27,2 Millionen Euro: Muss Hoeneß jetzt ins Gefängnis?

Kein Tag ohne Hoeneß-Hammer: Steuerfahnderin nennt neue Summe. Die ist noch günstig geschätzt für den Angeklagten. Es wird stockfinster für den Ober-Bayern.
von  mm / th

München - Sie kam mit einem roten Wäschekorb voller Akten ins Landgericht München. Und was die Rosenheimer Steuerfahnderin Gabi M. dem Gericht vorlegte, war Sprengstoff. Nicht 3,5, nicht 18,5 – mindestens 27,2 Millionen Euro hat Uli Hoeneß an Steuern hinterzogen. Es wird stockfinster für den Bayern-Präsidenten, auch wenn mit einem schnellen Urteil nicht mehr gerechnet wird.

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Nach dem Hammer vom Vortag, als Hoeneß’ Verteidiger die in der Anklage genannte Summe von 3,5 Millionen mal schnell auf 18,5 Millionen aufgestockt hatte, kam am zweiten Tag der nächste Paukenschlag. Die Neuberechnung seiner Steuern aufgrund der kurzfristig neu eingereichten Unterlagen für die Jahre 2003 bis 2006 ergab eine Steuerschuld von 23,7 Millionen Euro, wie die Steuerfahnderin aussagte. Dazu kommen nach Angaben der Staatsanwaltschaft bereits in der Anklage aufgeführte weitere 3,5 Millionen Euro aus Kapitalerträgen für die Jahre 2007 bis 2009, womit sich die Steuerschuld auf insgesamt 27,2 Millionen Euro beläuft – mindestens.

Die Steuerfahnderin nahm diese erste und vorläufige Berechnung zugunsten von Hoeneß vor – die tatsächliche Steuerlast könnte noch höher liegen.

Am zweiten Tag seines Prozesses war Hoeneß deutlich ernster als am Tag zuvor. Wieder saß seine Frau Susi im Saal, sie hörte die Aussage der Steuerfahnderin. Die hatte es von Anfang an in sich: Die Unterlagen von den beiden Schweizer Konten kamen per USB-Stick vor rund einer Woche bei der Rosenheimer Behörde an. Zunächst waren die Dateien nicht lesbar. Ein zweiter Datenträger wurde von Hoeneß’ Verteidigung nachgeliefert.

Ausgedruckt sind es wohl 52000 Seiten. Die „Grunddaten“, so die Beamtin, seien aber schon am 18. Januar 2013 von Hoeneß’ Bank Vontobel erstellt worden. Das habe die EDV-Abteilung der Behörde festgestellt. „Bislang hat man immer gesagt, die Bank habe das gar nicht erstellen können“, sagt Gerichtssprecherin Andrea Titz.

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Also ist mehr als ein Jahr vergangen zwischen der Erstellung und der Lieferung an die Staatsanwaltschaft. Auch danach wurden „über einen sehr langen Zeitraum gar keine neuen Unterlagen nach der Erstattung der Selbstanzeige eingereicht“, so Titz. „Immer wieder wurden neue Fristen gesetzt“, immer wieder seien sie verstrichen. Die ersten neuen Unterlagen seit der Selbstanzeige vom 17. Januar 2013 kamen am 27. Februar diesen Jahres: „Und sie waren entgegen ersten Angaben dann doch nicht vollständig“, sagte die Sprecherin: Fünf Tage vor Verhandlungsbeginn wurden weitere Akten nachgereicht – es sieht weniger nach reinem Tisch machen aus als nach Verzögerungstaktik.

An einer Gefängnisstrafe für Hoeneß geht nach Ansicht von Steuergewerkschafts-Chef Thomas Eigenthaler kein Weg mehr vorbei. „Eine Freiheitsstrafe ist für mich absolut zwingend“, sagte er. An einer Aussetzung zur Bewährung habe er „ganz, ganz starke Zweifel“.

Die täglichen Sensationen bringen den Zeitplan vor Gericht komplett durcheinander. Gerichtssprecherin Titz hält es für wenig wahrscheinlich, dass es wie geplant noch am Donnerstag zu einem Urteil kommen wird: „Das kann noch Wochen dauern.“ Die immer neuen Summen aus dem Gericht kommentierte ein Zuschauer: „Wenn die hier so weiter machen, ist der Bundeshaushalt in einem Jahr saniert.“

 

 

 

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