„Auf ein paar Körbe mit Uli“
Erst die WM, dann der FC Bayern: Hier spricht Basketballtrainer Bauermann über die Doppelbelastung und die Zukunft in München.
AZ: Herr Bauermann, am Samstag gegen Argentinien startet die deutsche Nationalmannschaft in die Basketball-WM. Sie haben auf viele Routiniers verzichtet. Wenn man sich den Kader ansieht, könnte man draus schließen, dass Sie einen Schnupperkurs WM ausgelobt haben.
DIRK BAUERMANN: Ich will Alibis, wie „wir sind ja noch so jung“ gar nicht hören. Eine WM ist nach Olympia der faszinierendste Wettbewerb der Welt. Man darf sich nie mit Mittelmaß zufrieden geben, muss seine eigenen Farben, sein Land bestmöglich verkaufen. Fakt ist aber auch, dass unser Team sehr jung ist. Mit diesem Kader machen wir eine Investition in die Zukunft, denn die Spieler werden jetzt, im Duell mit den Weltbesten, Erfahrungen sammeln. Die sind unbezahlbar, die werden ihnen bei unseren großen mittelfristigen Zielen – der Olympia-Qualifikation 2011 und den Spielen in London 2012 – weiterhelfen. Rückschläge, auch bei dieser WM, sind daher nicht auszuschließen. Der Kader ist bewusst unter dem Entwicklungsaspekt zusammengestellt. So sollte man die Leistungen auch bewerten.
Wer ist denn Ihr persönlicher Lieblingsspieler in der Geschichte des Basketballs?
Earvin „Magic“ Johnson! Ich habe immer geliebt, mit welcher Emotion er gespielt hat, mit welcher Selbstlosigkeit er die anderen Spieler eingesetzt hat. Auch wie er seine HIV-Infektion genutzt hat, um das Thema öffentlich zu machen, ist bewundernswert. Wie er sein Schicksal mit seinem berühmten strahlenden Lächeln angenommen hat – und so einer Krankheit, die damals noch stigmatisiert war, ein Gesicht gegeben hat –, ist menschlich großartig.
Wie reagieren Sie, wenn vom Basketball zum Teil immer noch als dem „körperlosen Spiel“ gesprochen wird?
Zum Glück habe ich das länger nicht mehr gehört. Franz Beckenbauer hat es bei einem Fußballspiel vor einiger Zeit noch mal verwendet. Aber der darf das auch. Ansonsten ist die Körperlosigkeit ein überholtes Vorurteil. Wenn das heute noch einer sagt, kann ich da echt nur noch lachen. Basketball ist sehr athletisch, sehr dynamisch und sehr physisch geworden.
Nebenbei sind Sie ja auch noch Chefcoach beim FC Bayern. Haben Sie schon mit Präsident Uli Hoeneß, der ein begeisterter Basketballfan ist, ein paar Körbe geworfen?
Noch nicht, aber das müssen wir unbedingt nachholen. Es gibt bei Bayern schon die Montagskicker, vielleicht können wir noch die Montagsballer etablieren. Kandidaten gäbe es genug, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger sind große Basketballfans, haben angekündigt, dass sie sich unsere Spielen ansehen werden.
Die Aufgabe, Basketball in München zu etablieren, ist monumental. Da werden Sie nicht nur sportlich Erfolg haben müssen.
Das ist richtig. Ich habe mich ja auch erst entschieden, bei diesem Projekt dabei zu sein, als alle gemerkt haben, dass wir gemeinsame Überzeugungen haben. Eigentlich gab es ja nur die Bitte, ob ich mit Ratschlägen zur Seite stehen würde. Aber nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen, insbesondere Hoeneß, war mir klar, dass dies eine Erfolgsgeschichte werden kann. Ich habe auch schon in der allerersten Teamsitzung den Spielern gesagt, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld Gas geben müssen, dass wir uns nicht nur jeden Abend das Herz vor Leidenschaft aus der Brust reißen müssen, wir müssen auch immer für die Fans da sein. Jedes Autogramm, jeden Fotowunsch erfüllen. Wenn es mal 30 Minuten länger dauert, dann dauert’s eben 30 Minuten länger. Ich habe das Team so zusammengestellt, dass kein Quertreiber, kein Egoist dabei ist, sondern nur Leute, die sich mit diesem Projekt identifizieren.
Es soll auch Kooperationen mit dem Eishockeyverein EHC München geben, mit dem Sie sich auch die Halle teilen.
Ja, da gibt es schon Gespräche. Wir sind für alles offen. Nur vor einem warne ich: Wir sollten nicht mal zu einem Gaudi-spiel gegen die auf dem Eis antreten. Derart körperlich wie deren Sport ist dann unser Basketball doch nicht.
Interview: Matthias Kerber