Bayern wird Europameister

TENERO - Schweinsteiger, Klose, Lahm und dazu Podolski als Vorbereiter: Jeder der drei Treffer im Halbfinale gegen die Türkei war von einem Bayern-Star erzielt worden. Wie die Nationalelf von den Münchner Stars abhängt und warum sie daheim Probleme haben.
Sieben Jahre ist es her: Mailand, der 23. Mai 2001: Der FC Bayern wird Europameister, besiegt den FC Valencia im Elfmeterschießen. Kontinentaler Champion der Vereinsmannschaften, mehr geht nicht im europäischen Fußball. Nun haben sie wieder ein Finale erreicht, das EM-Finale mit der Nationalmannschaft am Sonntag in Wien (20.45 Uhr, ARD live). Sie, der FC Bayern Deutschland.
Podolski auf Schweinsteiger – das 1:1. Lahm auf Klose – das 2:1. Lahm vollendet – das 3:2, das Siegtor. Jeder der drei Treffer im Halbfinale gegen die Türkei war von einem Bayern-Star erzielt worden, einzig die Vorbereitung des Siegtreffers blieb Thomas Hitzlsperger überlassen. Er, der gebürtige Münchner, spielt beim VfB Stuttgart. Sein Pass auf Lahm, den zweiten gebürtigen Münchner im Kader, leitete den Siegtreffer ein.
„Eine Einzelleistung musste her, Philipp Lahm hat es gerichtet“, freute sich Franz Beckenbauer, ein gebürtiger Münchner, ganz besonders. Der Bayern-Präsident konnte stolz sein auf seine vier Protagonisten von der Säbener Straße. Auch auf Miroslav Klose, der unerklärlicherweise komplett abtaucht während einer Partie, aber die Nervenstärke besitzt, in wichtigen Momenten wie beim Kopfball zum 2:1 da zu sein. Marcell Jansen, der fünfte Bayer, war in den Schlussminuten noch eingewechselt worden.
Die Roten waren die Matchwinner. „Ich bin stolz darauf, dass wir insgesamt zehn Spieler bei der EM haben - damit liegen wir an der Spitze der Vereine, die Nationalspieler stellen“, hatte der neue Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann bereist nach Ende der Vorrunde gesagt und betont: „Mir haben die deutschen Spieler in der deutschen Nationalmannschaft imponiert.“ Ein Turnier mit Schwankungen, Enttäuschungen und Erfolgen. Die Achterbahnfahrt der Bayern-Stars.
Etwa Bastian Schweinsteiger: Es war das zweite Spiel für ihn von Beginn an nach einer miserablen, ernüchternden Vorrunde mit zwei Partien als Einwechselspieler und der Roten Karte wegen einer Dummheit gegen Kroatien. Das Spiel gegen Österreich erlebt er als gesperrter Sünder auf der Tribüne, das 3:2 gegen Portugal wie im Rausch. Gegen die Türkei brillierte er als Torjäger nach Podolskis Pass. Nicht nur das. Schweinsteiger arbeitete wie noch nie. „Bastian hat eine der größten Laufleistungen gezeigt, die es bisher überhaupt im Turnier gegeben hat“, lobte ihn Bundestrainer Joachim Löw. Seinen Platz in der Startelf fürs Finale hat er sicher – nicht aber in der kommenden Saison beim FC Bayern. Womöglich nur, bis Franck Ribéry nach seinem Syndesmosebandriss wieder fit ist.
„Wir sind alle gut drauf, wir hatten eine tolle Saison mit Bayern“, sagte Lukas Podolski. Drei Treffer in den ersten beiden Spielen, darüber hinaus perfekte Vorlagen wie gegen die Türkei („Jetzt muss auch mal wieder von Schweini was kommen“): Podolski hat sich unverzichtbar gemacht, in Joachim Löws System, bei Bayern sieht die Poldi-Welt freilich ganz anders aus. Seine Tendenz ist klar: Lieber den Abgang machen als weiter den Bankdrücker geben.
„Podolski spielt eine gute EM – er darf zu Recht Ansprüche gegenüber den Bayern stellen“, sagte Ex-Bayern-Kapitän Stefan Effenberg auf „www.feelfootball.com“ und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass er eine ehrliche Antwort von den Verantwortlichen beim FC Bayern erhält, wie seine Perspektiven sind. Grundsätzlich muss Podolski in einem Verein spielen, wo er Stammspieler ist. Wenn er diese Perspektive bei den Bayern nicht sieht, muss er gehen!“
Ob denn er sowie Lahm, Schweinsteiger und Klose nächste auch noch bei Bayern zusammen spielen, wurde Podolski noch gefragt. „Das weiß ich nicht, da müssen sie die anderen fragen.“ Und er selbst?
Patrick Strasser, Thorsten Klein