Der Löwen-Samurai: Randy Botikali ist eine große Box-Hoffnung
Im berühmten Hollywood-Streifen "Last Samurai" gibt es eine Szene, in der der gefangen genommene US-General, gespielt von Tom Cruise, sich in einem Kampf mit dem Trainingsschwert im Samurai-Lager beweisen muss.
Wieder und wieder wird Cruise niedergeschlagen, doch er steht jedes Mal auf, solange, bis er am Ende völlig erschöpft im strömenden Regen liegen bleibt. Kaum eine andere Filmszene macht so deutlich, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben. Cruise erringt in diesem Moment den tiefen Respekt seiner eigentlichen Feinde, der Samurai.
Es ist eine Sache, eine solch brutale Szene auf der Leinwand zu sehen. Eine andere Geschichte ist es, sie wirklich zu durchleben. Genau dies hat Randy Botikali getan, der mittlerweile eine der ganz großen deutschen Box-Hoffnungen im Weltergewicht ist und der in Sendling lebt.
Randy Botikali hat immer weiter gemacht
Acht Kämpfe am Stück hat der junge Mann mit kongolesischen Wurzeln zu Beginn seiner Laufbahn verloren. Selbst im olympischen Boxen, wo Niederlagen dazugehören, eine verdammt hohe Anzahl. "Ich bin selbst von mir überrascht, dass ich nie gesagt habe, ich will aufhören. Dann hätte ich wahrscheinlich nicht mehr in den Spiegel schauen können", sagt er heute.
Unter den beiden Cheftrainern Alfonso Fusco und Raschad Pekpassi wird mit Botikali eines der heißesten Eisen der deutschen Boxszene im täglichen Training beim TSV 1860 in Giesing geschmiedet.
Der "Black Flash" (schwarzer Blitz) kam vor gut viereinhalb Jahren durch seinen Bruder zum Boxen. Nach der Pleitenserie zu Beginn nahm seine Karriere im vergangenen Jahr Fahrt auf. Chemiepokalsieger, Deutscher Meister der U19 und erfolgreiche Auftritte in der Box-Bundesliga stehen nun in den Meriten des Youngsters.
Teilnahme bei Olympia 2024? Durchaus realistisch
Der Weg an die deutsche Spitze ist trotz seiner 18 Jahre nicht mehr weit. "Botikali bringt neben seinem Talent einiges mit, was ihm die Tür zu den Olympischen Spielen öffnen kann. Exzellentes Distanzgefühl, eine saubere Führhand und seine großartigen Reflexe, das ist alles von oberster Güte. Er kassiert zwar noch oft unnötige Gegentreffer, aber wenn er so fokussiert wie bisher dranbleibt, werde ich ihn 2024 in Paris kämpfen sehen", sagt Nick Trachte, Boss der Münchner Faustschmiede Boxwerk und Vize-Präsident des bayerischen Boxverbandes. Ein Lob von ganz oben.
Botikali ist ein charismatischer Typ, zur Bundesliga hat er seine Haare im "Sechzger-Blau" gefärbt und feierte seine Siege mit Salto im Ring. Gleichzeitig ist er sehr reflektiert. "Nach Niederlagen denke ich oft, dass ich die Leute, die an mich glauben, enttäuscht habe", sagt der gläubige Katholik, "das darf dann natürlich im besten Fall nicht noch mal passieren."
Rituale müssen sein
An Kampftagen hat der "Black Flash" strenge Rituale. Neben dem Gebet und der richtigen Musik darf der Energy Drink mit Geschmacksrichtung "Tropical Guava" nicht fehlen. Im Ring gibt es dann keine Nervosität mehr. Neben seiner Familie hebt der Boxer vor allem das Team der Löwen hervor, das ihm Kraft gibt, ihn auf dem Weg nach oben unterstützt.
Denn: Boxen ist ein brutaler Sport mit Schinderei über die eigenen Grenzen und Ängste hinweg. Ewige Vorbereitungen für ein paar Minuten im Ring, in denen Nuancen entscheiden. Botikali liebt den Sport. Und er hat Ziele: Er will die deutsche Nummer eins werden - und dann den Fokus auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris richten.
Er steht gerade erst am Anfang
"Meine Reise hat gerade erst begonnen", sagt Botikali. Sein Lächeln strahlt das Selbstvertrauen eines Siegers aus. Die acht Niederlagen zu Beginn der Karriere sind nicht vergessen, sie dienen dem Löwen-Samurai als Motivation, das nie wieder zu erleben.
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