da eine höhere Zugkraft auf.
AZ-Wahrscheinlichkeit: 30 Prozent
Reunion des FC Bayern mit Xabi Alonso zum Auftakt?
Nicht gänzlich unwahrscheinlich ist eine Saisoneröffnung zwischen dem FC Bayern und Bayer Leverkusen. Alleine schon wegen des Narrativs, dass der ehemalige Mittelfeld-Maestro nach München zurückkehrt. Besiegt hat er den FC Bayern auch schon.
Allerdings ist auch hier die Frage, ob fünf Jahre zwischen den beiden Partien am ersten Spieltag genug sind und sich die DFL dieses spielerisch hochklassige Duell nicht vielleicht für einen späteren Zeitpunkt der Saison aufheben möchte.

Seit dem 34. Spieltag der Vorsaison stehen neben Bayerns Musiala auch die Mainzer Andreas Hanche-Olsen und Karim Onisiwo in den Geschichtsbüchern des FC Bayern. Sie sorgten mit ihren Treffern dafür, dass Dortmund nicht über ein Remis hinauskam und die Meisterschale abermals nach München ging. Damit ist Thomas Tuchels Ex-Klub seiner "Bringschuld", wie er es auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Köln formuliert hatte, vollumfänglich nachgekommen.
In diese "gerieten" die Mainzer jedoch erst durch einen 3:1-Sieg über den FC Bayern am 29. Spieltag. Ihre Spitzentauglichkeit haben sie damit also unter Beweis gestellt. Jedoch gehören zur ganzen Story auch 2:6- und 0:4-Niederlagen in der abgelaufenen Spielzeit. Es meldet sich ein entsetzter Rauball – rein im übertragenen Sinne natürlich.
AZ-Wahrscheinlichkeit: 50 Prozent
Kosten die Aussetzer den SC Freiburg das Auftakt-Ticket?
Zweimal trat der Sport-Club Freiburg vergangene Saison in der Allianz Arena an. Die Partien hätten unterschiedlicher kaum verlaufen können. Während Serge Gnabry, Eric Maxim Choupo-Moting, Leroy Sané, Sadio Mané und Marcel Sabitzer am zehnten Spieltag für ein sattes 5:0 sorgten, revanchierten sich die Breisgauer mit einem 2:1-Comeback im Viertelfinale des DFB-Pokals.
Verhagelt genau diese Inkonstanz auf höchstem Niveau den Freiburgern um Trainer Christian Streich die Auftakt-Pläne? Auch in Dortmund (1:5), Wolfsburg (0:6) oder im Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig (1:5) setzte es mindestens fünf Gegentore.
Andererseits stand der SC zum zweiten Mal in Folge unter den letzten vier des DFB-Pokals, weiß sich also durchaus zu behaupten und war bisher als Auftaktgegner des FC Bayern noch nicht an der Reihe. Es wird deutlich: Die Freiburger haben im Gegensatz zu anderen Teams deutlich bessere Karten für die Teilnahme an der Bundesliga-Eröffnung.
AZ-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent
Warum der VfB Stuttgart der wahrscheinlichste Auftaktgegner der Bayern ist
Wer macht es denn nun? Wer darf dem FC Bayern im ersten Spiel der neuen Saison Paroli bieten? Zumindest aus dem AZ-Check geht eine Mannschaft als Gewinner hervor. Wie der SC Freiburg ist auch der VfB Stuttgart, was Auftaktspiele gegen die Bayern angeht, ein noch völlig unbeschriebenes Blatt.
Wenngleich die Mannschaft von Coach Sebastian Hoeneß die Klasse erst in der Relegation hielt, stehen sie nicht im Verdacht, zum Kanonenfutter zu werden. Unter Trainer-Vorgänger Matarazzo holten die Schwaben in den vergangenen beiden Duellen in der Allianz Arena jeweils ein 2:2. Auch daheim präsentierte sich der VfB stark. Im Februar fehlten beim Kopfball von Tanguy Coulibaly in Minute 93 nur wenige Zentimeter zum nächsten 2:2 – trotz 0:2-Rückstands. Diesen holten sie bei Hoeneß' Heimdebüt gegen den BVB sogar in Unterzahl auf.

Auch Hoeneß selbst bewies bereits, dass er weiß, wie dem deutschen Rekordmeister beizukommen ist. Seine Hoffenheimer waren das einzige Team, das den FC Bayern im Rekordjahr 2020 bezwingen konnte – und das klar und deutlich mit 4:1. Dazu ist die Begegnung zwischen Bayern und Stuttgart ein großes Traditionsduell der Bundesliga. Mit einem Fassungsvermögen von 47.500, respektive 75.000 Plätzen erfüllen beide Stadien die UEFA-Vorgaben und können auch mit erhöhter medialer Präsenz zurechtkommen.
AZ-Wahrscheinlichkeit: größer als 85 Prozent
Der AZ-Check zeigt: Manche Auftakt-Paarungen dürften wahrscheinlicher zustande kommen als andere – wirkliche Gewissheit gibt es dann am kommenden Freitagmittag, wenn die DFL den Spielplan für die neue Bundesliga-Saison veröffentlichen wird. Dann ja möglicherweise mit dem ersten Spiel FC Bayern gegen VfB Stuttgart.