Abschied vom FC Bayern mit Witz: Müller bringt Allianz Arena nochmal zum Lachen
München - Der letzte Vorhang ist gefallen, die letzte Thomas-Müller-Party in der Allianz Arena Geschichte. All die 75.000 Fans, sofern sie mit dem FC Bayern München sympathisieren – okay, also nicht die rund 7.000 mitgereisten Gladbacher Fans – und alle Müller-Fans (wer nicht?), werden diesen emotionalen Abend in München nie vergessen. Diese unnachahmliche One-Man-Show inmitten der Feierlichkeiten des 34. Meistertitels des FC Bayern. Einfach Müller. Oder anders gesagt: Radio Müller lieferte eine seiner besten Sendungen.
Müller: "Ich bin sehr glücklich, dass wir die Schale wieder in München haben"
Der Höhepunkt: Im Spotlight und inmitten eines Spaliers seiner Mitspieler, Trainer und Betreuer bekam Müller das Stadionmikrofon und hielt zum Abschied eine beschwingte Rede. "Liebe Leute, wir haben es alle gewusst, ich habe es gewusst, dass der Tag kommen wird." Kunstpause. Er brüllte: "Ich bin sehr glücklich, dass wir die Schale wieder in München haben."
Nach Dankesworten schloss er mit den Worten: "Ich werde von dieser großen Bühne gehen, ich hab's geliebt, der moderne Gladiator zu sein. Aber ich bin nicht traurig, ich freue mich auf das, was kommt - auch wenn es nicht halb so schön sein wird. Ich liebe euch alle! Macht's es gut, Servus!" Die letzten Worte des 35-Jährigen gingen in Jubelstürmen der Fans unter.
Fans schenken Müller Choreo zum Abschied
Schon vor dem Anpfiff stand an diesem sonnigen Frühlingstag alles im Zeichen von Müller: Dass es der 33. Spieltag war, das letzte Heimspiel der Saison? Dass nach der Partie die Meisterschale an den neuen Champion überreicht werden würde? Erst einmal Nebensache. Alle Augen waren fast nur auf ihn gerichtet. Die treuesten Fans widmeten Müller eine große Choreographie in der Südkurve. "Seit 25 Jahren alles für unsere Farben", stand da Weiß auf Rot zwischen Mittel- und Unterrang, darunter in riesigen Lettern der Name des Protagonisten: Thomas Müller.
Vor dem Anpfiff machte der FCB-Vorstand, der gemeinsam mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß entschieden hatte, Müller keinen Vertrag mehr zu geben, seine Aufwartung: Boss Jan-Christian Dreesen, Vize Michael Diederich und Sportvorstand erschienen – dem Anlass entsprechend – in Tracht. Müller erhielt auch jetzt keinen neuen Vertrag, dafür einen Blumenstrauß, ein gerahmtes Bild mit Schleife (er selbst inmitten all seiner Pokale) und eine bayerische Spielkarte.

Eltern Klaudia und Gerhard kämpften mit den Emotionen
Für den leidenschaftlichen Schafkopf-Spieler Müller gab's als Figur den Eichel-Ober, denn, so Stadionsprecher Stephan Lehmann, "den sticht keiner". Auf der Ehrentribüne kämpften die Eltern Klaudia, mit Fanschal, und Vater Gerhard mit ihren Emotionen. In seinem 750. Pflichtspiel lief Müller nicht als Kapitän auf. Die Binde beanspruchte Manuel Neuer, der nach zwei Monaten Verletzungspause (zwei Muskelfaserrisse in der Wade) auch etwas zu feiern hatte: sein Comeback. Und anders als Müller hat der Torhüter, obwohl vier Jahre älter, einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison erhalten.
Mit Neuer gewann Müller beinahe alle Titel gemeinsam, vor allem die Triple-Triumphe 2013 und 2020, dazu den WM-Sieg 2014.Das Ziel des Spiels, das rein sportlich-tabellarisch keine große Bedeutung hatte? Dem Müller einen auflegen. Für sein 249. Tor im 750. Pflichtspiel? Für sein 151. Tor im 502. Bundesliga-Einsatz? Seine beste Chance kam kurz nach der Pause. Eine Lücke, eine typische Müller-Drehung, ein Schuss – kein Tor.

Müller bedankte sich für Sprechchöre
Borussia-Torhüter Omlin parierte. "Auf geht’s, Müller, schieß`ein Tor", sangen die Fans. Ein weiterer Linksschuss von Müller wurde abgeblockt zur Ecke (68.). Der dritte Schussversuch – drüber (78.). Es sollte nicht sein. Dann kam die Auswechslung in der 83. Minute. Der Stadionsprecher räusperte sich. Das gesamte Stadion erhob sich, die Mitspieler bildeten ein Spalier, durch das Müller bis zur Bank durchlief.
Innige Umarmungen mit Neuer und Sturmpartner Harry Kane. Sechs Mal schallte das "Mül-ler" ein letztes Mal durch die Arena, damit hieß es: Servus Thomas! Ende, Legende – zumindest in einem Heimspiel. Der Gefeierte bedankte sich gerührt für die Sprechchöre. Michael Olise erhöhte in der 90. Minute auf 2:0 nachdem Harry Kane in Halbzeit eins zur Führung eingeköpft hatte. Schönes Beiwerk. Müller hatte in seinem Heim-Abschiedsspiel 47 Ballaktionen, spielte 28 Pässe, von denen 68 Prozent ankamen. Drei Flanken, vier Dribblings, drei Torschüsse, kein Tor. Egal. Legenden müssen zum Abschied nicht treffen.
Ultras schenkten Müller Trikot mit der Nummer 25
Bei der Meisterehrung durfte der im oberbayerischen Weilheim geborene Müller als Letzter aus den Katakomben, noch einmal die große Bühne. Kapitän Neuer ließ ihm den Vortritt, ein letztes, ein 13. Mal, die Schale zu stemmen. Ehre, wem Ehre gebührt. Die Mannschaft und der Betreuerstab gingen samt dem Ding vor die Kurve, Müller mit der Schale direkt in die Kurve – auf das Podest der Vorsänger. Die Ultras schenkten ihm ein rotes Trikot mit der Nummer 25. Er gab den Vorsänger, sang „Für Bayern lebe ich, ich lass dich nie im Stich!“
Als wäre all das nicht schon genug gewesen, folgte der Karl-Valentin-Moment des Abends: Während die Mitspieler sich gegenseitig mit Weißbier aus den Drei-Liter-Humpen übergossen, schnappte sich Müller noch einmal das Mikrofon und begann mit: "Ich hab' da noch einen Witz vorbereitet." Und der ging – leicht verkürzt – so: "Ein Vater liegt im Sterben. Alle seine Kinder stehen um sein Bett herum. Aus der Küche duftet es nach Kuchen. Der Vater sagt zu einem seiner Söhne: "Hol' mir bitte ein Stück Kuchen, bevor ich sterbe!" Der Sohn geht und kommt gleich darauf zurück. Ohne Kuchen. "Wo ist denn der Kuchen?", fragt der Vater. Daraufhin der Sohn: "Mama hat gesagt, der ist für nach der Beerdigung!" Typischer geht’s nicht für Radio Müller.