DEB-Team unter Druck: Die Charakterfrage
St. Petersburg - So jedenfalls kann es für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft nicht mehr weitergehen. Nach dem WM-Fehlstart und vor dem „Endspiel“ um das erhoffte Viertelfinal-Ticket am Dienstag (15.15 Uhr MEZ/Sport1) gegen die Slowakei erhöht Bundestrainer Marco Sturm nun den Druck auf sein Team. „Das ist ein großes Spiel für uns“, sagte Sturm: „Das Wichtigste ist, wie man zurückkommt. Das ist eine Charakterfrage.“
Eine dritte Niederlage im dritten WM-Gruppenspiel in St. Petersburg wäre für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes wohl bereits das Ende aller Viertelfinalträume. Um das zu verhindern, schärfte Sturm bei der knackigen Trainingseinheit am Montagmorgen die Sinne der Spieler, indem er immer wieder lautstark Anweisungen gab. Die eklatante Startschwäche bei den Auftaktniederlagen gegen Frankreich (2:3 nach Penaltyschießen) und Finnland (1:5) soll sich gegen die in zwei Spielen noch verlustpunktfreien Slowaken nicht wiederholen.
"Müssen von Anfang an da sein"
„Die Einstellung und Bereitschaft, sofort alles zu geben, habe ich ein bisschen vermisst“, sagte Sturm nach der klaren Niederlage am Sonntag gegen Turnier-Mitfavorit Finnland: „Wenn wir mit den großen Jungs mithalten wollen, müssen wir von Anfang an da sein.“ Auch DEB-Präsident Franz Reindl forderte vom Start weg „volle Pulle“, mit den Leistungen ist er bislang nicht zufrieden: „Die Mannschaft hat noch nicht so zu ihrem Spiel gefunden, wie wir das alle erhofft haben.“
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Für die wohl letzte Chance auf das Erreichen der K.o.-Runde sprengt Sturm sogar seine Paradereihe mit den NHL-Jungstars Tobias Rieder und Leon Draisaitl sowie DEL-Topscorer Patrick Reimer. Der Druck auf den bislang enttäuschenden RDR-Sturm, der in der Vorbereitung mit teilweise traumhaften Kombinationen geglänzt hatte, war offenbar zu groß.
Schläger zu fest in den Händen gehalten
„Man hat gesehen, dass sie den Schläger teilweise zu fest in den Händen gehalten haben. Die Jungs sollen wieder Spaß haben“, erklärte der Bundestrainer seine Umstellung. Zu Rieder und Reimer gesellt sich nun wohl WM-Neuling Dominik Kahun. Draisaitl dürfte wie im Training getestet mit Brooks Macek und Marcel Noebels auflaufen.
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Vielleicht stellt Sturm auch auf der Torhüterposition um, obwohl Timo Pielmeier keine Schuld an den Niederlagen trug. Ob NHL-Torhüter Thomas Greiss nach dem Play-off-Aus mit den New York Islanders nachnominiert wird, ließ der deutsche NHL-Rekordspieler am Montagmittag allerdings offen: „Man muss ganz genau überlegen, ob das mit dem langen Flug und der Zeitverschiebung Sinn macht. Ich bin auch mit der Torhüterleistung zufrieden.“
Um die Köpfe frei zu bekommen und neue Kraft zu tanken, schenkte Sturm der Mannschaft am Montag einen freien Nachmittag. Am wichtigsten russischen Feiertag, dem „Tag des Sieges“ über das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg, erkundeten manche Spieler das malerische St. Petersburg. Andere legten im Teamhotel die Beine hoch. „Ich trinke irgendwo in der Sonne eine Kaffee“, kündigte NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff an.
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