300 Gäste bei Trauerfeier für Sportreporter Harry Valérien

Abschied von Sportreporter Harry Valérien: In Benediktbeuren geben 300 Trauergäste dem Erfinder des ZDF-Sportstudios das letzte Geleit. „Er hat unseren Sport gelebt wie kein anderer.“
von  T. Becker

BENEDIKTBEUERN - Wenn Harry Valérien abends das „Aktuelle Sportstudio“ moderierte, sah der Tag für seine Familie immer gleich aus, erzählt seine Tochter Tanja: „Du hast dich dann den ganzen Tag oben in deinem Arbeitszimmer eingeschlossen, ganz ruhig musste es im Haus sein, aber wir mussten alle da sein; wir Kinder durften nicht zu unseren Freunden. Mami hat was Feines gekocht, und dann hast du uns ausgefragt, was wir denn von deinen Studiogästen wissen wollen würden. Den Menschen im Sportler wolltest du immer entdecken, sagtest, du würdest auch bezahlen, um diesen Job ausüben zu dürfen.“

Bewegende Worte sind es, die Tanja Valérien-Glowacz bei der Trauerfeier für ihren Vater findet. „Dabei warst du gerade bei Trauerreden besonders kritisch und würdest jetzt streng schauen, weil ich vom Blatt lese. Aber ich bin nicht du.“

Zur Feier im Kloster Benediktbeuern kamen rund 300 Gäste: ein who is who aus Sport und Medien. Den FC Bayern vertraten Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Paul Breitner. Viele seiner Kollegen waren da: Dieter Kürten, ZDF-Sportchef Gruschwitz, Gerd Rubenbauer, Fritz von Thurn und Taxis, Mediengrößen wie Hubert Burda und Helmut Markwort, Sportler wie Klaus Wolfermann, Armin Hary – und die Skifahrer: Christa Kinshofer, Willy Bogner, Michael Veith, Markus Wasmeier, Rosi Mittermeier und Gatte Christian Neureuther. Letzterer sagte über den vor zwei Wochen verstorbenen Moderator:

„Er hat unseren Sport gelebt wie kein anderer, hat sich nicht biegen lassen. Toll, dass wir ihn hatten. Der Sport lebt ja auch von der Übertragung – und der Sport hatte früher einen höheren Stellenwert als heute.“ Gut in Erinnerung ist Neureuther auch noch ein Brief Valeriéns an seinen Sohn Felix: „Nach einer verkorksten WM hat Harry ihn aufgebaut – ohne zu beschönigen!“ Bayern-Präsident Hoeneß meinte: „Er hat einen nie schlecht aussehen lassen. Es war immer sehr angenehm, mit ihm zu sprechen, auch außerhalb des Jobs.“

Ähnlich sah das Filmproduzent Arthur Kohn. „Alles Ungerade war ihm wesensfremd“, sagte Kohn. Er schloss mit einem Satz von Ernest Hemingway: „Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals tot.“ Markus Wasmeier hielt eine berührende Rede und verabschiedete sich mit den Worten: „Im Namen aller Sportler kann ich sagen: Es gibt keine Schuld, die dringender ist, als die, ,Vergelt’s Gott’ zu sagen. Mach’s guad, guade Reise. Servus.“ Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt; den Ort wollte die Familie nicht bekanntgeben.

 

 

 

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